Planlos

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Die darauffolgenden Nächte bekam ich kein einziges Auge zu. Mir schwirrten die Gedanken nur so durch den Kopf. Immer und immer wieder übermannte mich die Vergangenheit. Doch so sehr ich auch grübelte und den Tränen nah auf meinem Bett saß, mir viel kein einziger Hinweis auf, der mir verraten könnte, wie ich zu Sam gelange. In der Nacht, als mich Sam frei lies ging alles so wahnsinnig schnell und meine Erinnerungen waren alle ziemlich verschwommen. Herr Cosso konnte mir auch nicht weiterhelfen. Als ich am Vortag bei ihm in der Bibliothek war, wies er mich regelrecht ab und nuschelte irgendetwas Undeutliches vor sich hin. Wenn ich hier jedoch noch länger planlos in meinem Zimmer herumsitze, drehe ich noch durch. Ich meine, es muss doch wenigstens irgendwo einen Anhaltspunkt geben, wie ich zu ihm gelangen kann.

Bei dem Gedanken an Sam zog sich in mir alles zusammen und mich durchfuhr ein kitzelnder Schauer bis in die Fingerspitzen. Ruckartig sprang ich vom Bett und schüttelte mich kurz. Dieses Gefühl hatte ich nun schon seit Wochen und ich wusste nicht, was es zu bedeuten hat. Ich hielt es langsam nicht mehr aus hier tatenlos rumzusitzen und mich selbst zu bemitleiden für meine Hilflosigkeit. Wie eine Wahnsinnige ging ich zur Wand und schlug meinen Kopf gegen die kalte Mauer. Ganz tief in mir saß ein dicker Kloß, den ich rausschreien musste-dringend! Mein Blick wanderte zur Wanduhr. Shit schon wieder so spät. Ach egal, meine Mutter war ja eh mal wieder nicht Zuhause, da sie wieder ein Date mit diesem Til hatte. Ich vergaß schon wieder, wo sie in nochmal kennenlernte. Aber seit circa drei Wochen benahm sie sich, wie eine verliebte Vierzehnjährige und war kaum noch daheim. Mir sollte es recht sein. Ich hatte genügend eigene Sorgen.

Da also keiner im Haus war, störte es auch niemanden, dass ich so spät noch nach draußen ging. Ich griff nach meiner Jeansjacke und ging die Treppe hinunter in den dunklen Flur. Dort griff ich nach meinen Stiefeln und dem Haustürschlüssel und öffnete die Tür. Draußen regnete es und auf den Straßen sammelte sich das Wasser bereits in großen Pfützen. Ich schloss hinter mir die Tür und atmete einmal tief ein. Die Regenluft beruhigte irgendwie. Langsam entfernte ich mich vom Haus. Das Licht der Laternen spiegelte sich in den Pfützen wieder und verschwamm sobald man hineintrat. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Einfach immer weiter geradeaus. So hätte das ewig weitergehen können, einfach bis ins Unendliche. Bis zu ihm! Ich hielt es nicht länger aus.

Aus voller Kehle schrie ich diesen ekligen Kloß aus meinem Bauch. Ich schrie so laut und so lang ich nur konnte bis meine Beine mich zusammensacken ließen und ich mit den Knien in einer Pfütze landete. Meine Jeans saugte sich voll mit Wasser und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich hatte anscheinend den Moment verpasst, an dem ich zu einem emotionalen Wesen geworden bin. Denn hätte ich es mitbekommen, hätte ich es verhindert. Wo war mein altes Ich nur geblieben. Dieses verrückte taffe Mädchen, das nichts aus der Bahn werfen konnte. Von dieser Chrisi war nicht mehr viel übrig. Ich glaube ich musste erst einmal wieder zu mir selbst finden, um Sam finden zu können.

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Ich weiß, es geht nicht gerade schnell voran, aber ich komme zur Zeit nicht oft zum schreiben. Es tut mir Leid, dass ihr mit dem Buch so viel Geduld haben müsst. Aber ich lese und freue mich über jeden Kommentar von euch. Ihr motiviert mich immer wieder dazu weiterzuschreiben und nicht einfach so aufzugeben.

Miley-Audray:)


Der Teufel lebt weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt