Lächelte überblickte Marlena das Schauspiel, welches sich ihr bot. Die junge Drachenreiterin stand auf einer kleinen Anhöhe unweit von Lenjaras Höhle. Auf der Graslandschaft die sich vor ihr ausbreitete ging ihre Begleiterin Alonvy gerade ganz in der Rolle der Lehrmeisterin auf. Sie war gerade damit beschäftigt Irucan und Kyra einige Übungen zu zeigen, diese Beweglichkeit der beiden Jungdrachen verbessern sollte.
Besonders das goldene Drachenmädchen hatte sich in den letzten Tagen weiter entwickelt. Sie war nur etwa zwei Wochen alt und hatte ihre Größe inzwischen vervierfacht. Das Wachstum junger Drachen war immer wieder erstaunlich für Marlena und machte besonders deutlich, dass es sich bei den Kindern des Feuers und des Himmels um magische Wesen handelte denen Kräfte zuflossen, die über das naturgegebene hinaus gingen.
In Anbetracht von Kyras Fortschritten war Marlena sogar in der Versuchung gewesen Kira, Narie und Irucans Reiter Keanai bei ihrer morgigen Abreise zu begleiten. Aus verschiedenen Gründen hatte sie sich aber dagegen entschieden.
Die Cousine ihrer Mutter hatte Marlena verkündet, dass sie am frühen Morgen des nächsten Tages mit ihren neuen Schützlingen die Reise zurück nach Cosaria antreten wollte. Sie hatte sich einige Tage Zeit genommen um sowohl Irucan als auch seinen Reiter kennen zu lernen und eine Vorstellung ihrer Fähigkeiten zu bekommen aber nun hielt sie es für angemessen die Rückreise anzutreten.
Kyra hatte regelrecht gebettelt, ob sie nicht mit reisen könnten. Marlena hatte darüber nachgedacht. Es sprach durchaus einiges dafür.
Zumindest was die erste Station betraf die Narie und ihre Drachendame vorgesehen hatten. Sie wollten Ellesméra besuchen damit sich Keanai eine passende Waffe bei Marlenas Patentante auswählen konnte. Natürlich nannte die junge Halbling die alte Elfenschmiedin nur heimlich so. Sie konnte die Meisterin ihres Handwerks gut leiden und wollte es nicht auf einen Streit ankommen lassen.
Sicherlich war es auch für Svenaja wichtig sich eine passende Waffe zu wählen aber trotz aller Fortschritte das goldene Drachenmädchen gemacht hatte war sie schlicht noch zu jung für eine so weite Reise. Außerdem beherrschte Svenaja noch nicht die elfischen Umgangsformen. Keanai war während der Reise zur Ostmark bereits auf ein Treffen mit den dort lebenden Mitgliedern des schönen Volkes vorbereitet worden. In Svenajas Unterricht war es bisher hauptsächlich um die Versorgung ihres Schlüpflings gegangen und erschwerend kam hinzu, dass die junge Frau noch nie auf ein anderes Volk getroffen war. Keanai hatte immerhin schon einige Erfahrungen in der Ostmark sammeln können. Es erschien Marlena einfach unpassend ihre Schülerin so buchstäblich ins kalte Wasser zu werfen. Sie wollte sich lieber noch einige Wochen Zeit nehmen um Svenaja auf die Begegnung mit den Elfen vorzubereiten. Bis dahin würde Kyra zwar noch nicht ihr Feuer entdeckt haben aber ihrer Reiterin tragen können. Ein Umstand der die Reise wesentlich erleichtern würde.
Während Svenaja mit dieser Regelung einverstanden war wollte Kyra keine Ruhe geben. Sie hatte weiter gebettelt. Hintergrund ihres Wunsches die Reisegruppe zu begleiten war es schlichtweg, dass Neugier die hervorstechenste Charaktereigenschaft bis Drachenmädchens war.
Nach dem Marlenas Versuche die kleine Goldene von ihrer Entscheidung zu überzeugen gescheitert waren hatte sich Alonvy schließlich der Sache angenommen. Sie hatte ein überraschend einfaches Argument geliefert, das allerdings sofort die Meinungs und Kyra geändert hatte. Marlena Seelenschwester hatte argumentiert, dass sie in einigen Wochen weit schneller das Gebiet des ewigen Eises und Schnees hinter sich lassen könnten. Kyra hatte das bedingungslos akzeptiert. Schnee mochte sie wirklich nicht.
Marlenas Versuche sich auf den Unterricht ihrer Drachendame zu konzentrieren scheiterten jedoch immer wieder an einer Frage, die sich ihr aufgedrängt hatte als Narie ihr eröffnet hatte, bald aufbrechen zu wollen. Immer wieder schlug die junge Halbling die Frage in ihren Geist zur Seite doch immer wieder schaffte es dieser unliebsame Gedanke sich wieder an die Oberfläche zu kämpfen.
Nachdenklich setzte sich die junge Reiterin auf einen flachen Steinen in der Nähe und bemühte sich ihren Geist wieder zu ordnen. Von ihrem Inneren Chaos abgelenkt wurde sie als Svenaja sich zu ihr setzte.
"Ich denke ich sollte es dir sagen." eröffnete die junge Frau das Gespräch, nachdem sie einige Begrüßungsfloskeln ausgetauscht hatten. "Ich habe gerade noch einmal mit Keanai geredet."
Interessiert blickte Marlena auf. Auch ihre Gedanken kreisten schließlich um den jungen Drachenreiter des Nordens der sie Morgen verlassen würde.
"Wir sind übereingekommen, dass es auf kurze Sicht besser ist, dass wir räumlich etwas Distanz zwischen uns bringen aber auf lange Sicht möchten wir unsere Freundschaft wieder beleben. Wir kennen uns seit wir Kinder waren und ich habe nicht vor mein nun sogar unsterbliches Leben damit zu verbringen ihn zu hassen."
Marlena nickte nur und ihr Blick wanderte ins Leere.
"Ich hoffe du bist nicht beleidigt." erkundigte sich Svenaja nach einigen Augenblicken des Schweigens. "Hätte ich dich vorher fragen sollen mit ihm reden darf?"
Die Stimme ihrer Schülerin holte Marlena in die Realität zurück.
"Nein, natürlich nicht!" beschwichtigte die junge Halbling nachdem sie zu ihrem Schrecken festgestellt hatte, dass Kyras Reiterin durch das Ausbleiben einer Antwort regelrecht verunsichert war. "Wie du schon gesagt hast: Ihr kennt euch seit Jahren. Natürlich musst du mich nicht um Erlaubnis fragen. Es freut mich auch, dass ihr eure Freundschaft nicht aufgebt."
Svenaja wirkte erleichtert hielt den Blick aber auf die andere Reiterin gerichtet. Eine Frage stand ihr ins Gesicht geschrieben.
"Du wirkst so in dich gekehrt" hob sie schließlich an. "Irgendetwas bedrückt dich doch. Sag mir wenn ich nicht die richtige bin um darüber zu reden aber es würde mich interessieren."
"Es ist nur, dass ich auch eine Frage habe die ich eigentlich noch mit Keanai klären möchte."
"Warum tust du es nicht?" fragte Svenaja ruhig.
Marlena legt den Kopf in den Nacken und seufzte. Sie hätte alle möglichen Ausreden vorbringen können die zwar plausibel geklungen hätten aber nicht mehr gewesen wären als hohle Phrasen. Im Grunde war die Antwort ganz einfach.
"Ich mache mir etwas Sorgen wegen der Antwort."
Verständnis lag in Svenajas Gesichtszügen aber in ihrer Stimme schwang großer Entschlossenheit mit als sie antwortete: "Rede mit ihm."
Ein Lächeln huschte über Marlenas Züge als die beiden Frauen sich ansahen. Svenaja hätte mehr sagen können aber sie hatte gewusst, dass es nicht nötig war. Ihre Antwort war genau das gewesen was Marlena gebraucht hatte. Manchmal bedurfte es keiner langen Rede. Manchmal benötigte jemand der zweifelte nur eine Erlaubnis.
Marlena hatte nicht mehr gebraucht. Sie erhob sich und schritt in Richtung der Höhle wo sich Keanai, wie sie wusste, derzeit aufhielt. Irucans Reiter war bereits damit beschäftigt seine Sachen für die Reise zu packen.
Vor der Höhle soll sich Lenjara und Kira. Murtaghs Wegbegleiter Dorn lag in einiger Entfernung und der hielt die beiden Drachendamen im Blick.
Marlena musste schmunzeln. Die Kupferfarbene und Dorns jüngere Schwester hatten die Köpfe zusammen gesteckten als würden sie im Flüsterton miteinander sprechen. Gerade schien etwas die beiden Töchter des Himmels königlich zu amüsieren denn sie waren in das für Drachen typische heisere Lachen ausgebrochen.
Dorn reagierte indem er fragend den Kopf hob. Die beiden Drachendame richteten den Blick auf ihn und fuhr Unschuld lag in ihren Augen. Beschämt legte Dorn sein mächtiges Haupt wieder ab und bemühte sich geradezu betont in eine andere Richtung zu blicken. Ein Umstand der Kira und Lenjara erneut ein heiseres Lachen entlockte.
Auch Marlena gluckste in sich hinein als sie in der Höhle verschwand und den Wohnbereich ansteuerte. Ajescha schien nicht anwesend zu sein denn die gemeinsame Wohnstube war leer. Die junge Halbling vermutete, dass sie in einem weiteren Treffen der Dorfältesten war. Aus Keanais Zimmer hörte sie deutliche Geräusche die darauf hindeuteten, dass der junge Drachenreiter mit packen beschäftigt war.
Ein Teil von Marlena hätte sich am liebsten wieder lautlos davon gestohlen. Die Ausrede den anderen Reiter nicht stören zu wollen wirkte plötzlich sehr plausibel.
"Mutter? Bist Du das?"
Marlena seufzte lautlos. Offenbar war sie bei weitem nicht so leise gewesen wie sie gehofft hatte. Zumindest die Tatsache, dass jemand die gemeinsame Wohnstätte betreten hatte war Keanai nicht entgangen.
Augenblicke später erschien er im Durchgang der in sein Zimmer führte. Unsicherheit breitete sich auf seinem Gesichtszügen aus als er Marlena erkannte.
"Wenn du meine Mutter suchst......"
Die junge Halbling winkte ab.
"Nein, ich wollte noch mit dir über etwas reden. Genauer gesagt habe ich eine Frage."
"Ich werde mein Bestes tun sie zu beantworten."
Noch immer etwas unsicher selbst die beiden Drachenreiter sich gegenüber an den Tisch der im Wohnbereich stand.
"Im Grunde beschäftigt mich diese Frage schon länger." räumte die junge Halbling ein. "Ich habe sie nicht früher gestellt weil ich die Angelegenheit erst selbst nicht in Worte fassen konnte und dann habe ich es immer vor mir hergeschoben. Jetzt gehst du aber für deine Ausbildung nach Cosaria und ich möchte die Sache gerne klären bevor wir fürs erste auseinandergehen."
Keanai nickte und als die beiden Reiter sich ansahen war Marlena klar, dass sie nicht die einzige am Tisch war, die nervös war.
"Weißt du noch als der mir das Nordlicht gezeigt hast? Was ich wissen will ist hast du damals geplant, dass wir uns küssen würden? Ich meine..... ich will sagen........Brzûl! Warum muss das so schwierig sein."
Keanai unterdrückte ein Lachen als Marlena auf dem Fluch der Zwerge zurückgriff. Überraschenderweise hatte sie das Wort nicht von ihrem Vater gelernt der selbst Mitglied eines Clans war sondern es von ihrer Mutter aufgeschnappt.
Schnell wurde der junge Reiter jedoch wieder ernst und setzte zu einer Antwort an.
"Ich weiß nicht ob die die Antwort gefällt." murmelte er verlegen. "Weist du, ich habe mich zu dir hingezogen gefühlt seit vier uns begegnet sind. Es ist aber nicht, dass ich mich mit diesem Gefühl auseinandergesetzt hätte und beschlossen hätte dass ich versuchen will dich zu gewinnen. An jenem Abend damals wollte ich dir eigentlich wirklich nur das Nordlicht zeigen. Aber dann waren wir uns plötzlich so nah und du warst so....."
Keanai verstummte als im Blut in die Wangen schoss. Als er weiter sprach richteten sich seine Worte an seine Hände:
"Ich kann mir vorstellen dass dir diese Antwort nicht gefällt. Wenn ich nachgedacht hätte, dann hätte ich erst abgewartet und die Sache mit Svenaja geklärt."
"Ehrlich gesagt gefällt mir die Antwort sogar sehr."
Marlenas Unterbrechung ließ Irucans Reiter überrascht aufblicken.
"Ich hatte eher befürchtet, dass alles Teil eines Plans gewesen ist. Wenn dem so gewesen wäre, hättest du nachgedacht und entweder beschlossen Svenaja zu ignorieren oder es wäre der einfach nicht wichtig genug gewesen wie sie sich dabei fühlt."
Marlena drückte kurz Keanais Hand als sie sich vom Tisch erhob und zum Ausgang hinüber schritt. Direkt im Eingang drehte sie sich noch einmal um.
"Gegen seine Gefühle kann man manchmal einfach nichts machen. Ich wünsche dir eine gute Reise. Auf ein baldiges Wiedersehen."
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
Hayran KurguEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...