Hi Leute, anlässlich meines heutigen 18. Geburtstages wollte ich noch ein Kapitel über meine Sozialphobie schreiben, aber diesmal mehr darauf eingehen, wie es sich anfühlt, sowas zu haben und was sich bei mir bisher dank der Therapie getan hat. Ich hoffe, dass ich vielleicht dem ein oder anderen Betroffenen damit zeigen kann, dass er oder sie nicht alleine mit diesem Problem dasteht und Angehörigen näher bringen, wie sehr sich diese Phobie auf die Denk- und Verhaltensweisen eines Menschen auswirken kann.
Ich muss gestehen, dass ich erstmal ratlos vor meinem Laptop saß und nicht wusste, wie ich anfangen sollte. Aber dann habe ich mir bewusst gemacht, dass das hier kein Test ist, sondern ein Kapitel, wo ich mein Innerstes mehr auskotze, als so manch einer nach einer zu wilden Party und da gibt es kein richtig oder falsch.
Für die, die vielleicht gar nicht wissen, was eine Sozialphobie ist; es ist eine übersteigerte Angst vor sozialen Interaktionen, die eine Demütigung oder Ablehnung mit sich bringen könnten. Es ist kompliziert für einen Außenstehenden, die Gefühle eines Sozialphobikers nachzuvollziehen, wenn man selber nicht darin steckt und ich muss zugeben, dass ich mich selber manchmal nicht verstehen kann.
Es ist ein bisschen, wie eine Ohnmacht. Man möchte gerne Einladungen annehmen und tolle Erinnerungen mit Freunden und vielen anderen Menschen kreieren, an die man auch Jahre später mit einem Lächeln zurückdenkt. Aber das passiert nicht, weil die Angst einen so im Griff hat, dass man der festen Überzeugung ist, dass die Mitmenschen diese Person insgeheim gar nicht mögen und höchstens aus Mitleid eingeladen haben. Dieses isolierende Verhalten ist im Grunde nichts anderes, als eine Schutzmauer, die einen vor möglicher Abwertung und Verletzung schützen soll. Bei manchen Betroffenen, ist es sogar so schlimm, dass sie es nicht schaffen, Einkaufen zu gehen oder zu Telefonieren.
Es schießen einem Szenarien und Gedanken durch den Kopf, die unrealistischer nicht sein könnten, aber man hält sie trotzdem für möglich. Es ist ziemlich deprimierend, wenn man sich teilweise nicht mal traut, an die Tür zu gehen oder den Hörer abzuheben, geschweige denn jemanden anzurufen. Ich muss mir immer gedanklich ein Script machen, bevor ich nervös mein Handy in die Hand nehme und dabei gefühlt 10 Liter Schweiß verliere und mir fast in die Hose pinkle, während ich einem Herzinfarkt nahe bin. Ich denke mir dann;"Laura, jetzt reiß dich zusammen, es ist nur ein kurzes Gespräch, du ziehst nicht in den Krieg!". Man fühlt sich nebenbei ziemlich wertlos, was natürlich Quatsch ist, aber so denken wir leider oft über uns. Ich denke, dass ich jetzt genug darüber geschrieben habe und mich nun den Veränderungen widmen kann.
Ich habe inzwischen die Therapie mit der einen Therapeutin beendet und bin auf der Suche nach einer anderen, da die Chemie für mich auf Dauer nicht gestimmt hat. Sie ist zwar sehr nett, aber nach einem Jahr habe ich gemerkt, dass wir nicht wirklich mehr weiterkamen und habe deswegen diese Entscheidung gefällt. Das hört sich einfach so an, als hätten wir eine Beziehung geführt hahaha. Aber trotzdem habe ich aus diesem Jahr viel gelernt und für mich mitgenommen und dafür werde ich ihr immer dankbar sein. Zum Beispiel bin ich ein wenig selbstbewusster geworden und kann meine Meinung besser vertreten und vollkommen dahinter stehen, ohne gleich einzuknicken, wie es früher immer der Fall war. Ich bin mir selbst näher, als je zuvor und habe mich quasi neu kennengelernt, was mir viel bringt und wert ist. Alles in einem war es für mich ein verdammt guter Start und ich werde alles daran setzen, um ans Ziel zu kommen.
Langsam dröhnt mir der Schädel, deswegen komme ich langsam zum Ende, aber davor möchte ich euch noch etwas mitgeben;lasst euch von niemanden entmutigen, euren Träumen zu folgen und schämt euch nie dafür zur Therapie zu gehen, denn es erfordert Mut und Stärke, sich seinen Ängsten zu stellen.
Ich widme dieses Kapitel, jedem, der schon zum Ziel gekommen ist oder noch unsicher an der Startlinie steht, oder etwas dazwischen hahaha
Ich wünsche euch alles Gute dieser Welt <3
Eure Laura