Kapitel Siebenundzwanzig

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Sofort wärmten mich Sonnenstrahlen und mit geschlossenen Augen hob ich mein Gesicht gen Himmel und ließ die Helligkeit auf mich wirken. Glücklich öffnete ich wieder die Augen und sog den Anblick des in der Sonne glitzerndem Gras in mir auf. Der Geruch von frischem Gras stieg in meine Nase und in mir kam der Drang auf mich in das Gras zu legen, was ich dann auch tat.

Glücklich sah ich nach oben in dem Himmel, vermied es jedoch direkt in die Sonne zu sehen. Satumar, welchen ich losgelassen hatte, um ihn nicht mitzuziehen, war kurz etwas überrascht, legte sich dann aber zu mir auf das Gras. Mit meinen Finger fühlte ich die kühle Erde und die weichen Grashalme, welche sich sanft im leichten Wind wiegten und mich im Gesicht kitztelten.

Da das Gras noch etwas feucht von dem Morgentau war, war mein Rücken nach kurzer Zeit leicht nass, doch das interessierte mich nicht. Wichtig war gerade nur die Sonne und der Geruch vom Gras, so wie das Gefühl frei zu sein, welches ich immer hatte, wenn ich im Gras lag und in den blauen Himmel sah. Mir war es nicht so stark aufgefallen, doch jetzt bemerkte ich erst, wie sehr mich die Bäume bedrückt hatten. Eigentlich mochte ich den Wald, aber ich war noch glücklicher wieder raus gekommen zu sein und den strahlend blauen Himmel zu sehen.

»Der Himmel erinnert mich ein bisschen an deine Augen«, murmelte ich ohne darüber nachzudenken.

Sofort spürte ich den überraschten Blick von Satumar, welcher sich auf seinem Arm abstützte, um mich ansehen zu können. Auch ich legte meinen Kopf auf meiner Hand ab und blickte Satumar in die Augen.

»Danke«, antwortete er dann leise. Nun war es an ihm beschämt nach unten zu sehen.

Mit einer sanften Bewegung hob ich sein Kinn an und zwang ihn so mir in die Augen zu sehen. Ein Grinsen unterdrückend stahl ich ihm einen Kuss und fing dann doch an zu Lachen. Auch Satumar konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

»Satumar! Vraldes!«, rief plötzlich eine helle Kinderstimme und riss uns so aus unseren Gedanken.

Lächelnd stand ich auf, während Satumar es mir gleichtat und mit ausgebreiteten Armen auf Vraldes wartete, welche auf uns zu gerannt kam. Lachend hob er sie hoch und wirbelte sie im Kreis, bevor er Vraldes wieder auf dem Boden abstellte.

»Wie geht es euch?«, fragte sie besorgt und inspizierte uns von oben bis unten.

»Wunderbar«, versicherte ich ihr und meinte es auch so. Dieser Tag war perfekt.

»Wo sind Mama und Papa?«, wollte dann Satumar nervös wissen.

»Die kommen gleich. Papa ist etwas wütend, dass du alleine gegangen bist, aber ich glaube, dass seine Freude darüber, dass es euch gut geht, siegt und du keinen Ärger bekommst. Mama war hingegen krank vor Sorge, aber auch sie wird froh sein, dass ihr wieder da seid.«

Langsam nickte Satumar und sah mich kurz fragend an.

»Wollen wir?«, fragte er dann.

Kurz atmete ich noch durch, bevor ich die Frage bejahte und Hand in Hand mit Satumar auf Limbara und Amandiel zu ging. Vraldes lief neben mir her und bombardierte mich mit Fragen darüber, was passiert ist, aber ich blockte sie immer ab.

»Das wirst du gleich hören«, versicherte ich ihr.

Einen Moment lang sah es so aus, als wollte sie protestieren, doch letztendlich gab sie sich geschlagen und lief weiter neben mir her.

Immer näher kamen wir Satumars Eltern, welche beide auf uns warteten und nicht glücklich aussahen. Ein schlechtes Gefühl machte sich in mir breit, welches jedoch wieder verschwand, als Limbara anfing zu lächeln und ihr Tränen in die Augen traten. Amandiel sagte etwas zu ihr, was ich nicht verstand und daraufhin nickte sie und wischte sich die Tränen ab. Ihr Lächeln blieb, wenn es nicht sogar noch breiter wurde, sobald sie Satumars und meine verschränkten Hände bemerkte.

»Mama, Papa«, begrüßte Satumar steif seine Eltern und erst jetzt bemerkte ich, dass er sich wieder verkrampft hatte.

Beruhigend strich ich mit meinem Daumen über seine Hand, was ihn kurz zu mir sehen ließ, bevor er sich wieder seinen Eltern zuwandte und sie anlächelte.

Limbara trat vor und umarmte ihren Sohn. »Schön, dass es euch gut geht«, murmelte sie und ich meinte herauszuhören, dass sie wieder kurz davor war zu weinen. Nachdem sie Satumar losgelassen hatte, trat sie zu mir und umarmte auch mich.

Ihre langen, blonden Haare fielen mir ins Gesicht und ich unterdrückte das Bedürfnis zurückzuweichen und mich an der Nase zu kratzen. Stattdessen erwiderte ich die Umarmung und legte meine Arme um ihren dünnen, zierlichen Körper. Kurz strich ich ihr beruhigend über den Rücken, bevor ich mich von ihr löste und sie leicht anlächelte.

Auch Amandiel trat kurz zu mir und umarmte mich.

»Schön, dass ihr wohl behalten zurück gekommen seid«, murmelte er leise und ich hörte die Erleichterung aus seiner Stimme heraus.

»Wen habt ihr denn hier mitgebracht?«, wollte er dann wissen, nachdem er Eonan gemustert hatte.

»Ich heiße Eonan«, stellte sich derselbe vor, trat einen Schritt vor und verbeugte sich leicht.

»Er hat uns geholfen aus dem Wald zu kommen«, erklärte Satumar.

Langsam nickte Amandiel, bevor er meinte: »Dann hast du wohl meinem Sohn geholfen Ramura zu retten, oder?«

Mit einem schmalen Lächeln schüttelte Eonan den Kopf und versuchte die Lage zu erklären.

»Woher soll ich dann wissen, dass ich dir trauen kann? Vielleicht hast du das alles mit diesem Nahtair organisiert und ihr fallt in der Nacht über uns her«, knurrte Amandiel gefährlich leise.

»Das kannst du nicht wissen, aber bitte vertraue mir«, bat Satumar und stellte sich schützend zwischen seinen Vater und Eonan.

Einen Moment lang sah es so aus, als wolle Amandiel noch etwas erwidern, doch sobald Limbara eine Hand beruhigend auf seinem Arm gelegt hatte, schien er tief durch zuatmen.

»Wenn ich auch nur einmal das Gefühl habe, dass du uns alle anlügst, dann bist du schneller raus, als du dich entschuldigen kannst! Haben wir uns verstanden?«, grummelte er und schien selbst nicht glücklich darüber zu sein.

»Natürlich«, stimmte Eonan zu und schenkte Amandiel sogar ein kurzes Lächeln.

Dieser zuckte kurz mit seinem Mundwinkel, bevor er sich abwandte und sich auf den Weg ins Dorf machte, was klar und deutlich zeigte, dass er nicht glücklich mit dieser Situation war, aber es für den Moment akzeptieren wird.

Etwas unsicher folgten wir anderen ihm. Erneut spürte ich Satumars Hand, welche nach meiner griff. Grinsend ließ ich zu, dass sich unsere Finger verschränkten. Limbara und Vraldes gingen auf meiner anderen Seite, während Eonan sich auf Satumars rechte Seite stellte. So gingen wir Fünf hinter Amandiel her, welcher ein Stückchen voraus lief, um wahrscheinlich den anderen Bewohnern zu sagen, dass ich wieder da bin und dass ich noch jemanden mitgebracht habe.

»Kämpfst du auch gerne mit Waffen?«, fragte Vraldes auf einmal an Eonan gewandt.

Dieser schenkte ihr ein offenes Lächeln, bevor er antwortete: »Ja, ich liebe es mit Waffen zu üben. Gerade Armbrüste und Äxte haben es mir angetan. Aber am besten kann ich mit dem Bogen umgehen, da ich nie genug Geld für eine Armbrust hatte.«

»Was ist mit Schwertern?«, fragte Vraldes weiter.

»Schwerter finde ich interessant, habe aber noch nie wirklich mit einem gekämpft«, meinte Eonan nach kurzem Überlegen.

»Hast du schon einmal Menschen umgebracht?«

Der rote MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt