Kapitel 2: Auf nach Köln

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 „Let's Draw?“ „Ja, morgen. Die ApeCrime Jungs haben mich spontan eingeladen.“ Manuels Blick wirkte ein wenig neidisch. „Viel Spaß...“, murmelte er. Peter sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Eifersüchtig?“ „Drück's nicht so aus! Du weißt, dass ich das Format mag“, seufzte er. „Bin mir sicher, die hätten auch dich gerne mal dabei gehabt. Aber solange du die Sache mit der Maske-“ „Meine Maske bleibt wo sie ist, es geht die nichts an, wie ich aussehe, genau wie den Rest der Welt! Da kann ich ein noch so großer Fan sein...“ Peter lachte und erntete daraufhin einen leicht angesäuerten Blick seines Bruders. „Und wie war das vorhin? Ich soll dich mit nach Köln nehmen, damit du einen Monat im YouTuber Haus verbringen kannst?“ „Ja...“ „Und die Jungs geht’s dann auf einmal was an, wie du aussiehst?“ „Das ist meine Angelegenheit!“, erwiderte Manu schnell und bestimmt. Er wollte entschlossen klingen, aber irgendwie war er das nicht. Nein, wirklich nicht. Die Idee war der komplette Schwachsinn. Absolut idiotisch. Schmiss alle seine Prinzipien um. Aber aus irgendeinem Grund, wurde sie umgesetzt. Taddl hatte sich mehrmals vergewissert, dass GLP sich auch ganz sicher war, herkommen zu wollen. Er hätte gefühlte hunderte von Möglichkeiten gehabt, nein zu sagen. Und das hätte er auch besser getan. Aber nein. Nein, natürlich hatte er das nicht. Er hatte 3 Milliarden Gründe im Kopf, aus denen es eine schlechte Idee war, eine verdammt schlechte. Und keinen einzigen, (zumindest keinen, der sich in seiner Subjektivität tatsächlich in Worte fassen ließe) der dafür sprach. Der Grund hatte sein Herz vermutlich schon seit geraumer Zeit in Anspruch genommen, ohne, dass er bis jetzt etwas davon bemerkt hatte. Er dachte sich nichts dabei, dass die Aufnahmen mit Taddl immer am meisten Spaß machten. Nichts dabei, dass lachen mit ihm viel besser war, als mit jedem anderen. Nichts dabei, dass er keinen Tweet oder Facebook Post von ihm verpasste (und das obwohl er von Facebook alles andere als angetan war). Nichts dabei, andauernd seine Videos zu gucken und sich mindestens halb so sehr für die Facecam wie das Spiel, das er let's playte zu interessieren. Er erklärte sich das alles damit, dass er für Taddl eine normale, zwischenmenschliche Sympathie empfand und einfach einen sehr guten Freund in ihm gefunden hatte. Peter seufzte und zog ihn damit aus dem inneren Konflikt, der leider trotzdem fortgeführt wurde, indem die zwei Parteien in ihm unablässig riefen: „Was für eine scheiß Idee! Wieso hast du eingewilligt?“ „Nein, die Idee war gut! Keine Ahnung wieso, lol!!!“ nur schenkte er dem jetzt weniger Aufmerksamkeit, die er stattdessen auf seinen Bruder lenkte. „Also na ja, prinzipiell ließe sich das machen... Wenn du bis morgen um neun dein Zeug zusammen hast, nehme ich dich mit und setze dich bei den Jungs ab!“ Manuels Augen weiteten sich. Froh, aus der Diskussion mit Peter raus gekommen zu sein und jetzt auch noch eine Zusage zu bekommen war überraschend und mehr als zufriedenstellend. „Dann... Danke... Geht klar!“ Peter lächelte und verließ Manuels Zimmer, in dem er vorhin unerwartet gefragt wurde, ob er nicht Zeit hätte seinen kleinen Bruder nach Köln zu fahren. Manuel legte sich auf sein Bett und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er war unnatürlich glücklich. Das Glücklichsein an sich war natürlich nicht ''unnatürlich'', aber es war befremdlich. Weil es anders war als sonst... Es fühlte sich einfach anders an, nicht in Worte zu fassen anders. Er zog seinen Laptop zu sich und öffnete Skype. Taddl war online.

> Peter nimmt mich mit.

Manuel fiel Ewigkeiten nicht ein, wie er ihn anschreiben sollte (wieso dachte er darüber überhaupt solange nach?) und entschloss sich schließlich einfach nur für einen kurzen Stand der Dinge.

> Ist ja    ...richtig nice!

> Ja :D

> Wollen wir dann zusammen aufnehmen und alles?

> Klar.

> Cool, Brudi.

> Ist Ardy nicht dein Brudi?

> Oh ja, in der Tat. Tut mir Leid, ich hab' seit guten 17 Stunden nicht mehr geschlafen.

> Ein Hoch auf den YouTuber-Schlafrhythmus!

> Ja... Was auch immer, wir erwarten dich dann morgen hier. Wir haben alles so weit organisiert.

