Kapitel 11

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Weit entferntes, grässliches Gelächter war das Erste, was meine Ohren erreichte, als ich mich auf trockenen Ästen stehen sah. Es roch nach einer süßlichen Mischung aus feuchtem Wald und Verwesung. Übelkeit stieg in mir auf, als mir bewusst wurde, was hier vor sich ging.

Von einer auf die andere Sekunde umgab mich loderndes Feuer. Der Rauch vernebelte mir die Sicht und zwang mich dazu, meine Augen zu schließen. Das schiefe Gelächter von Menschen kam immer näher, bis schließlich dieses mehrstimmige Lachen in eine einzige laute und männliche Stimme überging. Alles an dieser Stimme verängstigte mich. Gänsehaut fuhr durch meinen Körper, als ich wiederholt das Tenor der Stimme vernahm.

Ich zwang mich dazu, meine Augen zu öffnen, und blickte direkt in eisblaue, kalte Augen, in denen ich bereits meinen sicheren Tod erkennen konnte.

Ich zwang mich dazu, meine Augen zu öffnen, und blickte direkt in eisblaue, kalte Augen, in denen ich bereits meinen sicheren Tod erkennen konnte

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Luftschnappend erlöste ich mich aus meinem Albtraum und spürte, wie sich tatsächlich Gänsehaut in meinem Körper ausbreitete. Ich fasste mir an die Brust und spürte, wie schnell mein Herz schlug. Als ich mich in dem noch dunklen Raum umblickte, brauchte ich eine Weile, um mich zu orientieren. Die luftigen Vorhänge des Himmelbettes tanzten im Wind, der durch die Balkontür wehte, und ließen eine weitere Welle der Gänsehaut über meinen Körper fahren. Prompt dachte ich an die kalten Augen in meinem Traum, die es genossen haben, mich leiden zu sehen. Meine Träume wurden von Mal zu Mal beunruhigender.

Eines jedoch änderte sich nicht. Mal wieder lag ich viel zu früh am Morgen wach im Bett und verfluchte mein Leben. Ich entsperrte das Display auf meinem Smartphone und stöhnte, als die Uhrzeit gerade einmal halb sechs Uhr morgens anzeigte.

Ich legte mich wieder hin und schloss die Augen, um dem Schlaf eine zweite Chance zu geben. Als ich einige Minuten später immer noch nicht einschlafen konnte und mein Kopf bereits nicht mehr still halten konnte, beschloss ich schließlich, aufzustehen.

Da es draußen immer noch dunkel war beschloss ich, die Gunst der Stunde zu nutzen, um etwas zu tun, das ich schon immer machen wollte: einen Sonnenaufgang am Meer zu genießen.

Von dem Entschluss elektrisiert ging ich auf den Kleiderschrank zu und entnahm sowohl einen Kapuzenpullover als auch eine leichte Jogginghose. Beides zog ich schnell über und ging schließlich aus dem Haus, auf direktem Weg zu den Klippen vor dem Haus.

In der Dunkelheit hatte dieser Ort etwas Magisches an sich. Das Rauschen des Meeres schien lauter als am Tag zu sein, der Wind brachte die Blätter der Bäume zum Rascheln und es schien, als könnten die Klippen in jedem Moment zu felsigen Gestalten erwachen. Mein Blick wanderte zum Horizont, wo ich die Linie zwischen Meer und Himmel erahnen konnte und war zufrieden mit dem Ort, den ich mir ausgesucht hatte. Ich konnte es kaum abwarten, das Spektakel mit eigenen Augen zu sehen, bedauerte es aber, keinen Kaffee hier zu haben, um den nötigen Schwung in den Tag zu bekommen.

Als hinter mir plötzlich Schritte ertönten, drehte ich mich erschrocken um. Wer sollte auch schon um solch eine frühe Uhrzeit wach sein und genau an dieselbe Stelle kommen wollen, als irgendein kranker Spanner? Beim Umdrehen verlor ich plötzlich das Gleichgewicht und sah mich bereits die Klippen herunterfallen. Ich schloss die Augen und betete, dass ich auf dem Weg hinab eines plötzlichen Herztodes sterben würde. Doch alles, was ich spürte, war ein Arm, der mich an der Hüfte zu sich zog und an seinen harten Körper presste. Keuchend öffnete ich die Augen und blickte in tiefgrüne Augen. Fest an seinen Körper gepresst spürte ich, wie mein verräterisches Herz anfing, zu rasen. Zum Einen war ich immer noch geschockt darüber, dem Tode mal wieder so Nahe gewesen zu sein, und zum Anderen brachte mich seine Nähe gänzlich durcheinander. Ich wusste, dass es falsch war. Das Bild seiner wunderschönen Freundin schlich sich in meine Gedanken. Trotzdem konnte ich nichts gegen das Gefühl ausrichten, mich in seinen starken Armen klein und geborgen zu fühlen. Diese Gedanken bereiteten mir wirklich Angst. Dass ich mich klein fühlte war bei seiner stattlichen Größe überhaupt nicht verwunderlich, aber woher war dieses Wort Geborgenheit gekommen? Stattlich war nicht nur seine Größe, sondern auch sein Aussehen. Lange, beneidenswert dichte Wimpern umrahmten seine grünen Augen, seine rosigen vollen Lippen waren leicht geöffnet und schenkten seinem kantigen Gesicht eine gewisse Sanftheit. Wie konnte man nur bereits zu solch einer frühen Uhrzeit aussehen wie ein Unterwäschemodel?

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