Part 98 ~ Marie und Jana

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Vladislav

Verdammt, was bitte was das gerade? Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Vollkommen aufgelöst raufte ich mir die Haare und ging dann ebenfalls nach oben. Gerade als ich die Treppen hochgehen wollte, kam Samra aus der Küche.
"Bruder kannst du kurz?", fragte er, und legte seine Hand auf meine Schulter.
"Erzähl mir lieber, was mit Josy los ist? Sie hat grad auf einmal voll Panik geschoben, als ich sie angefasst habe?!", brüllte ich ihn an.
"Okay Bruder beruhig dich. Ich sag dir warum. Komm.", sagte er entspannt und drängte mich dazu, mich auf die Treppe zu setzen.
"Ja sag schon!", forderte ich ungeduldig, als er grübelnd hin und her lief.
"Wir waren im Kaufhaus und ich musste pinkeln. Da ich sie aber nicht alleine stehen lassen wollte, hab ich gesagt sie soll mit rein kommen und an der Tür warten - hat sie auch gemacht. Als ich gerade so am pinkeln war kam so ein Typ, der dachte sie würde da alleine rumstehen. Ich hab sie nur meinen Namen rufen hören und gesehen, dass der Bastard seine Hand unter ihren Top hatte."
"Und was hast du gemacht?", fragte ich schockiert.
"Na was wohl, dem Typ gesagt dass ich sein Leben ficken werden wenn ich ihn noch einmal sehe.", erzählte er.
"Fuck, warum? Warum passiert so ein Scheiß immer, wenn ich nicht da bin? Warum hast du dem Typ nicht in seine beschissene Kehle gestochen?", knurrte ich.
"Du weißt warum. Wir müssen beide aufpassen. Du übrigens besonders.", sagte er vorwurfsvoll und wies mahnend auf meine Hand, an der das Blut von dem Hurensohn geklebt hatte, der mich abziehen wollte.
"Du weißt, dass das nicht einfach ist. Ich konnte die Ratte nicht laufen lassen. Niemand bescheißt mich und kommt einfach so davon.", zischte ich wütend. Samra wusste genau, wovon ich redete. Er war einer der wenigen, die an meiner Seite waren, auch wenn ich richtig in der Scheiße steckte.
"Ich rede mit ihr. Kein Wunder dass sie so Panik hatte. Verdammt!", fluchte ich, und schlug gegen die Wand. Als ich mich dem Zimmer näherte, hörte ich sie bereits schluchzen. Sie weinte so schlimm, dass sie zwischendurch husten musste, weil sie fast erstickte.
"Josy.", sagte ich und setzte mich vorsichtig neben sie. Ihr Gesicht hatte sie im Kissen vergraben. Ich sah, wie ihr zierlicher Körper kurz zuckte, als ich ganz langsam über ihren Rücken streichelte.
"Samra hat mir alles erzählt.", sagte ich leise.
"Ich dachte ich komm damit klar. Aber eben ist alles wieder hoch gekommen.", schluchzte sie. Ich machte meine Beine lang und lehnte mich mit dem Rücken am Kopfteil des Bettes an.
"Es tut mir so leid, Baby.", sagte ich und versuchte sie irgendwie zu trösten.
"Du kannst ja nichts dafür.", murmelte sie unter Tränen, und bewegte sich. Erschwert hob sie ihren Kopf aus dem Kissen, drehte ihren Körper und kuschelte sich dann mit dem Kopf auf meinen Schoß. Ihr Gesicht hatte sie zur Tür gedreht. Immer wieder schniefte sie und krallte sich regelrecht an meiner Hose fest, beruhigte sich aber langsam.
"Ich kann nicht aufhören, daran zu denken.", redete sie vor sich hin.
"Ich kenn da wen, der dir helfen kann." Ich griff ich in meine Schublade, in der ich einen Joint vorgedreht hatte.
"Wen?", fragte sie gespannt und drehte sich auf den Rücken. Ihre grünen Augen leuchteten und waren rot umrandet und geschwollen, von den ganzen Tränen.
"Marie und Jana.", antwortete ich grinsend und zündete den Joint an.
"Du bist doof.", grinste sie gespielt beleidigt und beobachtete, wie ich den Rauch tanzen ließ.
"Nein Baby. Ich bin deine Rettung." Ich gab ihr vorsichtig den Joint und sie nahm einen tiefen Zug.
"Glaub mir, gleich wird es dir besser gehen. Mein Gras ist das beste in Berlin.", sagte ich stolz und strich ihre Haare glatt. Nach wenigen Minuten waren ihre Tränen getrocknet und sie starrte an die Decke.
"Besser?", fragte ich.
"Viel besser.", gab sie zu und legte ihre Hand an meinen Brustkorb, um sich an meinem Shirt fest zu halten. Wir lagen noch eine ganze Weile einfach nur da und redeten über alles mögliche, bevor ihre Augen vor Erschöpfung einfach zu fielen und sie einschlief. Vorsichtig drehte ich sie so, dass sie wieder gerade im Bett lag, und deckte sie zu.
"Vladislav?", nuschelte sie, als ich aus dem Bett gestiegen war.
"Ja, mein Engel?", flüsterte ich und strich über ihr Gesicht.
"Mir ist schlecht.", sagte sie nur und kuschelte sich in die Decke ein.
"Ich mach dir einen Tee, Baby. Schlaf jetzt." Ich legte mich nochmal kurz zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ dann das Zimmer.

"Capi, da bist du ja.", sagte Ghassan und legte seinen Arm um mich, "Hör mal, wir haben einen Plan wegen dem Umzug."
"Sag an bra.", nuschelte ich und setzte heißes Wasser an.
"Ihr geht nochmal in eure Wohnungen zurück, und packt alles zusammen. Wir schicken einen Transporter, und Kumpels von uns werden die Sachen dann verstauen - damit es so aussieht, als würde jemand anderes ausziehen. Wir haben geschaut, in dem Wohnblock von Josy und Samra wohnen viele Junge Leute. Dürfte also nicht auffällig sein. Den Transporter fahren wir dann zu einer anderen Adresse, und lassen den ein paar Tage stehen. Wenn wir sicher sein können, dass uns keiner gefolgt ist, bringen wir die Sachen hier her.", erklärte Ghassan, und alle warten auf eine Reaktion von mir.
"Klingt gut, machen wir so. Danke bra.", sagte ich und wir klatschten uns ab.
"Okay, dann müsstet ihr eure Sachen zusamensuchen. Wie passt es euch zeitlich?", fragte er und sah Samra und mich an.
"Von mir aus heute.", sagte Samra sofort und zuckte mit den Schultern.
"Ne, heute nicht. Josy geht es nicht gut, sie pennt. Lasst uns das morgen machen.", sagte ich und übergoss den Tee. Keine Ahnung ob sie Zucker nahm, ich packte einfach zwei Würfel rein.
"Komm gleich wieder. Samra, hol mal zwei Bier. Wir müssen reden.", sprach ich ernst und brachte Josy dann den Tee.
"Hier Baby. Ruh dich aus." Ich stellte den Tee auf das Nachttischschränkchen und schloss dann leise die Tür, um ihr Ruhe zu gönnen. Wieder unten angekommen verabschiedeten wir uns von Ghassan.
"Komm, wir gehen auf Balkon.", sagte ich und winkte Samra hinter mir her. Mit einem skeptischen Blick folgte er mir und wir chillten uns auf den riesigen Balkon, der an sein Zimmer angrenzte.
"Was los Bruder?", fragte er, und zog seine Schuhe aus.
"Geht um Josy." Ich nahm einen Schluck von meinem Bier und schaute in die Ferne.
"Sag an.", forderte er und starrte mich an.
"Sie ist verletzlich, bra. Auch wenn sie manchmal frech ist. Ihr kleines Herz ist aus Gold." Wieder nippte ich an der Flasche und atmete tief durch.
"Ich weiß,  du traust ihr nicht. Aber es tut ihr weh, wenn du sie wie scheiße behandelst."
"Du kennst mich, Capi. Ich kann manchmal nicht anders."
"Woran liegt es? Bist eifersüchtig, bra?", fragte ich ernst und sah das entsetzen in seinen Augen.
"Nein Bruderherz, nein. Ich gönn dir das von Herzen."
"Was ist es dann?"
"Du weißt doch. Ich bin Stur. Ich lasse mir nichts vorschreiben, und schon gar nicht von einer Frau. Dann werde ich sauer.", erklärte er.
"Aber sie schreibt dir nichts vor. Ist zwar manchmal lustig euch beim streiten zu beobachten, aber es eskaliert halt schnell. Ich sag nur blaue Flecken." sagte ich und schaute ihn vorwurfsvoll an.
"Ja, aber Capi das war Ausnahme. Du weißt, dass Cataleya mein wunder Punkt ist. Und wie sehr ich diese Stalker-Schlampe hasse. Außerdem hat es mich wütend gemacht, dass sie so naiv war. Sie hätte draufgehen können." Den letzten Satz murmelte er nachdenklich vor sich her und schaute in den Himmel.
"Also ist sie dir wichtiger, als du zugeben willst?", stellte ich grinsend fest. Er schaute kurz in meine Augen, was so viel wie >ja< bedeutete.
"Alles gut bra. Aber versuch etwas netter zu sein okay?"
"Versprechen kann ich dir das nicht.", sagte er stur und zündete sich eine Kippe an.
"Gib mal Feuer.", forderte ich und stecke mir ebenfalls eine Zigarette in den Mund.
"Vladislav?", hörte ich plötzlich eine zierliche Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah Josy, die sich ein Shirt von mir übergezogen hatte und Augenreibend in der Tür stand. Sie sah so niedlich aus, dass ich sie einfach nicht so stehen lassen konnte.
"Geht es dir besser?", fragte ich und nahm ihren Kopf in meine Hände.
"Ich hab Kopfschmerzen.", murmelte sie und klammerte sich an mich.
"Willst du Tilidin?", fragte ich grinsend.
"Ich hau dich gleich.", knurrte sie nur gegen meine Brust, woraufhin ich ihre Umarmung erwiederte.
"Geh wieder ins Bett Baby. Du brauchst Ruhe."
"Trägst du mich?", murmelte sie, während ihr Gesicht immernoch gegen mein Shirt gedrückt war.
"Ausnahme. Nicht, dass das zur Gewohnheit wird.", gab ich mich geschlagen. Ich packte sie unter den Beinen und am Rücken, und sie klammerte sich an meinem Nacken fest.
"Trägst du mich heute Abend auch ins Bett, Habibi?", lachte Samra und machte einen Kussmund.
"Fresse nahui.", schmunzelte ich nur und trug Josy in unser Zimmer. Behutsam legte ich sie in das große Bett und deckte sie wieder zu.
"Hättest du mal lieber eine Hose angezogen.", sagte ich verträumt und streichelte über ihr Gesicht.
"Mir war warm. Und dein Shirt riecht so gut. Du warst ja nicht mehr hier, also musste ich was anderes finden was nach dir riecht.", nuschelte sie in das Kissen.
"Dann hol ich dir Schmerzmittel und leg mich zu dir. Dann kannst du die ganze Zeit an mir riechen.", grinste ich.
"Das wäre toll.", flüsterte sie nur noch und war dann auch schon eingeschlafen.

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