Zweiter Akt

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Alrik

Das gedämpfte Dröhnen von vielen Menschen, die nicht weit von uns entfernt ihrem Leben nachgingen, erfüllte meine Ohren. Ein brauner Umhang umhüllte meine Form und versteckte mich so gut vor neugierigen Augen, die mich eingehend musterten. Vor mir lief eine weitere Person, die ebenfalls in derselben Aufmachung war wie ich und ab und an zurückblickte, um nachzusehen, ob ich überhaupt noch hinter ihr war. Die Seite meines Gesichtes juckte schrecklich und immer wieder musste ich an mich halten, um dort nicht wie ein Köter der Flöhe hatte, die Haut aufzukratzen.

„Halte dich an den Plan, dann kann dir nichts passieren." Hallte mir Zoylas Stimme nach, die wie immer einen selbstbewussten Ton innehatte. „Es wird Zeit, dass der Widerstand zeigt, dass wir noch nicht besiegt sind."

Der Lärmkegel um mich herum stieg weiter an, als ich und meine Begleitung uns einen Weg durch die Masse bahnten. Die Leute um uns herum würdigten uns keines Blickes, es war ihnen egal, dass sich zwei braune Gestalten unter ihnen bewegten. Alles was sie interessierte war, dass sie einen guten Fisch, oder den neusten Tratsch abstauben konnten. Es tat mir beinahe leid, ihnen diesen Morgen vermiesen zu müssen.

Wir liefen weiter bis ganz nach Vorne und sahen eine große Tribüne mit einem noch höheren Galgen vor uns. Dies war der Ort, an welchem sie ihre Verbrecher hingen, ich hoffte nur, dass dieser Ort heute kein Schauplatz des Todes werden würden. Die Gestalt vor mir lief unauffällig auf die starken Balken des Galgens zu, während ich versuchte, sie so gut wie nur möglich von ungewünschten Blicken zu schützen. Dabei ließ ich meine Augen durch die Menge wandern und machte weitere schleichende Gestalten in braunen Umhängen aus. An den Seiten des großen Marktplatzes, standen vereinzelt Wachen, die sich gelangweilt auf ihren Musketten abstützten. Natürlich passten sie nicht recht auf, was sollte auch heute schon passieren?

Der Markplatz an sich, war nichts Besonderes. Er bestand aus einer großen Fläche, die von vielen Ständen genutzt wurde. Schöne Häuser oder ausgefallene Sehenswürdigkeiten konnte ich nicht ausmachen. Die Hafenstadt, war nicht besonders reich, jedoch war sie auch noch nicht vor dem Verfall. Ich fragte mich, was die Leute ab heute wohl tun würden? Wenn unser Plan erfolgreich war, würden sie sich dann verängstigt in ihren Häusern verkriechen? Oder würden sie raus auf die Straße gehen und ihrer Stimme ausdruckverleihen? Das Schlimmste was passieren konnte war, dass sie gar nichts machten. Ich hoffte, dass es nicht dazu kommen würde. Hinter mir hörte ich meine Begleiterin, die sich noch immer an den Beinen der Tribüne zu schaffen machte. Mir selbst stieg der Schweiß langsam in Gesicht, als ich Ausschau hielt, ob uns schon jemand bemerkt hatte. Doch bis jetzt hatte noch Niemand anklagend in unsere Richtung gezeigt. Der Plan war riskant, aber wenn er funktionierte, dann...

Eine zierliche Hand legte sich auf meine Schulter und drückte diese leicht. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass mein Partner fertig mit dem Galgen war und nun bereit, zum nächsten Punkt unseres Plans über zu gehen. „Mach dich bereit." flüsterte sie in mein Ohr, ehe sie sich mit leichten Schritten an mir vorbeischob.

Ich blickte mich noch einmal in der Gegend um und vermerkte, dass immer mehr Bürger auf den großen Marktplatz geströmt kamen, als ich vor mir ein lautes Husten ausmachen konnte. Meine Begleiterin in dem braunen Umhang keuchte auf und ein schmerzhaftes Husten drang wieder aus ihrer Kehle. Ihr Körper krümmte sich unter dem Anfall und ein paar drum herumstehende drehten sich in ihre Richtung. Ihre Beine zitterten, ehe sie ganz unter ihrem Gewicht nachgaben und sie einfach auf dem Pflasterboden zusammenbrach und liegen blieb.

Eine Traube an Menschen formte sich um die zusammengebrochene Frau und auch ich selbst versuchte mich weiter nach Vorne zu quetschen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich etwas mit meinem Umhang spielte, damit dieser mehr von meinem Gesicht offenbaren konnte. Niemand schaute jedoch auf mich, als alle Augen, auf der auf Straße liegenden Frau vor ihnen geheftet waren.

„Madam, geht es ihnen gut?" Hörte ich einen dürren Mann vor mir fragen und unruhiges Gemurmel um mich herum. Als er keine Antwort bekam, ging er langsam in die Hocke und streckte vorsichtig seinen Arm aus, um die Frau wach zu rütteln. „Madam?" Fragte er wieder, jedoch blieb diese immer noch reglos auf dem Pflaster liegen. Der dürre Mann ließ besorgt einen Blick durch die Meute schweifen, doch Niemand rührte einen Finger, als sie alle einfach weitergafften.

Mit einer zitternden Hand drehte der Mann, den reglosen Körper meiner Begleiterin um, sodass ihre Kapuze von ihrem Gesicht rutschte. Laute Schreie stachen aus der Menge hervor und unruhiges Geschubse begann. Die, die außen standen und nicht wussten was sich ereignet hatten, blieben verwirrt an ihren Plätzen stehen, ehe jemand mit geschockten Augen und ausgestrecktem Finger auf meine Partnerin zeigte. „Schwarze Plage!" Hallte es über den Markt und sofort fuhren alle Köpfe in die Höhe. Nun da die Kapuze nichtmehr das Gesicht von Zoyla gezogen war, konnte man die schwarzen Male auf ihrer Haut erkennen, die so viel Tod bedeuteten. Wie, als ob sich ein Feuer in ihrer Mitte ausgebreitet hätte, flohen die Menschen von Zoyla, die wieder ihre Augen öffnete und schnell wieder auf die Beine sprang.

In dieser Zeit riss auch ich mir meinen Umhang vom Leib und entblößte so die schwarzen Stellen auf meiner Haut. Es dauerte nicht lange, bis der ganze Markt in Angst und Schrecken versank und die Menschen versuchten, sich in die engen Gassen zu flüchten. Jedoch erwies sich das als schwieriger als gedacht, da diese gegen eine andere Meute drücken mussten, die schauen wollten, was auf dem Marktplatz vor sich ging.

Die bis eben noch gelangweilten Wachen, erwachten aus ihrer Trance und schauten sich hilflos um, nicht sicher was sie machen sollten. In der Zwischenzeit, konnte ich viele weitere Gestalten in braunen Umhängen ausmachen, die sich einen Weg zum Galgen bahnten und dort den Zünder, den Zoyla befestigt hatte aktivierten.

Ein lauter Knall erfüllten den Markt und die Schreie wurden noch lauter, als der Galgen in Flammen aufging. Durch das Chaos verschwanden unsere Komplizen in den panischen Mengen und auch Zoyla und ich beschleunigten unsere Schritte. Während wir rannten, rieben wir uns Beide die schwarze Farbe vom Körper und blendeten so problemlos mit der hektischen Masse mit ein.
Aus der Ferne konnte ich schon die lauten Pfeifen der Stadtwachen und Soldaten von Awerina ausmachen, die jeden Moment hier sein würden. „Gut geschauspielert." Rief ich Zoyla über den Lärm ins Ohr. Diese zwinkerte mir zu, ehe wir uns Beide durch eine schmale Gasse, weg von unserem Tatort schlichen.

Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass die anderen mit ihrer Mission genauso viel Glück wie wir hatten.




Ja Hi hier bin ich wieder und jetzt geht es auch weiter mit dem zweiten Akt von Shadows of Awerina. Wenn ihr das erste Kapitel noch etwas verwirrend findet, sorgt euch nicht, genauso hatte ich es vor. Die Dinge werden sich noch im Laufe der nächsten Kapitel klären und ihr werdet natürlich erfahren, wo den die ganzen Charaktere stecken und was aus ihnen geworden ist.

Ich hoffe es hat euch gefallen (Ps. die Kapitel werden noch länger, aber das war jetzt sowas wie der "Prolog")

Eure

Annij1

Shadows of Arwerina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt