-~9~- Sind Sie es?

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Im Hotel versuchte John noch ein Zimmer für Mrs. Basdeki zu bekommen, allerdings waren alle Hotelzimmer ausgebucht und somit mussten die drei sich mit einem Zustellbett zufriedengeben. Vorher waren sie bereits in dem Hotel der Anwältin gewesen, um ihre Sachen zu holen.

John öffnete die Tür zum Hotelzimmer und führte sie herein. Sherlock folgte den beiden.
,,Tut mir leid wegen der Umstände, Mrs. Basdeki. Wenn wir wieder in London sind, wird es anders werden", entschuldigte sich John.
,,Schon gut", seufzte sie. ,,Nennen Sie mich ruhig Velicaja. Wir werden wohl noch etwas Zeit miteinander verbringen müssen."
John nickte, bis er bemerkte, dass sie es ja nicht sehen konnte. ,,Ja, okay."

______

,,Was macht er?", fragte sie verwirrt, als sie ein quitschendes Geräusch hörte. Sie saß auf ihrem Bett und unterbrach das erneute Lesen ihrer Notizen zu dem Fall, als sie das Geräusch zum zweiten Mal hörte.
John sah nun von seinem Laptop auf und beobachtete Sherlock dabei, wie er gerade einen abgetrennten Kopf auf dem Esstisch mit bloßen Händen, die jedoch in weißen Handschuhen steckten, strangulierte.
,,Oh, Sherlock, er... Er führt ein Experiment durch", erklärte John.
,,Zu welchem Zweck?", fragte sie weiter.
,,Ich glaube, es ist etwas für den Fall...", erwiderte John abwesend, während er seinem Freund angeekelt zusah. Valicaja schüttelte den Kopf, als sie bemerkte, dass er ihr wohl nichts Weiteres verraten würde.
,,Ich gehe jetzt ins Badezimmer", sagte sie, erhob sich und verschwand im Nebenzimmer.

,,Sherlock! Sie können doch nicht... Wir... Wir haben Besuch!", rief John entrüstet.
,,Sie ist blind. Taub übrigens nicht, also seien Sie leise", erwiderte der Detektiv, ohne seine Augen von dem Experiment zu lassen.
,,Warum haben Sie das Zeug überhaupt mit? Und... Wie haben Sie es transportiert? Sie haben doch nur einen Koffer und... Oh man." John fuhr sich über das Gesicht. ,,Das ist nicht Ihr Ernst."
,,In meinem Koffer konnte ich es schlecht transportieren und Sie hatten noch Platz in Ihrem", erwiderte der Lockenkopf schulterzuckend.
,,Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
,,Gut, dann seien Sie still", sagte Sherlock.

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Erst spät gingen die drei schlafen und damit war es ein sehr unruhiger Schlaf. Die Wolken verdeckten draußen den Mond und die Sterne, wodurch es stockdunkel in der kleinen Stadt war.

Ein lautes Klopfen an die Tür ließ Velicaja aufschrecken. ,,Sherlock? John?", fragte sie leise in die Dunkelheit. Die beiden schliefen seelenruhig weiter. Sie wollte sich gerade wieder hinlegen in dem Gedanken, dass es wohl nur ein Gewitter draußen gab, als es wieder klopfte. ,,Hallo?", fragte sie wieder.
,,Velicaja", drang von außen ein merkwürdiger Singsang durch die Tür. Sie kannte die Stimme nicht, aber etwas in ihr machte sie neugierig. Sie griff nach ihrem Blindenstock, stand auf und ging zur Tür, trotz ihres hämmernden Herzens.

Sie spürte die Kälte des Fußbodens unter ihren nackten Füßen, die mit jedem Schritt ihren Körper weiter hinauf pulsierte. Das Geräusch, das ihr Blindenstock verursachte, wenn er auf den Boden aufkam, kam ihr lauter vor als je zuvor und unterstützte so das beklemmende Gefühl.
Sie legte ihre Hände an die raue Tür des Hotelzimmers und lauschte.
Öffnen wollte sie sie nicht.
,,Was wollen Sie?", fragte sie. Der Mann draußen antwortete nicht.
,,Kann ich jetzt wieder ins Bett gehen? Es ist mitten in der Nacht und-"
,,Sie sind ihm aber ähnlich", kicherte er draußen.
,,Wem?"

Velicaja erschreckte, da Sherlock plötzlich neben ihr auftauchte.
,,Sind Sie es?", rief er und riss die Tür auf, doch keiner war da. Keine Menschenseele befand sich auf dem langen Flur.
,,Wen... Wen meinen Sie?", fragte die Anwältin verunsichert.
,,Moriarty!", rief er in den Flur hinaus, als hätte er die Hoffnung, dass der Mann von eben darauf reagieren und zurückkommen würde. Sherlock wandte sich Velicaja zu und rüttelte leicht an ihren Schultern, als könnte er die Antworten aus ihr herausschütteln. ,,Er hat mit Ihnen gesprochen! War er es? Haben Sie seine Stimme erkannt?"
,,Tut mir leid, ich kenne keinen Moriarty und auch nicht seine Stimme", erwiderte sie bedrückt.
Sherlock ließ von ihr ab und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
Er nahm sein Handy von dem Nachttisch und suchte angestrengt nach einer Datei. ,,Hier! Ist er das?", fragte er und spielte eine Audiodatei ab.
Es war eine Aufnahme aus Sherlocks Wohnung in der 221B. Eine Konversation zwischen dem Detektiv und dem Consulting Criminal.
,,Nein. Ich weiß nicht. Vielleicht", erwiderte Velicaja unsicher.
Sherlock gab ein genervtes Stöhnen von sich.
,,Es ist mitten in der Nacht und er hat nicht viel gesagt. Ich weiß nicht, ob es der Mann von dem Gespräch war", erklärte sie nun gefasster.
,,Gehen Sie wieder schlafen. Er ist weg und wird wohl nicht wiederkommen", erwiderte Sherlock darauf.

𝚂𝚃𝙰𝚈𝙸𝙽' 𝙰𝙻𝙸𝚅𝙴 | Sherlock-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt