Kapitel 1

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Ich atmete tief durch, mein Herz schlug wie verrückt, meine Gedanken überschlugen sich. Ich hatte es überlebt! Meine Gliedmaßen fingen an schwer zu werden. Mir viel auf, dass mein rechter Unterarm blutete. Es war eine lange und tiefe Schnittwunde an der Stelle, sie war knapp so lang wie meine Hand und es brannte wie verrückt. Damit es nicht allzu stark blutete, drückte ich meine Hand auf die wunde. Der Staub wirbelte noch immer herum und nun drang auch das Jubeln zu mir durch. Im Kampf hatte ich es komplett ausgeblendet und erst jetzt wurde mir bewusst, wo ich war. Ich stand in der Arena. Meine Kehle brannte beim Versuch zu schlucken, während meine Atmung sich langsam beruhigte.
Doch plötzlich packte mich die Verzweiflung und meine Tränen waren nicht zu stoppen. Meine Beine waren zu schwach, um mich weiterzutragen, zitternd fiel ich auf die Knie. Das Adrenalin ließ nach, jeder Knochen in meinem Körper schmerzte, meine Haut brannte wie verrückt. Mein Körper wurde doch schlimmer verletzt und nun mischte sich mein Blut mit dem Dreck auf meiner Haut.
Die Sonne blendete mich, eine Hitze durchströmte meinen verwundeten Körper und mir wurde schwindlig. Es roch nach Schweiß, Blut und Tod...
Ich hatte es überlebt! Doch so wollte ich meine Freiheit nicht gewinnen. Nicht indem ich jemanden töten musste, der genauso frei sein wollte wie ich. Es war nicht fair. Es war schrecklich was sich dieser König erlaubte, doch sterben war keine Option für mich! Nicht jetzt und nicht so.
Ich musste weitermachen. Diesen Kampf hatte ich gewonnen, doch der nächste Kampf fand schon in zwei Tagen statt. Mit einem langen und schmerzerfüllten Atemzug ließ ich mich nach vorne fallen. Mein Körper war zu schwach, um weiterzumachen. Mein Geist machte das nicht mehr länger mit und meine Schuldgefühle darüber jemanden getötet zu haben übermannten mich. Meine Seele brannte und ich würde dieses Gefühl nie wieder loswerden.
. Das war einfach nicht mehr menschlich. Der Schmerz machte sich immer mehr in meinem erschöpften Körper breit, mir wurde schwindlig und mein Magen verkrampfte sich. Ich konnte meinen Blick nicht von dem Toten abwenden, er lag nur ein paar Meter vor mir. Meine Kehle schnürte sich zu, es machte mich innerlich kaputt ihn dort liegen zu sehen. Ein Mann, der gerade mal um die 30 war, ein Mann, der ebenfalls frei sein wollte, ein Mann mit einer Geschichte, ein Mann, den ich aus dem Leben gerissen hatte.

Mein Gesicht war nass, ich weinte still und konnte meine Tränen nicht aufhalten. Meine Wangen brannte dadurch und doch konnte ich nicht aufhören, es tat schrecklich weh. Langsam wurden meine Augen trüb und auch, wenn ich dagegen ankämpfte, fielen sie zu und alles um mich herum wurde schwarz. Die Dunkelheit machte sich breit. Alles um mich herum verschwamm, während das Pochen meines Herzens immer lauter wurde. Es schlug wild in meiner Brust. Der Gedanke daran, dass ich am Leben war, ließ mich nicht mehr los.

Vor 10 Tagen...

»Ich weiß, dass du dich versteckst, also komm raus!«, rief ich in den Schuppen hinein und hoffte auf eine Antwort, doch dass mein Bruder mir antworten würde bezweifelte ich stark. Er mochte es mich zu ärgern und indem er sich vor dem Baden drückte, hatte er auch Erfolg damit.
Ein Seufzen entwich meinen Lippen. Ich hatte wirklich gehofft, dass er einmal auf mich hören würde und aus seinem Versteck kam.

»Na schön! Wenn du nicht zu mir kommst, dann komm ich eben zu dir!« Genervt kletterte ich die Leiter hoch zum Dachboden, Dylans Lieblingsversteck.

»Ich verspreche dir Dylan, wenn ich dich in die Finger bekomme, dann bekommst du mächtig Ärger!« Ich selbst glaubte meinen eigenen Worten nicht. Mein Bruder wusste ganz genau, dass ich ihm niemals was tun würde und das nutze er schamlos aus.
Die Leiter war alt und es roch sehr modrig. Ich hoffte inständig, dass diese nicht plötzlich unter mir zusammenbrach. Ich war nicht gerade die zierlichste Frau. Oben angekommen schaute ich mich etwas um, vielleicht konnte ich ja seinen Kopf irgendwo rausschauen sehen. Meine Laune war nicht gerade die beste. Erst musste ich wie verrückt Wasser vom Brunnen ins Haus schleppen, dann dieses umfüllen, es über dem Feuer wärmen und alles in die Holzwanne hinterm Haus füllen. Wir hatten kein Geld für diese seltsamen Edel-Badewannen, die der König seit neustem hatte. In diese Wannen konnte man einfach kaltes Wasser hineintun und dann wurde darunter ein Feuer entfacht. Aus irgendwelchen Gründen brannten die Holzwannen davon nicht. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass dazwischen noch irgendwas war. Ganz genau wusste ich es nicht, da ich bislang von diesen Badewannen nur gehört und noch keine zu Gesicht bekommen hatte.
Mit einem genervten schnauben schaute ich mich um, dann entdeckte ich hinter einem Strohhaufen schwarzes, strubbliges Haar. Innerlich grinste ich und zog langsam einen meiner Schuhe aus. Zwar stand ich immer noch auf der Leiter, die irgendwann bestimmt nachgeben würde, aber die Tatsache, dass ich meinen Bruder dieses Mal schneller fand, ließ mich vergessen, dass ich auf unsicheren Grund stand.
Auf seinen, kaum herausschauenden Kopf Zielend, warf ich mit ziemlich viel Kraft einen meiner Schuhe nach ihm. Es traf ihn und er zuckte erschrocken zusammen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 22, 2019 ⏰

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