Nachdem Okoye mir, unter Shuris konstanten Protesten, die Handschellen angelegt hatte, stieß sie mich leicht an, dass ich vor ihr nach draußen lief. Dort warteten bereits vier andere Kriegerinnen, die jeweils zu Zweit vor und hinter uns liefen. Sie taten ja gerade so, als hätte ich vor auszubrechen. Allein meine Körpersprache sollte ihnen das Gegenteil beweisen. Hängende Schultern, Blick nach unten und wenn das noch nicht auffällig genug war, ich gab nicht den leisesten Widerspruch oder zeigte andere Anzeichen von Widerstand. Sie führten mich durch den Zellenblock, bis wir an einen Fahrstuhl kamen. Ein komplett gläsernes Gebilde aber ich hatte nicht wirklich Interesse zu entdecken, wie die Höhle, in der sich das Gefängnis befand, aussah. Als wir jedoch in einem Gang aussteigen, der mit seinen gläsernen Wänden einen Blick auf Wakanda bot, konnte ich nicht anders als mich um zu sehen. Die Stadt war riesig und modern, das erkannte ich selbst von hier, obwohl das Gefängnis deutlich außerhalb in grüner Graslandschaft lag. Alles wirkte friedlich, idyllisch und einfach wunderschön, sodass ich aus dem Staunen kaum heraus kam.
"Wakanda ist schön, nicht?", ich blickte zu Shuri, die lächelnd neben mir lief, was ihr einen tadelnden Blick von Okoye einbrachte.
"Das ist es wirklich", nickte ich und wünschte mir für einen Moment durch das Gras streifen zu können. Am Horizont erkannte man vereinzelte Dörfer. Sie wirkte so friedlich und ruhig, dass ich nicht anders konnte, als mich dorthin zu wünschen. Am Ende des gläsernen Gangs lag ein weiterer Gang der einige Räume durch gläserne Türen verband. Wir liefen auf die Tür am Ende zu und ich erkannte darin bereits zwei Männer stehen. "Oh Gott, dafür bin ich noch nicht bereit." Ich zuckte zurück, als ich erkannte, wer dort stand und miteinander diskutierte. Ich kam jedoch nicht weg, besonders, weil mich Okoye am Stoff meiner Pullovers griff und mich an der Schulter vor sich her schob. Bei ihren verachtenden Blicken hätte ich nicht erwartet, dass sie mich jemals berühren würde.
"Was ist denn los?", fragte Shuri. "Das sind Freunde meines Bruders."
"Nur, weil sie mit deinem Bruder befreundet sind, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie mich mögen", antwortete ich leise, doch da ging die Tür schon auf und ich wurde in den Raum gestoßen.
"Viel Glück!", rief mir Shuri nach, während sie von Okoye zurück gehalten wurde, welche dann zuletzt und ohne die Prinzessin den Raum betrat. Als mein Blick auf den von Sam traf, erschien es mir plötzlich ziemlich unsinnig, dass zu ihren Schutz fünf Kriegerinnen angestellt wurden, man mir aber noch die Hände gebunden hatte. So wie er aussah, war ich diejenige, welche gleich Schutz gebrauchen konnte. Ich räusperte mich und versuchte wenigsten ein wenig Haltung zu bewahren.
"Also, was bringt mich zu der zweifelhaften Ehre dieses Besuchs?", erhob ich dann das Wort und meine Stimme zitterte leicht. Steve Rogers musterte mich.
"Sind die Handschellen denn wirklich nötig?", fragte er dann und blickte Okoye an.
"Ja", entgegnete diese einsilbig. Wer mochte es ihr verdenken? Ich hatte ihrem Land bisher noch nicht viel Gutes gebracht. Er seufzte und musterte mich wieder.
"Wie geht es dir, Sadie?", fragte er dann.
"Falls du überhaupt so heißt", warf Sam sichtlich angespannt und wütend, von hinten ein.
"Sam..."
"Ist schon gut, er hat ja Recht", murmelte ich.
"Dann sollten wir vielleicht deine Identität klären, bevor wir weiter sprechen", meinte er und blickte zu Sam. Dieser verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich ab, dabei warf er mir noch einen wütenden Blick zu. Definitiv war Cap derjenige, der leichter verzeihen konnte und dabei hatte ich noch nicht mal versucht Sam umzubringen. Okay, er hätte bei dem Kampf vor Sibirien umkommen können aber den hatte ich ja auch nur indirekt angezettelt.
"Da gibt es nicht viel zu klären", seufzte ich. "Mein Name ist wirklich Sadie. Sadie Zemo und ich wurde nicht in irgendeinem kleinen, amerikanischen Kaff geboren sondern in Sokovia. Zum Studium bin ich nach Amerika gezogen und dann ist die Sache in meiner Heimat passiert." Ich spielte mit meinen Fingern, damit ich überhaupt etwas zu tun hatte.
"Und dann hast du beschlossen, dein Studium zu schmeißen um uns alle zu verarschen", entgegnete Sam.
"Nein, du verstehst es nicht", ich schüttelte den Kopf. "Ich wollte bei meinem Vater sein, er war alles was ich noch hatte. Das war der einzige Weg."
"Warum hast du dann nicht versucht ihn von diesem Plan abzubringen?", entgegnete er und kam einige Schritte auf uns zu. Ich glaube im Moment wären nur der Hulk oder Okoye einschüchternder als Sam. Vielleicht vermittelte das aber auch nur mein schlechtes Gewissen. Er blieb neben Steve stehen, der beinahe schützend einen Arm hob und Sam so daran hinderte noch weiter auf mich zu zu kommen.
"Er hat seine erste Frau verloren, seine Zweite auch und seinen Sohn und er konnte nichts dagegen tun", ich blickte ihn starr an. "Hast du eine Ahnung, wie sich das anfühlt?" Seine Wut schien einen Moment zu weichen. Stattdessen erkannte ich etwas Zerbrechliches in seiner Haltung, einen getroffenen Ausdruck in seinen Augen. Direkt ins „Bull's Eye". Vielleicht hatte ich doch ein wenig mehr von meinem Vater als mir lieb war.
"Ja...ich weiß wie sich das anfühlt", gab er dann zu, deutlich weniger feindselig als zuvor.
"Dann weißt du auch, dass es einen Mensch verrückt machen kann", ich blickte zu ihm auf und fühlte mich noch elender als ohnehin. Ich hatte gar nicht gewusst, dass das möglich war. Ich dachte, selbst beim Elend gab es eine Grenze aber scheinbar hatte ich die noch nicht im Ansatz erreicht. War ja nicht so, dass ich ohnehin nicht gut schlafen konnte. Noch mehr Schuldgefühle würden da bestimmt Abhilfe schaffen. "Es tut mir leid, Sam. Das kann ich nur wieder und wieder betonen auch wenn es nichts ändert." Er wandte sich wieder ab und rang scheinbar mit sich selbst. Ich seufzte und blickte zu Steve.
"Entschuldige ihn, er war wirklich aufgebracht, als Sharon uns erzählt hat, dass du dich abgesetzt hast und ich musste ihm natürlich auch von den Sachen erzählen, die Tony über dich heraus gefunden hat", er blickte kurz zu seinem Freund und dann wieder zu mir.
"Schon gut, ich kann es niemanden verübeln, dass er mir das übel nimmt", ich lächelte leicht. Wenn auch ein wenig sehr übel, fragte man mich. Man bedenke, ihn hatte ich doch am wenigsten manipulieren und verletzten müssen. Sein Verhalten hätte viel mehr zu Steves Situation gepasst. "Ich bin schon verwundert, dass du noch mit mir sprichst."
"Du weißt selbst, dass es nicht gut war. Was will ich mehr erreichen?", er lächelte mir aufmunternd zu.
"Wie geht es Tony und den Anderen?", fragte ich leise. Er seufzte.
"Tony geht es gut, na ja, er wird sich von unserer Prügelei erholen müssen", ich nickte leicht. "Er hatte die Leute, die sich auf meine Seite gestellt haben verhaften lassen. Die, die es wollten habe ich heraus geholt und mit Natashas Hilfe untertauchen lassen, zwei meiner Leute haben mit der Regierung einen Deal verhandelt, um bei ihren Familien zu sein. Es ist niemand ernsthaft verletzt außer Rhodey, er ist mit seinem Anzug abgestürzt."
"Scheiße", murmelte ich und spürte, dass meine Schuldgefühle noch größer wurden. Soviel dazu.
"Er wird es überleben und Tony wird für ihn sicher eine Lösung finden. Aber Sam macht sich einige Vorwürfe. Er ist dem Schuss ausgewichen und der hat Rhodey erwischt ", er sprach den letzten Teil leiser. Unsere Blicke wanderten zu dem Mann, der uns den Rücken zugewandt hatte und angespannt aus dem Fenster blickte. Ein Talent hatte Steve, nämlich meine Schuldgefühle ins unermessliche wachsen zu lassen. "Wie geht es dir?"
"Na ja, ich werde mit einer Narbe an der Hand davon kommen und die Situation da unten ist wirklich in Ordnung. Ich hab was ich brauche, eigentlich sogar mehr als ich verdient habe", ich zuckte kraftlos mit den Achseln. "Mich hat es ganz gut getroffen."
"Die Besuchszeit ist um, wir müssen die Gefangene in ihre Zelle zurück bringen", Okoye trat vor und griff meinen Arm. Ich nickte Steve kurz zu und warf einen letzten Blick auf Sam, welcher über seine Schulter sah. Okoye führte mich den Gang zurück und freute mich schon darauf, mir in meiner Zelle die Decke über den Kopf zu ziehen. Dort angekommen löste die Wächterin meine Handschellen. Ich rieb mir leicht die Handgelenke. Als ich die Zelle wieder für mich alleine hatte, seufzte ich und zog den Pullover aus, unter dem ich noch eines der Tanktops trug. Gerade als ich den Pullover über den Kopf gezogen hatte, vernahm ich ein Räuspern. Ruckartig fuhr ich herum.
