Totenmarsch

Die Kämpfe beginnen

Der heterochrome Serienmörder hat nicht geahnt, dass das Kolosseum binnen kürzester Zeit so gefüllt von den Teilnehmern der kommenden Veranstaltung sein würde. Die schweißigen Hände in seiner Jackentasche vergraben, gleiten seine verschiedenfarbigen Augen über das runde Kampffeld der Arena. Zahllose Neuankömmlinge stehen verteilt auf dem unebenen, ödnisartigen Erdboden. Nur die wenigsten sind dem Schlaflosen ein Begriff. Immer wieder fällt sein Blick auf den Photographer. Er kann sich nicht erklären, weshalb dieser Mann seine Aufmerksamkeit derart auf sich zieht. Eine behandschuhte Hand legt sich sanft auf breite Schulter des angespannten Serienmörders.

„Immer mit der Ruhe. Wir marschieren durch diesen Mist durch und du kannst wieder in Bloody Marys baden, noch bevor du „Skalpell" sagen kannst", versucht Einauge Sleepless zu beruhigen. Der Schlaflose lässt sich zu einem kurzen Grinsen verleiten. Sie nicken sich zu. Eigentlich, so ist sich Sleepless bewusst, braucht er sich keine Sorgen zu machen, solange er Einauge auf seiner Seite hat.
„Mit seinen und meinen Fähigkeiten, sollten sich eigentlich die anderen Leute hier Sorgen machen", denkt sich Sleepless und verschränkt, von purer Zuversicht durchflutet, seine muskulösen Arme.

Auch Einauge beobachtet das Teilnehmerfeld aufmerksam. Die meisten Anwesenden sind ihm mehr als nur ein Begriff. Da wäre zum Einen die rothaarige Forscherin der Sichelloge, eine Sektion des Syndikates, welchem er auch angehört, Liliana, die in ihm ein seltsames Gefühl der Vertrautheit auslöst, das er sich nicht erklären kann. Keine Vertrautheit, als wären sie ein irgend so ein Liebespaar, sondern als würde er sie bereits ein Leben lang kennen.

Dann wäre da der weißhaarige Junge Saiko an ihrer Seite. Rotzbengel. Hitzkopf. Aber widerlich mächtig. Der könnte ein Problem werden, wenn sie gegen ihn antreten müssten. Jedoch keines, das unlösbar ist. Wenn Einauge ehrlich zu sich ist, erinnert dieser Kerl ihn verdächtig an sich selbst früher.
Das verbliebene und analysierende Auge des Anführers der Mondloge gleitet über den ein oder anderen paramilitärischen Söldner, Auftragsmörder und anderweitigen Kriminellen, bis es sich beim Anblick eines zu vertrauten Gesichtes ausweitet.

„Ich bin gleich wieder da", murmelt Einauge mehr zu sich selbst, als zu Sleepless und steht innerhalb eines Wimpernschlages vor einem kleinen, blonden Mädchen, die ihre Haare zu zwei niedlich aussehenden Zöpfchen gebunden hat. Einige Individuen, die sich hier versammelt haben, hat Einauge auch durchaus erwartet, doch sie hier zu sehen, bereitet ihm ein überaus unangenehmes Bauchgefühl, als würden sich seine Gedärme verflechten und mittels unsichtbarer Krafteinwirkung auseinanderziehen. Das kleine Mädchen im verspielt wirkenden dunklen Kleidchen strahlt beim Anblick des Einäugigen.

„Kev Kev! Du auch hier? Wie cool!", begrüßt ihn die kleine Sera und fällt Einauge um den Hals. Die Ziehtochter Einauges hat aufgrund ihrer Kräfte ebenfalls eine Einladung von der Gesellschaft bekommen und hat diese aufgrund der permanent vorherrschenden Langeweile nicht ausschlagen können.

„Warum bist du-"
„Ich bin stark und es passiert nie etwas Spannendes", nörgelt Sera und spielt mit einem ihrer, mittels pinken Haargummi gebundenen Zöpfe herum. Seit Einauge sie aus der SCP-Foundation befreit hat, ist es für ihn eine der wichtigsten Aufgaben, Sera ein halbwegs normales und vor allem sicheres Leben zu ermöglichen.

„Sera. Du auch hier?", hören die Beiden hinter Einauge von Sleepless, der nach minutenlanger Suche endlich seinen Gefährten wiedergefunden hat, während er innerhalb seines Weges an einigen potentiellen Kontrahenten vorbeigestreift ist, welche ihn mit eisigen Blicken begegnet sind. Für normale Menschen wäre dies sicherlich ein ordentlicher Grund zur Beunruhigung. Nicht aber für Sleepless, dem genau das geholfen hat, seine Nervosität gänzlich abzulegen.

„Onkel Sleepy!", ruft die kleine Hexe und fällt auch ihm um den Hals.
„Wow- Okay! Beruhig dich", versucht Sleepless gegen sie anzureden, doch vergeblich. Lachend hängt sich das Mädchen an seine Schulter und baumelt wie ein falsch getragener Beutel vor dem Serienmörder hin und her.