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Jungkook P.O.V.:

Ich bediente gerade den letzten Kunden in dem Café, in dem ich seit kurzem arbeitete und wischte mir ein letztes mal den Schweiß aus der Stirn.

Es war Samstag, also war das Café natürlich rappelvoll und ich um so froher, dass ich nun endlich gehen konnte.

Meistens kam ich hier her direkt nach der Schule und halt Samstags, um mir ein wenig dazu zu verdienen.

Nach dem der Kunde das Café endlich verlassen hatte, ging ich in die Abstellkammer, zu der eine Tür neben der Theke führte und zog mich um.

So wechselte ich von meiner schwarzen Hose, meinem schlichten T-Shirt und meiner Schürze zu einer lockeren Jogginghose und noch einem anderen schlichtern T-Shirt, weil ich keine Lust hatte, in meinen verschwitzten Klamotten nach Hause zu gehen.

Der Weg nach Hause dauerte zehn Minuten und führte mich durch einige Wohngebiete und später auch ein paar Felder.

Ich liebte es, mir beim nach Hause gehen meine Kopfhörer reinzustecken und mir einfach nur die Landschaft anzugucken. Dazu kam noch die frische Luft und alles war einfach nur ruhig.

Ich war ziemlich froh darüber, dass ich eher etwas abgelegen wohnte. Natürlich war es dann blöd, in die größeren Städte zu kommen, aber das wollte ich meistens eh nicht.

Zuhause angekommen hörte ich bereits den Rest meiner Familie sich in der Küche unterhalten. Nicht wild durcheinander, wie bei den meisten normalen Familien, sondern ziemlich ruhig und wahrscheinlich auch über ein ernstes Thema.

Ich musste zugeben, manchmal waren meine Eltern sehr streng. Was mir vor allem immer mehr auffiel, dass sie oft sehr konservativ waren. Mein Vater lästerte des Öfteren sogar darüber, dass man Homo-Ehen in Südkorea niemals erlauben durfte.

Mir war das alles herzlich egal, schließlich war ich ja nicht schwul, noch transsexuell oder so, also würde ich keine Probleme mit meinen Eltern kriegen.

Ich stellte meinen Rucksack in mein Zimmer und gesellte mich dann zu den anderen, unter denen auch mein großer Bruder Junghyun war.

Ich musste zugeben, ich war schon immer etwas neidisch auf ihn gewesen, da er unsere Eltern einfach immer zufrieden machte und immer gute Noten mit nach Hause brachte.

Meine Leistung in der Schule war auch ganz okay, aber eben nicht sehr gut. Ich war nämlich eigentlich in allem ziemlich gut und dann schadete sowas natürlich meinem Ego gewaltig.

"Hallo Jungkook, wie war's bei der Arbeit?" begrüßte meine Mutter mich während ich mich setzte.

"Wie immer." antwortete ich kurz und fing sofort an, mir das Essen reinzuschaufeln, da ich echt hungrig war.

Meine Eltern seufzten, warfen sich kurz einen Blick zu und dann fing mein Vater an zu reden.
"Wir haben dich übrigens für ein Kunst und Kultur Camp in den Ferien angemeldet."

Ich spuckte fast mein Essen wieder aus.
"Wie bitte was?"
"Du nimmst schon seit längerem Gesangsunterricht und deswegen haben wir uns überlegt, dass du dort andere, die auch talentierte Sänger sind, kennenlernen kannst und dich noch dazu verbesserst."

Etwas ungläubig guckte ich zwischen den beiden hin und her, aber eigentlich machten sie nie Späße.

Seufzend vergrub ich das Gesicht in den Händen. Auf sowas hatte ich ja mal gar keinen Bock und außerdem fand ich nicht mal, dass ich überhaupt gut singen konnte.

"Das Camp ist am Meer und es wird dir bestimmt da gefallen!" meinte meine Mutter, aber da war ich mir nicht so sicher.

"Ach komm schon, Jungkook." Junghyun legte mir eine Hand auf die Schulter die ich bloß wieder abschüttelte.

"Wenns sein muss..." murmelte ich und sah sofort den Triumph in allen drei Augenpaaren. Wollten sie mich so gerne los werden?

-

Die Tage bis zum Camp vergingen unglaublich schnell und nun stand ich hier und hatte keine Ahnung, was ich einpacken sollte.

Das Camp würde drei Wochen gehen und da musste ich natürlich alles mögliche an Klamotten einpacken.

Die meisten Sachen, die ich trug, waren schwarz. Ich liebte solche schlichten Sachen und auch lockere Hosen gefielen mir sehr gut.

Also war der meiste Inhalt meines Koffers schwarz, so auch meine Kulturtasche, meine Zahnbürste, meine Zopfgummis... (Ja, ich machte mir manchmal Man-Buns, da mein Haar in letzter Zeit so lang geworden war). Man konnte fast meinen, ich wäre depressiv oder so, dabei mochte ich einfach nur die Farbe schwarz.

Seufzend setzte ich mich irgendwann auf meinen großen Koffer, um ihn irgendwie zu schließen. Als ich das dann mit ein wenig Kraftanwendung auch endlich geschafft hatte, trug ich diesen die Treppe runter und wurde anschließend in eine luftabschnürende Umarmung meines Vaters gezogen.

"Und sei ja höflich zu allen!" sagte er spielerisch, aber ich wusste, dass er es tot-ernst meinte.

Nun kam meine Mutter zu mir, küsste mich einmal auf die Wange und wünschte mir viel Glück und schlussendlich wurde ich nochmal in eine Umarmung meines Bruders gezogen.

Wir verstanden uns eigentlich die meiste Zeit ziemlich gut und würden einander natürlich schon ein wenig vermissen.

Als der Abschied endlich vorüber war, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, welcher zu Fuß gut zu erreichen war.

Dort angekommen kaufte ich mir noch schnell ein Ticket, suchte dann mein Gleis und stieg schon bald in meinen Zug, der mich zu der Stadt bringen würde, wo das Camp am Meer sein würde.

Ich hatte echt keine Ahnung, was mich erwartete, freute mich aber schon ein wenig.

Schließlich mochte ich es echt, zu singen, obwohl ich wie gesagt nicht fand, dass ich besonders gut darin war.

Aber vielleicht würde ich mich ja in dem Camp verbessern können.

Ich hatte mich schon ein wenig über das Camp informiert und wusste nun, dass man dort auch unter anderem einen künstlerischen Kurs machen konnte, einen Tanzkurs, einen Schauspielkurs und eben meinen "Singkurs".

Das Camp war etwas abgelegen und bestand aus mehreren Hütten, mit jeweils 6 Schlafplätzen.

Ich fragte mich, mit wem ich so in ein Haus kommen würde. Hoffentlich irgendwelche netten Leute, denn sonst würde das Leben dort noch zur Hölle werden.

Das Problem war auch, dass ich wirklich nichts kochen konnte und wir uns das Mittagessen selber in unseren Hütten machen sollten. Na ob das gut gehen würde...

Ich ließ meinen Blick über die Landschaft gleiten, die sich vor mir aus dem Fenster bot und wartete ab, bis ich endlich ankommen würde.

тнιѕ тнιng called love | jιĸooĸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt