Marshmallow

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"Jimin, wo gehen wir hin?", fragte Yoongi. "Wir gehen zu unserem Lieblingsplatz, dort werden wir auch unser Zelt aufbauen und übernachten.", antwortete ich aufgeregt und schaute Yoongi an. Er nickte nur, zu müde um etwas zu sagen, und wendete seinen Blick wieder aus dem Autofenster. Ich schmunzelte leicht, Yoongi wurde immer sehr schnell müde.
Ich konzentrierte mich wieder auf den Feldweg vor uns, auf dem viele Steine lagen und die somit das Auto zum wackeln brachten. Ich mochte es noch nie, Abends oder Nachts mit dem Auto zu fahren, zu groß meine Angst, ein unschuldiges Tier tot zufahren oder einen Unfall zu bauen. Der Feldweg gewann an Steigung und ich trat mehr in das Gaspedal, um uns beide nach oben zu verfrachten. Als wir oben auf dem Berg ankamen, parkte ich das Auto etwas Abseits und zog den schwarzen Schlüssel aus dem Zündloch.
Yoongi drückte die Autotür auf und ließ seine müden Beine auf dem Boden nieder.

Ich schaute mich um, seit dem letzten Mal hatte sich hier nicht viel verändert. Der kleine Felsvorsprung war immernoch vorhanden, doch nun zierte ein hölzerner Zaun eine Absperrung zwischen dem Wald und dem Abgrund in die Tiefen der Stadt. Vor uns sah man die vielen Hochhäuser, die verschieden hoch in den Sternenhimmel ragten. Alles schrie nach turbulentem Abendtrubel und einer lauten Umgebung, doch hier sah man nicht's, nur die Lichter die die Stadt in einen hellen Schleier legten. Man hörte auch nicht's, denn hier war es ruhig, man hörte nur die Grillen, Eulen und das Rauschen der Blätter im Wind, die die Nacht im Wald zu etwas ganz besonderem machten. Würde man seinen Rücken der Stadt zuwenden und nur den Geräuschen lauschen, würde man nie im Leben vermuten, dass die pulsierende Stadt hinter einem lag. Die beiden großen Bäume, die jeweils an der einen Seite des Abhangs standen, warfen noch immer einen eisigen Schatten auf das niedrige Gras. Nur etwas mehr Gebüsch und Blumen gab es jetzt. Die Feuerstelle kennzeichnete die Mitte der kleinen Lichtung und wir machten uns auf den Weg um genau diese zu erreichen.

"Es ist immernoch genauso schön, wie vor neun Jahren.", bemerkte Yoongi fasziniert und lehnte sich gegen den Zaun. "Ja das stimmt, nur denhier,", ich tippte auf den braunen Zaun, "haben sie neu gemacht." Stumm nickte er und ließ seinen Blick in den Himmel gleiten. Seine Augen wurden dabei etwas größer und pure Faszination spiegelte sich in ihnen wieder. Ich richtete meinen Blick auch in den Himmel und staunte. Millionen von Sterne konnte man sehen, die einen heller als die anderen, die anderen größer als die anderen, doch gemeinsam schienen sie so hell wie kein anderer alleine. Ich nahm Yoongis warme Hand und ließ meine kleine in seiner verschwinden. Sanft drückte er sie und lächelte mich glücklich an. Ich beugte mich nach vorne und legte meine Lippen auf seine. Er erwiederte den Kuss sofort und drückte mich näher an sich. Ich konnte spüren wie fasziniert er von den Sternen und von mir war, wie ich auch von ihm. Ich konnte spüren mit wie viel Leidenschaft er seine Lippen sanft gegen meine drückte. Ich konnte fühlen wie er alle schrecklichen Erinnerungen, Ängste, Sorgen, Selbstzweifel und Hass hinter sich ließ und mit diesem Kuss versiegelte. Es war unglaublich. Wir lösten unsere Lippen und liebevoll schaute ich ihm in die wunderhübschen braunen Augen.

"Lass uns doch das Zelt aufbauen gehen und dann können wir noch Marshmallows grillen.", sagte ich erfreut und öffnete den Kofferraum mit dem Autoschlüssel. Diesen öffnete ich und holte das Wurfzelt heraus. Es war nicht schwer das Zelt aufzubauen. Yoongi nahm es mir ab und öffnete die Schleife, die das Zelt zusammenhielt. Er warf es auf den Boden und mit einem 'Wusch' war es auseinander. "Hier sind die Heringe.", ich warf ihm die Hälfte der Packung vor die Füße und belustigt lachte er. "Du hättest mich fast getroffen." Erschrocken riss ich die Augen auf. "Tut mir Leid, das wollte ich nicht." "Alles gut Jiminie, du siehst so süß aus wenn du dich erschrickst.", zart lächelte er und ich zog gespielt eine Schmolllippe. Wir mussten beide lachen und bauten das Zelt weiter auf.

Als wir die Matratzen, Kissen und Decken in dem Zelt verstaut hatten, zündeten wir das Feuer an und ich holte die Tüte mit Marshmallows aus unserem Rucksack. Yoongi saß neben mir und blickte stumm ins Feuer. "Möchtest du auch eins?", fragte ich und er hob seinen Kopf. "Klar gerne, Marshmallows sind fast so gut wie Steine." Ich musste laut lachen, wie kam er immer auf solche Dinge? "Yoongs, du bist zu geil.", ich musste mich vor lachen nach vorne beugen. "Danke, aber das weiß ich mittlerweile auch schon.", antwortete er stolz. "Das ist gut, das du das weißt.", ich spießte den Marsmallow auf den Spieß und hielt in über das Feuer. Yonngi tat es mir gleich und kurz herrschte Stille. "Ah, da fällt mir noch was ein. Wie wäre es, wenn wir nächste Woche mit den anderen auch Zelten gehen?", fragte ich und schaute wieder in sein attraktives Gesicht. "Ja, warum nicht, wird bestimmt lustig.", schmunzelte er und zog sein Marshmallow von dem Feuer weg da es bereits fertig war. Schnell zog ich meines auch zu mir. Gerade noch rechtzeitig.

Nachdem wir die ganze Packung leer gemacht hatten, erloschen wir das Feuer und stellten uns wieder an den Zaun. Jetzt war es bereits nach Mitternacht und ich war schon müde. "Weißt du Yoongi,", fing ich an und nahm seine Hände wieder in meine. Er sah mich überrascht an und konnte sich nicht im Geringsten ausmalen, was ich jetzt sagen würde. "du bist wie ein Marshmallow. Zu Beginn bist du hart und abweißend. Viele Leute können diese Art nicht ausstehen. Das ist zwar doof gesagt, aber es ist nun leider so. Nicht viele geben dieser Art eine Chance. Du bist dann, wie ein ungegrilltes Marshmallow. Doch dann, wenn man dir Zeit gibt, taust du auf. Du wirst zu einer fürsorglichen, warmen Person. So mögen dich die Leute, denen du vertraust am meisten. Ich liebe beide Seiten, da es zu dir gehört und du auf deine Art einfach perfekt bist. Dann bist du wie ein fertiges Marshmallow. Aber wenn man dir auf die Nerven geht, dann ist es ganz schnell mit demjenigen vorbei und du entfernst dich von ihm. So wie ein Marshmallow, das sich von dem Spieß verabschiedet hat und auf dem Boden fällt. Aber wenn man nicht auf dich aufpasst, dich akzeptiert und versteht, dann wirst du unzufrieden, unzufrieden mit dir selbst. Deine Dunkle Seite taucht auf und viele hätten schon längst aufgegeben. Du bist dann wie ein angekokeltes Marshmallow. Doch ich bin bei dir geblieben, weil ich die liebe. Ich habe dir geholfen und habe die dunkle Seite entfernt, so wie bei einem verbrannten Marshmallow, wenn man das Schwarze außenrum wegarbeitet und nur das Innere isst. So etwas macht nicht jeder. Andere würden sich ein neues Marshmallow holen, doch ich würde immer versuchen das Innere zu retten um es zu essen. Min Yoongi, ich bereue keinen Tag, keinen einzigen, den ich mit dir verbracht habe. Ich liebe dich so sehr, dass das Marshmallow bei deinem Anblick schmiltz, da du so unfassbar stark, liebevoll, schön, mitfühlend, hilfsbereit, sportlich, feinfühlig und unendlich andere gute Dinge bist. Ich will jeden Tag mit dir gehen, dich unterstützen, dich umarmen, mit dir kuscheln, dich küsssen und dich lieben. Ich könnte keinen Tag ohne dein wunderbares Lächeln überleben. Und so frage ich dich von ganzem Herzen, willst du für immer an meiner Seite gehen, sowie ich auch an deiner, bis in alle Ewigkeit?", Tränen liefen aus meinen Augen und ich war froh ihm endlich gesagt zu haben was ich für ihn fühlte. "Jimin...wow...i-ich", sagte Yoongi und kleine, glitzerne Tränen liefen über seine weichen Wangen. Ich strich ihm diese mit meinen kleinen Fingern weg und betrachtete ihn. "N-natürlich will ich, für i-immer. Ich liebe dich. Du bist das B-beste das mir jemals passiert ist, Jiminie. D-danke das du immer für mich da bist. Ich liebe d-dich unendlich." Er küsste meine Lippen kurz, doch dann zog er mich in eine feste, liebliche, gefühlvolle Umarmung. Ich zitterte am ganzen Körper und mein Herz schlug wild. Meine Hände waren zu schwach um das Kästchen mit dem Ring fest zu halten. Es fiel mir aus den Fingern. Ich drückte Yoongi so eng an mich, als würde mein Leben davon abhängen. Unsere Herzen schlugen laut, schnell und im selben Takt. "Jimin, du bist mein kleiner, wunderbarer, süßer Marshmallow.", flüsterte er mir ins Ohr und wir schlossen beide unsere Augen und lauschten den Geräuschen des Waldes und schmeckten den süßen Geschmackt von Marshmallow in unseren Mündern.

Marshmallow | ~Yoonmin OS~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt