Lächelnd beobachtete Marlena wie Svenaja letzte Hand an ihren Drachensattel legte. Die junge Halbling kam nicht umhin sich daran zu erinnern die sie den Moment des ersten Fluges mit ihrer Drachendame erlebt hatte. Drachen, Reiter und das Fliegen waren seit frühester Kindheit Teile von Marlenas Leben gewesen. Als ihrer Mutter einmal half einige ältere Gegenstände durch zu sehen war sie auf ein merkwürdiges kleines Körbchen gestoßen. Milde lächelnd hatte Arya damals ihrer Tochter erklärt, dass sie in diesem Körbchen ihrer ersten Drachenflüge erlebt hätte.
Beispielsweise war sie auf diese Weise zum ersten Mal nach Ellesméra gereist und hatte dort den Segen des Königspaares emfangen. Ihre Mutter hatte die Überzeugung geäußert, dass sie schon zu dieser Zeit erkannt hatte, dass eine Reiterin in Marlena schlummerte. Stets hätte sich das kleine Mädchen völlig sicher auf dem Rücken von Fíernen gefühlt und Seelig vor sich hin geschlafen.
An diese ersten Ausflüge mit ihren Eltern konnte sich Marlena zwar nicht erinnern aber auch in späteren Jahren hatte sie ihre Eltern oft begleitet.
Als Alonvy dann bei ihr geschlüpft war, glaubte die junge Halbling, schon zu wissen wie es sich an fühlte als Reiter mit seinem Drachen durch den Himmel zu eilen. Daher wollte sich zunächst bei ihr nicht die Aufregung und Sehnsucht einstellen die andere neue erwählten Shurtugal empfanden bis ihre Drachen schließlich alt genug waren sich mit ihnen in den Himmel zu erheben.
Als sie Alonvy darauf angesprochen hatte und Marlena ihrer Überzeugung kundgetan hatte war die damals noch halbwüchsige Drachenfräulein regelrecht beleidigt gewesen. Zunächst hatte die neue erwählten Reiterin das noch nicht verstehen können. Wieso sollte es etwas anderes oder besonderes sein mit dem eigenen Drachen zu fliegen?
Die Antwort hatte sie bekommen als sie gemeinsam mit ihren Eltern das Abendbrot einnahm. Ohne Vorwarnung hatte sich Alonvy in den Geist der jungen Halbling geschlichen und sie mit sich in ihren Körper gezogen. Durch die Augen ihrer Drachendame hatte Marlena die Welt aus einem völlig neuen Blickwinkel kennen gelernt. Sie hatte gespürt wie Alonvy mit ihr durch den Himmel trollte, ihre Muskeln angespannte und jedes Flugmanöver ausführte, zudem das junge Drachenfräulein schon fähig war. Als die Weiße ihrer Reiterin schließlich wieder in ihren eigenen Körper entließ konnte es für Marlena keinen Zweifel mehr daran geben, dass es etwas ganz besonderes war mit seinem eigenen Drachen zu fliegen. Es war ein Gefühl als wäre man selbst am Flug beteiligt. Auf einem Drachen zu sitzen war eben nur das: Sitzen in der Luft. Vom eigenen Sculblaka getragen zu werden war etwas Neues, anderes und aufregendes!
Zufrieden hatte Alonvy festgestellt, dass es Marlena von diesem Tag an nicht mehr erwarten konnte bis sie gemeinsam den Himmel erobern würden.
Diesem bedeutungsvollen Erlebnis war allerdings auch eine kleine Peinlichkeit gefolgt. Alonvys "geistige Entführung" hatte dazu geführt, dass Marlena fast eine viertel Stunde mit leerem Blick vor ihrer Suppenschüssel gesessen waren und keinen Happen mehr gegessen hatte. Inzwischen war die schmackhafte Gemüsebrühe vollständig erkaltet.
Weitaus schlimmer war jedoch der belustigter Blick den Eragon und Arya ihrer Tochter zu warfen als sie sich schließlich wieder bewegte.
Marlena hatte sich sofort rechtfertigen wollen aber ihr Vater hatte sie nicht zu Wort kommen lassen. Er hatte nur schmunzeln die Hand gehoben und die Suppe seiner Tochter wieder aufgewärmt während Arya ihrem Sprössling liebevoll einen Kuss in den Haarschopf gehaucht hatte.
In diesem Moment hatte Marlena einen zweiten Irrtum einsehen müssen. Bisher war sie der Auffassung gewesen, dass sich ihr Leben durch Alonvys schlüpfen nicht so stark verändert hätte wie es bei anderen Novizen des Ordens der Fall war. Schließlich war sie die Anwesenheit von Drachen gewöhnt. Kaum dass sie laufen konnte war sie mit wilden Schlüpflinge über die Wiesen getollt und schon oft hatten die mächtigen Wesen sie im Geist angesprochen. Manchmal hatte sie sogar bei Voratan bleiben dürfen wenn dieser Wissen um die Vergangenheit des Drachenvolkes mit den jüngeren Generationen teilte. Eine Ehre die nicht vielen Zweibeinern jemals zuteil geworden war oder werden würde.
Auch Magie war im Haushalt ihrer Eltern ein ständiger Gast gewesen und schon früh hatte Marlenas Mutter damit begonnen ihre Tochter in der Kunst zu unterweisen den Stimmen des Lebens zu lauschen.
An jenem Tag jedoch hatte die junge Halbling gelernt, dass wenn ein Drache schlüpfte weit mehr geschah als dass sich ein neues Leben seinen Weg in die Welt bahnte. Alles änderte sich im Grunde wenn ein Drache und ein Reiter sich fanden. Keiner von beiden war mehr das Wesen, das auf der Welt gewandelt war bevor sie diese Verbindung eingingen. Marlena war nicht mehr dieselbe wie vorher und Alonvy wäre eine andere Drachendame gewesen wenn sie beispielsweise als Wilde aufgewachsen wäre. Die Seelenschwestern hatten eine einzigartige Perspektive entwickelt als sich ihre Seelen verschmolzen hatten.
Marlena hatte diese simple Wahrheit begriffen als sie sah, dass sie ihren Eltern nicht zu erklären brauchte was gerade geschehen war. Verstehend hatten die beiden anderen Drachenreiter sie angeblickt und ihre Tochter wusste, dass die beiden Begriffen was sie gerade emfand. Nur ein anderer Reiter konnte das verstehen. Einem Außenstehenden begreiflich zu machen was für eine besondere Verbindung Alonvy mit ihrer Reiterin teilte war praktisch unmöglich. So änderte sich auch das Verhältnis das Marlena zu ihren Eltern hatte und dass sie mit anderen Wesen in Alagaesia unterhielt.
Die junge Halbling musste akzeptieren, dass es vorher einen Teil im Wesen ihres Vaters und ihrer Mutter gegeben hatte, dass sie nie hätte begreifen können und dass sie durch die Verbindung zu Alonvy nicht mehr einfach nur eine Halbling war sondern etwas anderes und eigenes. Dasselbe galt auch wenn ein Elf zum Reiter erwählt wurde. Auch er rückte damit ein Stück aus den Reihen seines Volkes und gewann eine neue Perspektive. Dasselbe galt für jeden Zwerg, Menschen oder Urgal.
Folglich war es also nicht ganz korrekt wenn man sagte, dass sich die Drachenreiter aus Mitgliedern aller Völker Alagaesias zusammensetzten. Im Grunde waren die Reiter, so unterschiedlich sie äußeren auch sein mochten eine eigene Gruppe die den Völkern fast gleichzusetzen war. Gerade deshalb musste sich jeder Shurtugal und jeder Sculblaka den Völkern in gleicher Weise verpflichtet fühlen. Sie gehörten zu allen und doch zu keinem. Sie mochten Adelstitel und Geburtsrechte hinter sich lassen doch mehr denn je waren sie allen Völkern im gleichen Maße verpflichtet. Folglich war es auch wohl logisch, dass ein Reiter die Kultur jedes einzelnen Volk des verstehen lernen musste. Wie sonst sollte er Frieden und Gleichgewicht zwischen den Völkern halten?
Wenn eines von Leid heimgesucht wurde galt das für alle. Natürlich hatte Marlena diesen Satz während ihrer Ausbildung gehört aber begriffen hatte sie in erst an diesem Tag über einer Schale erkalteter Gemüsebrühe. Eine Weisheit zu hören bedeutete nicht unbedingt sie in vollem Umfang zu verstehen. Das hatte Marlena an jenem Tag begriffen.
Nun kann sie nicht umhin sich zu Fragen waren und bei welcher Gelegenheit Svenaja diese Einsicht erlangen würde. Würde es ebenfalls über einer Schale Gemüsesuppe sein? Oder geschah es gerade in diesem Moment als sie die letzten Nähte ihres neuen Sattels schloss?
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
أدب الهواةEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...