> Danke. Ich komme gegen halbzwölf, denke ich.

> Vermutlich wurde ich bis dahin von der Müdigkeit ins Reich der Träume gedrängt, aber wir sehen uns schon!

> Ja, ich werde mal versuchen zu schlafen.

> Okay, ich nehm' noch 'ne Runde Poképark auf.

> Ah ja, gutes Let's Play übrigens.

> Ja, finde ich auch, hab' sehr großen Spaß dabei. Vielleicht können wir ja mal zusammen spielen.

> Gerne... Bis morgen dann!

Manuel wollte Skype beenden, weil es ihm komisch vorkam anzukündigen schlafen zu gehen und dann doch noch online zu bleiben. Ehe er auf ''Beenden'' klicken konnte jedoch, sah er, dass Taddl geantwortet hatte. Er wählte stattdessen ''Abbrechen'' aus und klickte auf ihren Chat, um noch zu lesen, was er ihm geschrieben hatte.

> Bis morgen, freu' mich schon! Ein bisschen aufgeregt bin ich ja schon, kann ich nicht leugnen. Und tut mir Leid, falls ich verpenne. Bis dann :)

Aufgeregt. Vermutlich gab es tatsächlich kein besseres Wort, das auch seine Gefühle zum momentanen Zeitpunkt zu beschreiben vermochte. Jetzt wählte er ''Beenden'' in dem neu erschienen Fenster an und fuhr danach seinen Laptop runter.

Der nächste Tag kam schneller als gedacht. Die Zeit vertrödelte Manu viel zu sehr mit Nachdenken. Seinen Gedanken nach hängend frühstückte er. Keine gute Idee, denn er achtete nicht im Geringsten auf das Frühstück selbst. Er kippte gedankenverloren Kaffee und Milch zusammen mit dem Inhalt der halb leeren Energie Drink Dose, die schon seit zwei Tagen auf dem Tisch stand, in sein Glas mit Orangensaft und tunkte dann seinen (ungewollt) mit Nutella, Schinken und Himbeermarmelade beladenen, ganz offensichtlich angekokelten Toast hinein. Ehe er dazu kam, auch nur einen Bissen davon zu nehmen, rannte Peter in den Raum. „Manu, du hockst ja immer noch hier! Es ist schon halb neun! Mach' mal hinne! … Und was ist das?!“ Er starrte die trübe Brühe, in die Manuel seinen verbrannten Toast getaucht hatte mit zuckendem Auge an. „Oh... Äh...“ Manu legte den Toast schnell wieder hin, stand auf und schmiss den Toast samt Teller in den Mülleimer. Und das Glas mit dem vermutlich widerlichsten Inhalt der Welt gleich hinterher. „Bist du bescheuert?!“, rief Peter. „Ich geh' mal duschen...“ Manuel hatte vor das Badezimmer aufzusuchen. Als er sich zwei Minuten später auf Sebastians Schreibtisch sitzend wiederfand, stellte er fest, dass er eindeutig neben sich stand. Nachdem sein Bruder aufgewacht war und ihn rausgeschmissen hatte, wurde er mit Mühe und Not um 9:30 Uhr fertig mit allem und verstaute seine geräumigen Reisetaschen im Kofferraum von Peters Auto, in das die beiden sich dann setzten und los fuhren. Peter versuchte mehrmals aus ihm rauszukriegen, was los mit ihm war, aber GLP wusste darauf insgeheim selbst keine Antwort und es endete schließlich damit, dass sein Bruder ihn die ganze Zeit damit aufzog, ein Fanboy zu sein.

Gegen 12 Uhr war es dann tatsächlich so weit. Manuel hatte das YouTuber Haus erreicht... Sein Herz schlug bis zum Hals, als er klingelte. Man, was war er schon die ganze Zeit so angespannt und nervös?! Na gut, keiner von denen hatte eine Ahnung, wie er aussah... Und das alles war total spontan und eigentlich doch mehr ungeplant zu Stande gekommen, als man es normalerweise hätte organisieren müssen. Außerdem wusste er noch gar nicht wirklich, wie er das mit den Aufnahmen regeln sollte. Und wo würde er schlafen? Hatte er genug Medikamente dabei? Waren alle Sachen unbeschädigt? Hatte er was vergessen? Mit einem mal wurde ihm ziemlich unwohl zu Mute. Und ihm wurde wieder bewusst, was für eine groteske Idee das überhaupt gewesen war! Am liebsten hätte er seine Taschen alle wieder in Peters Auto geworfen und wäre direkt wieder zurück nach Hause gefahren. Aber da waren zwei Probleme. 1. war Peter schon längst weggefahren, in der Zeit, die er gebraucht hatte, um sich zum Klingeln zu überwinden, 2. war eben genau das der Fall, er hatte bereits geklingelt und jede Sekunde würde jemand die Tür öffnen. Um genau zu sein, war das auch schon passiert. Und das bekam er erst mit, als er eine Stimme fragen hörte: „Manu..?“

Taddl x GLPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt