Kapitel Sechzehn

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»Lachst du mich gerade aus?«, fragte ich ihn dann auch schon etwas schockiert.

Daraufhin lachte er noch mehr, was auch mich schmunzeln ließ. Seufzend lehnte ich gerade meinen Kopf an seine Schulter, als mich jemand rief.

»Prinzessin Ramura!«

Genervt stöhnend sah ich mich um und erblickte eine Frau, die mich ansah und auf uns zukam. Ihr Blick zuckte zwischen Satumar hin und her, was ihr einen fragenden und gleichzeitig genervten Blick von mir einbrachte. Erwischt wurde sie leicht rot und kam endlich zum Stehen.

»Prinzessin Ramura, ich wollte dich holen. Das Buffet ist fertig«, fügte sie, auf meine Fragen hin, noch an.

Stöhnend richtete ich mich zu meiner vollen Größe auf und wollte der Frau folgen. Auch Satumar machte Anstalten ihr zu folgen.

»Nur Prinzessin Ramura«, meinte sie leise.

»Ich komme mit«, knurrte Satumar und die Frau nickte eilig, eindeutig eingeschüchtert.

»Sei mal etwas netter«, murmelte ich ihm zu, musste aber gleichzeitig lachen. Sein Beschützerinistinkt war schon süß.

»Entschuldige«, grinste er und ich wusste, dass er es nicht so meinte.

Lachend stieß ich ihm meinen Ellbogen in die Seite, was ihn gespielt schockiert aufschreien ließ.

»So weit ist es also schon gekommen«, murmelte er leise.

Seine Worte ließen mich noch breiter lächeln. Irgendwie machte es Spaß mit ihm rumzualbern. Auch seine Mundwinkel zuckten und ertappt blickte er wieder nach vorne.

Nach kurzer Zeit kamen wir am Tisch an und die Frau zeigte auf den Platz am Kopf des Tisches. Knapp lächelte ich sie an und entließ sie damit ihrer Dienste. Sie verabschiedete sich mit einem Knicks, sah uns noch einmal an, bevor sie sich umdrehte und verschwand. Da ich gleich wahrscheinlich eine Rede halten sollte blieb ich stehen und ließ meinen Blick über die Menschen schweifen, die jetzt eilig zu ihren Plätzen huschten. Auch Satumar ging zu seinem Platz, welcher zum Glück in der Nähe war. Links von mir setzte sich Uriel hin und lächelte mich schief an. Schnell wandte ich mich ab und wartete darauf, wer sich rechts von mir setzen würde. Zu meiner Überraschung kam Amandiel auf den Stuhl zu und legte seine linke Hand auf die Lehne des Stuhles. Sanft lächelte er mich an und ließ dann auch seinen Blick schweifen. Ich entdeckte Limbara, die sich mit Vraldes gegenüber von Satumar hinstellten, welcher rechts von Amandiel sitzen sollte. Als würde er meinen Blick bemerken sah er zu mir und grinste mich schief an. Kurz erwiderte ich das Lächeln, bevor ich erneut die anderen beobachtete. Der Tisch wurde immer voller, als viele Händler zu ihren Plätzen gingen und mich abwartend ansahen. Auch Victorus stand bei einem Stuhl und schenkte mir ein kurzes Lächeln. Sobald alle einen Platz gefunden hatten und Stille eingekehrt war fing ich an zu sprechen.

»Sehr geehrte Bürger und Bürgerinnen!«, fing ich an und meine Stimme reichte bis an den hintersten Winkel des Marktplatzes. »Ich danke euch für dieses wunderbares Fest. Ich hatte damit nicht gerechnet und ich glaube gerade das ist das schöne daran. Ich danke euch, dass ihr mich wie selbstverständlich bei euch aufgenommen habt. Gerade in diesen schweren Zeiten ist es wahrscheinlich nicht so leicht noch einen Gast im Dorf zu haben. Auch danke ich euch dafür, dass ihr mich nicht an König Mading ausgeliefert habt, was wahrscheinlich den Krieg beendet hätte.«

Bei der Erwähnung von Mading hörte ich viele Rufe, die ihre Meinung zu ihm kundtaten.

»Pfui!«, riefen die meisten nur, während andere etwas ausfallender wurden.

Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen als ich bemerkte, dass sie die gleiche Meinung von ihm hatten, wie ich selbst.

»Ich bedanke mich dafür, dass ihr alle hier geholfen habt, damit dies so schnell zustande gekommen ist. Explizit möchte ich mich bei Satumar, Amandiel, Limbara und Vraldes bedanken, dass ich bei ihnen bleiben konnte. Und jetzt wünsche ich euch allen einen guten Appetit und esst euch satt, es ist schließlich genug für alle da!«, schloss ich und hob mein Glas, welches wohl mit Wein gefühlt war.

Sofort brandete Jubel auf und alle hoben ihr Glas. Glücklich lächelte ich. Den Bürgern schien zu gefallen, was ich gerade gesagt habe, obwohl ich mir meine Worte erst vor kurzer Zeit überlegt hatte, da dies alles für mich sehr überraschend war. Kurz nippte ich an dem Wein, bevor ich mich hinsetzte. Schnell setzten sich auch alle anderen hin. Direkt stieg der Geräuschpegel, als die Bürger anfingen zu reden und das Essen herumreichten. Auch Amandiel hielt mir eine Platte mit Fleisch vor die Nase und während ich mich leise bei ihm bedankte, nahm ich die Platte in die Hand und legte mir ein Stück auf meinen Teller. Danach reichte ich das Fleisch an Uriel weiter, als ich auch schon das Gemüse von Amandiel wieder in die Hand gedrückt bekam. Auch davon tat ich mir etwas auf meinen Teller und reichte danach das Gemüse weiter.

Während wir aßen unterhielten wir uns über belanglose Dinge, denn ich sah keinen Grund, wieso wir über Politik hätten reden sollen. Auch Uriel und Amandiel schienen ganz froh über den Gesprächsverlauf zu sein. Momentan redeten wir über Legenden und ob man ihnen glauben sollte. Das ganze machte Uriel zwar etwas sympathischer, aber trotzdem war es mir zuwider mich zu lange mit ihm zu unterhalten. Nach dem Essen stand ich erneut auf und bedankte mich erneut für dieses leckere Essen und auch Uriel hielt eine kurze Rede. Er redete über den Krieg und wie glücklich er sich schätzen konnte, dass ich in »sein« Dorf gekommen bin, auch wenn das eher Zufall war. Dies hatte ich ihm auch schon einmal erzählt, doch er beharrte darauf, dass es so vorhergesehen war.

Nun stand ich gesättigt vom Tisch auf und sofort wollten es mir alle gleich tun, doch ich meinte nur, dass sie sitzen bleiben konnten, da ich einen kurzen Spaziergang machen wollte.

»Soll ich mitkommen?«, fragte Satumar direkt besorgt, doch ich winkte ab.

»Ich möchte kurz für mich sein«, murmelte ich, lächelte ihn sanft an und verschwand dann hinter der nächsten Häuserecke. Nach ein paar Minuten wurden die Häuser immer weniger, bis sie ganz wichen. Mir war klar, dass ich damit das Dorf verlassen hatte, doch dies war auch das, was ich erreichen wollte. Ich brauchte einfach einen Moment für mich. Tief atmete ich die frische Luft ein. Die Sonne schien auf mich herab und wärmte mich trotz des Windes, der außerhalb dem Schutz der Häuser etwas frischer war. Auch wenn es schon etwas später war, war es angenehm warm und auch die Sonne blieb uns noch für einige Minuten. Lächelnd blinzelte ich in deren Richtung. Schnell musste ich mich aber wieder abwenden, denn die Sonne war zu hell. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, dass ich nicht in die Sonne sehen soll, da man davon erblinden kann. Kurz darauf hatte ich einen blinden Mann gesehen und ich hatte meine Mutter gefragt, ob er zu lange in die Sonne gesehen habe. Daraufhin hatte der Mann den Kopf in unsere Richtung gewendet und es schien mir, als würde er mich ansehen.

Der rote MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt