Kapitel Sechsunddreißig

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Am Ende des Raumes standen zwei Throne, für meine Mutter und für meinen Vater. An den Wänden hingen Wandteppiche mit der Geschichte unserer Familie drauf gestickt und große Fenster ließen, an den Stellen, an denen kein Wandteppich war, helles Sonnenlicht hereinströmen und das Gold der Throne funkeln. Von der Tür bis zu den Königssitzen war ein roter, schwerer Teppich ausgelegt. Meine Mutter schritt zu dem rechten Thron und setzte sich elegant auf diesen. Ihre Hände falteten sie, bevor sie sich dann doch um entschied und sie auf ihren Schoß ablegte. Mit ihren Fingern trommelte sie leicht auf ihren Beinen, während Satumar und ich vor ihr standen und warteten, dass sie etwas sagte. Nervös knetete ich meine Finger, nachdem ich Satumar los gelassen hatte, was mir einen irritierten Blick eingebracht hatte, doch ich ignorierte ihn. Ich brauchte gerade eine Beschäftigung für meine Hände.

»Wie war der Weg hierhin?«, versuchte sie dann uns in ein Gespräch zu verwickeln.

»Beschwerlich, aber ganz gut«, murmelte ich abwesend. Ich wollte nicht darüber reden, wie der Weg war. Ich wollte wissen, wieso meine Mutter sich so verändert hatte. Das konnte doch nicht sein.

»Wie habt ihr euch kennengelernt?«, fragte sie dann weiter und ich überließ es Satumar dies zu erzählen. Währenddessen dachte ich darüber nach, wie ich Mama dazu bringen konnte Mading nicht anzugreifen. Wenn sie ihn jetzt angriff, dann würde dieser Krieg nie beendet werden und noch mehr Menschen würden sterben.

Als die Tür aufgerissen wurde, schreckte ich aus meinen Gedanken auf. Erschrocken sah ich nach hinten, mein Herz klopfte laut und auch meine Hand lag schon an meinem Schwertgriff, bereit jeden anzugreifen, der es wagte hier unerlaubt einzudringen.

In der Tür stand ein Bote, außer Atem, mit den Händen an den Seiten. Keuchend brachte er ein paar Worte heraus, doch ich verstand kein Wort.

»Beruhige dich erstmal, bevor du weiterredest«, meinte auch meine Mutter sanft zu ihm und der Bote kam keuchend der Aufforderung nach.

»König Mading...«, fing er an, noch immer etwas außer Atem, doch er schien seine Nachricht unbedingt erzählen zu wollen. »König Mading ist tot«, fing er dann erneut an.

Ich erstarrte einen Moment, bis die Nachricht zu mir durchsickerte. Wenn er tot war, dann musste meine Mutter sich auch nicht rächen.

»Sein Sohn Prinz... Nein, König Pàdruig ersucht eine Audienz bei der Königin.«

Sobald der Bote zu Ende gesprochen hatte, trat Pàdruig auch schon durch die Tür. Sein Gang war aufrecht und sein Blick glitt gelangweilt durch den Raum. Kurz starrte er mich mit seinen braunen Augen an, doch dann wandte er sich wieder ab. Seine braunen Haare hingen ihm in der Stirn und er wischte sie mit einer kurzen Handbewegung zur Seite.

Ein paar Schritte vor Satumar und mir blieb er stehen und verbeugte sich vor uns. Sein ruhiger Blick ruhte nun auf der Königin, musterte sie von oben bis unten, bevor er ihr dann in die Augen sah. Kurz zuckten seine Augenbrauen und ich konnte ihn verstehen. Mit ihren zwei unterschiedlich farbigen Augen stach sie heraus. Schnell hatte sich Pàdruig jedoch wieder gefangen und er begrüßte uns höflich.

»Mein Name lautet König Pàdruig und ich wollte mit euch über ein Friedensangebot sprechen.« Bei den letzten Worten huschte sein Blick kurz zu mir, aber schnell hatte er sich wieder meiner Mutter zugewandt, sodass ich mir nicht sicher war, ob ich mich nicht geirrt hatte.

»Wir geben auf, wenn wir dafür eine kleine Gegenleistung bekommen«, sprach er weiter, den Blick unverwandt auf meiner Mutter ruhend.

»Und was erwartest du als Gegenleistung?«, hakte sie nach.

Erneut huschte sein Blick zu mir und dieses mal bemerkte es auch Satumar und zog mich weiter zu ihm ran. Schützend hatte er einen Arm um mich gelegt und ich lehnte mich sanft an seine Brust.

Der rote MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt