Noch immer standen die beiden jungen Reiter bis zur Hüfte im Wasser und Marlena blickte Keanai fordernd an. Offensichtlich vieles dem jungen Mann schwer über dieses Thema zu sprechen.
"Ihr Name ist Svenaja ." druckste Keanai schließlich.
Als ich wieder schweigen ausbreitete beschloss Marlena den Druck etwas zu erhöhen.
"Gut, nun kenne ich ihren Namen. Was ist Ihre Geschichte?"
"Sie ist genauso alt wie ich. Sie ist Narnas Enkelin. Als Kinder haben wir zusammen gespielt und waren gute Freunde. Als wir älter geworden sind begann Svenaja Gefühle für mich zu entwickeln."
"Sie hat sich in dich verliebt." folgerte Marlena und begann langsam richtung Ufer zu waten. Von der ausgelassenen friedlichen Stimmung die noch bis vor wenigen Sekunden geherrscht hatte war nichts mehr zu spüren. "Weiter, da ist doch noch mehr."
"Ich habe nie mehr in ihr gesehen als eine Freundin das musst du mir glauben." sagte Keanai fast verzweifelt als er Marlena zum Ufer folgte. "Als mir ihre Gefühle gestanden hat habe ich ihr gesagt, dass es mir nicht so geht. Wir haben dann beschlossen erst einmal etwas Abstand voneinander zu halten. Dann aber ist mein Vater gestorben. Das hat mich sehr getroffen und.... Svenaja war damals für mich da. Zuerst nur als Freundin aber dann....."
"Dann?"
Etwas tief in Marlena fürchtete sich davon diese Frage zu stellen aber sie wusste auch, dass sie die Wahrheit erfahren musste. Sie konnte nicht einfach so tun als hätte es diese Ereignisse nie gegeben.
"Ich habe mich so einsam gefühlt und sie hat mir Nähe angeboten. Ich.... wir hätten das nicht tun sollen aber....."
Marlena konnte sich genau vorstellen wovon Keanai da sprach. Etwas in ihr kramte sich zusammen und begann einen Druck aufzubauen der es ihr immer schwieriger machte in der Nähe des jungen Mannes zu bleiben. Inzwischen waren sie auf das Trockene zurückgekehrt. Keanai der bisher neben Marlena gegangen war stellte sich nun vor sie hin und legte ihr die Hände auf die Schultern.
"Ich weiß das es falsch war. Ich hätte ihr direkt sagen sollen, dass ich ihre Gefühle nicht in dem Maß erwidern kann die sie sich wünscht aber dann ist Irucan geschlüpft und gleichzeitig war da noch dieses Problem mit unseren Feldern! Ich habe einfach nicht den richtigen Moment gefunden."
Obwohl sich bereits Tränen ihren Weg über Marlenas Wangen suchten musste sie sich beherrschen um nichts zu lachen. Nicht den richtigen Moment gefunden! Gab es für so etwas überhaupt den richtigen Moment?
"Ich kläre das mit ihr." versprachen Keanai und wollte einen Schritt auf Marlena zu machen. Diese jedoch schüttelte seine Hände ab und wich zurück.
"Es ist gut dass du mit ihr reden willst. Aber ich brauche auch Zeit. Ich muss das alles erst verarbeiten."
Ohne die Antwort des anderen Drachenreiters abzuwarten drehte sich die junge Halbling um und rannte in Richtung ihres Zeltes davon. In ihr tobte ein Wirbelsturm von widersprüchlichen Gefühlen und sie hatte keine Ahnung wie sie Ordnung in dieses Chaos bringen sollte. Sie schämte sich, war wütend auf sich und auf Keanai, sie war traurig und fühlte sich einfach nur schlecht.
Eillig kroch sie in ihr Zelt, dauerte sich auf ihrer Matte zusammen, zog die Beine an den Körper und legte ihren Kopf auf den Knien ab. Stumm weinte sie eine Weile vor sich hin.
Wie lange sie so dagesessen hatte konnte sie nicht genau sagen erst als ein angenehm warmer Luftzug an ihren Beinen kizelte hob sie wieder den Blick.
Alonvys mächtiges Haupt füllte den Zelteingang praktisch völlig aus. Die weiße Drachendame musste vorsichtig sein um nicht mit ihren Hörnern Löcher in die Zeltwand zu stechen. Besorgt blickte sie ihrer Reiterin an.
- "Was hast du meine Kleine."- fragte sie fürsorglich. - "Wollte dein Liebster mehr als du geben wolltest?"-
Ganz besonders die letzten Worte der Drachendame waren von tiefer Sorge begleitet und enthielten bereits die Saat für lodernde Wut.
Marlena beschloss schnell gegenzusteuern und teilte die schmerzlichen Erinnerungen der letzten Augenblicke mit ihrer Seelenschwester.
- "Ach Kleines." - summte die Drachendame und rieb zärtlich ihre Nasenspitze am Marlenas Beine. - "Ich wünschte ich würde die Paarungsrituale von euch Zweibeinern etwas besser verstehen, dann könnte ich dir jetzt sicher besser helfen." -
Marlena rang sich ein Lächeln ab und strich ihrer Drachendame über die Schnauze.
- "Ich weiß er selbst nicht warum ich das so trifft Große. Es ist ja nicht so als wenn er mich belogen hätte. Wir haben nie darüber gesprochen ob es vielleicht jemand anderen in seinem Leben gibt. Ich habe nie danach gefragt." -
- "Es war auch nicht deine Aufgabe danach zu fragen. Es wäre Keanais Aufgabe gewesen die davon zu erzählen oder sein brennendes Blut im Zaum zu halten bis er die Angelegenheit mit diesem anderen Mädchen geklärt hätte. Wie gesagt, die Liebe funktioniert für uns Drachen etwas anders als für euch Zweibeinern aber egal zu welchem Volkmann gehört, ich finde das der Junge da einfach nur feige war! Er hat das Problem ignoriert und gehofft, dass sich das irgendwie schon von selbst erledigen würde. Wenn sie ein Drachenmännchen so verhalten würde wenn man ihn prüft, sollte er wohl die Hoffnung aufgeben, einen Nistpartnerin zu finden! Feiglinge sind bei den Kindern des Feuers und der Luft nicht hoch angesehen!" -
Marlena dachte über Alonvys Worte nach. Im Grunde hatte die Drachendame Recht. Gleichzeitig weigerte sich aber etwas in der jungen Frau wütend auf Keanai zu sein.
- "Ich mag ihn aber." - antwortete die junge Halbling daher schwach. - "Und er hatte auch nicht wirklich etwas Böses getan. Er hatte einen schwachen Moment und wollte weder ihr noch mir weh tun." -
Alonvy gab ein wütendes schnauben von sich, unterdrückte aber ihren Zorn. Marlena wusste dass das ein Verhalten war, welches wir Drachen eigentlich ungewöhnlich war und Begriff, dass die Weiße dies nur tat, weil sie begriff, dass Wut ihrer Reiterin jetzt nicht helfen würde.
- "Kleines, du bist klug genug und zu wissen, dass es wenn es um so tiefe Gefühle geht, es manchmal ausgeschlossen ist das niemand verletzt wird. Keanais...... Zurückhaltung hat nun dafür gesorgt, dass er zwei Lebewesen verletzt hat. Dich und diese Svenaja. Ich spüre deutlich, dass du Mitleid für Sie empfindest. Es gefällt dir nicht, dass jemand leidet weil Du etwas getan hast. Das siehst du aber falsch! Es ist nicht dein Handeln, dass dieses Leid verursacht hat sondern Keanais Untätigkeit. Über diesen Punkt werde ich mich mit dir diskutieren also schlagt dir diese absurden Schuldgefühle aus dem Kopf." -
Tatsächlich trösteten Alonvys Worte die junge Halbling und brachten etwas Ruhe in den Sturm ihrer Gedanken.
- "Was denkst du wie ich mich jetzt gegenüber Keanai verhalten soll. Ich meine, er hat versprochen mit dieser Svenaja zu reden und die Sache zu klären. Es ist ja auch nicht so, dass ich ihn nicht mehr gern habe aber....."-
- "Du denkst, dass du nicht einfach da weitermachen kannst wo ihr heute aufgehört habt. Das ist nur natürlich. Dein Vertrauen in ihn hat einen Schlag bekommen. Und ich glaube nicht, dass es deine Aufgabe ist dieses Vertrauen wiederherzustellen." -
- "Was rätst du mir?" - wollte Marlena wissen.
Alonvy dachte einen Augenblick nach bevor sie antwortete.
- "Du und Keanai ihr steht noch ganz am Anfang. Sie das was nun kommt als Teil der Prüfung ob er zu einem Nistpartner taugt! Warte ab wie er sich in den nächsten Tagen verhalten wird. Ich sage es nochmal: Es ist nicht deine Aufgabe dieses Durcheinander zu bereinigen. Nimm dir die Zeit die du brauchst und beobachte sein Verhalten. Vielleicht gelingt es ihm dein Vertrauen wiederzugewinnen, vielleicht nicht aber er muss etwas tun und nicht du." -
- "Und wenn er nicht warten will? Wenn ich zu viel Geduld von ihm fordere?" -
- "Dann sei froh dass du ihn los bist!" - gab Alonvy entschieden zurück. - "Wenn er nicht bereit ist zu warten dann geht es bei dem was er fühlt auch nicht um dich sondern nur um das was sein kochendes Blut sich wünscht. Ein Männchen ohne Geduld taugt nicht für eine Brut und die Herausforderungen die damit verbunden sind. Zumindest bei uns Drachen ist das so." -
Wieder musste Marlena Lächeln und spürte wie sich ihr innerer Orkan allmählich beruhigte. Noch einmal streichelte sie ihrer Drachendame über die Schnauze.
- "Weißt du meine Große, es scheint, als hätten Drachen und Zweibeinern wesentlich mehr gemeinsam wenn es um die Partnerwahl geht als du glaubst." -
- "Ja, bei beiden Spezies taugen die Männchen nicht halb soviel wie die Weibchen." - brummte Alonvy und schaffte es damit ihrer Reiterin tatsächlich ein Lachen zu entlocken.
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanfictionEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...