"Sam?", meinte ich verwundert und musterte den Mann auf der anderen Seite des Energiefeldes. "Willst du dich versichern, dass ich auch gut weg gesperrt bin?" Anders konnte ich mir auch nicht erklären, warum er hier runter gekommen war. Ich würde mit mir selbst nicht regen wollen, wenn ich so wütend war wie er.
"Nein", er schüttelte den Kopf. "Ich will nur reden."
"Von mir aus. Wegrennen kann ich ohnehin nicht", ich zuckte mit den Achseln und seine Mundwinkel zuckten für einen Moment nach oben. "Also, lass alles raus. Egal was, ich hab es verdient."
"Ich bin, ehrlich gesagt, nicht hier um dir Vorwürfe zu machen", meinte er.
"Tatsächlich nicht?", ich machte ein paar Schritte auf das Feld zu, ehrlich überrascht. Ich hatte mich schon mental auf verbale Ohrfeigen vorbereitet.
"Nein", er wirkte wieder ernst. "Steve ist zwar mein Freund aber es gibt Themen, die ihn nicht vorrangig etwas angehen."
"Jetzt bin ich aber neugierig", entgegnete ich und verschränkte die Arme abwartend. Er seufzte und ließ den Blick ein wenig herum wandern, auf der Suche nach den richtigen Worten.
"Ich hatte dich echt gern", stieß er dann hervor. Ich seufzte und kniff leicht die Lippen zusammen. Vergessen wir die verbalen Ohrfeigen, das sind verbale Magenhiebe. "Ich meine, seit ich Cap kennen gelernt habe ist es nicht mehr so einfach jemanden kennen zu lernen. Der Job ist nicht gerade ungefährlich und die meisten haben ein ziemlich verzerrtes Bild davon." Er seufzte. "Eigentlich war es vorher schon schwierig, seit ich bei der Army war und..." Er schüttelte den Kopf. "Das ist nicht so interessant..."
"Doch", ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und stoppte kurz vor dem Energiefeld. Weiter traute ich mich nicht an das Feld. Okoye würde sich vermutlich freuen, wenn ich durch eine Berührung durchgebraten werden würde aber ich hatte mich vor ihr heute diesen Gefallen zu tun. Er blickte mich verwundert an. Ich lächelte und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Ich meine, meine dunkle Seite kennst du inzwischen ziemlich gut." Er wirkte noch nicht ganz überzeugt. Wäre ich auch nicht. "Okay, hör mal, Sam. Du musst mir das was ich sage nicht glauben und ich verstehe das auch voll und ganz, weil nicht mal ich mir voll glauben kann. Ich mag dich und das hat die letzte Woche nur umso härter für mich gemacht und du kannst mir glauben, es war nicht leicht dich und die Anderen zu belügen." Ich seufzte und senkte den Blick. "Ich kann nicht rückgängig machen, was ich getan habe und ich bereue meine Taten. Ich wünsche mir nichts mehr als zumindest etwas ähnliches wie eine zweite Chance. Ich kann in mein altes Leben nicht zurückkehren, ich weiß nicht mal, ob man mich nochmal in Amerika einreisen lässt aber ich will, dass ich, wenn ich jemals hier raus komme, einen Weg finden kann um ein trotzdem mein Leben zu leben. Ich erwarte nicht, dass wir direkt wieder Freunde sind oder du mir jetzt und hier vergibst, oder jemals, aber ich möchte, dass kein böses Blut zwischen uns herrscht." Er musterte mich und schien nach zu denken.
" Ich denke, das klingt fair", stimmte er dann zu und meine Mundwinkel wanderten ein wenig nach oben.------------
Leute, fantastische Neuigkeiten. Ich habe es geschafft einen Trailer für dieses Buch zu schustern (na gut, es ist mehr ein Edit mit Zusatzstory). Ich entschuldige mich an manchen Stellen für die Tonüberschneidung und allgemein für manche Schnitte, das ist das erste Video in der Art, dass ich gemacht habe. Ich weiß auch nicht ob das Video für immer online bleibt, ich habe mich nämlich ein bisschen mit dem Hinter auf das Urheberrecht gesetzt. Trotzdem hoffe ich, dass er euch gefällt.
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Spy // "Avengers"-Fanfiction
Fanfiction"Warum hast du dann nicht versucht ihn von diesem Plan abzubringen?", entgegnete er. "Er hat seine erste Frau verloren, seine Zweite auch und seinen Sohn und er konnte nichts dagegen tun", ich blickte ihn starr an. "Hast du eine Ahnung, wie sich da...