• 2. Kapitel •

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Niemand würde auf den ersten Blick vermuten, dass Ruby und ich ineinander verliebt waren. Auch nicht auf den zweiten, dritten oder hundertsten Blick. Wir waren einfach komplett verschieden, und die einzigen Gemeinsamkeiten, die wir laut anderen Leuten hatten, waren die Tatsachen, dass wir beide Mädchen waren und zufälligerweise in dieselbe Klasse gingen. Und irgendwie konnte ich das auch verstehen.

Ruby hatte brustlange, schwarze Haare und dunkelbraune, man konnte fast schon sagen schwarze, Augen mit einem leicht rötlichen Unterton, der einem nur auffiel, wenn das Licht im richtigen Winkel fiel und man ihr sehr nahe war, was ich schon ziemlich oft, aber leider nur im Verborgenen gewesen war. Sie trug immer schwarze oder graue Kleidung, wenn sie einmal einen guten Tag hatte vielleicht dunkelblau oder violett. Zudem trug sie immer nur Hosen, niemand konnte sich daran erinnern sie jemals in einem Rock oder gar Kleid gesehen zu haben. Und auch ihre Fingernägel waren entweder gar nicht lackiert oder, wie die meiste Zeit, schwarz. Ihre Ohren, Lippen und ihre Nase waren mit Piercings geschmückt, auf ihren Unterarm prangte ein Tattoo, dass das Zeichen der Todesser aus dem Film Harry Potter zeigte, unter ihrem linken Auge hatte sie sich vor kurzem eine kleine Träne stechen lassen und hinter ihrem Ohr war eine Feder. Jeder der sie sah, würde glauben, sie wäre das ultimative Bad Girl. Und auch fast alle, die sie besser kannten, dachten so. Ruby rauchte, trank viel und nahm manchmal sogar Drogen. Alle Eltern würden sie vermutlich als schlechten Umgang bezeichnen, aber sie kannten einfach die echte Ruby nicht. Die Ruby, die ich kannte.

Und wenn ich euch jetzt mich beschreibe, werdet ihr verstehen, warum niemand auf die Idee kommen würde, dass wir beide ein Paar waren. Ich hatte schulterlange, glatte, blonde Haare, hellblaue Augen und ein paar Sommersprossen. Ich trug meistens Kleider, selbst im Winter und während Rubys Lieblingsfarbe schwarz war, mochte ich alle Pastellfarben am liebsten. Piercings hatte ich keine, nur normale Ohrringe und als Tattoo hatte ich nur eine kleine Rose am Knöchel, die ich mir am zweiten Todestag meiner Oma hatte stechen lassen. Von Alkohol wurde mir immer schlecht und von Zigaretten und Drogen hatte ich bis jetzt, bis auf eine minikleine Ausnahme, auch die Finger gelassen. Naja und dann kam noch dazu, dass ich bei einem 2er auf einer Schularbeit schon einen halben Nervenzusammenbruch erlitt und die Lehrer bei Ruby ziemlich Glück hatten, wenn sie am Tag der Arbeit überhaupt in der Schule erschien.

Wie gesagt, nach außen hin und für alle anderen, waren wir extrem verschieden, hatten keine Gemeinsamkeiten. Doch das würden sie nicht mehr denken, wenn sie eines unserer zahlreichen Gespräche auf Rubys Terrasse gehört hätten. Oder gesehen hätten, wie viel Spaß wir beim Backen meines Geburtstagskuchens gehabt hatten. Oder wie perfekt mein Körper in Rubys Arme passte und wie gut ich schlafen konnte, wenn sie mich hielt.

Doch wenn es nach Ruby ginge, würden wir vermutlich auch niemals jemandem beweisen können, dass Gegensätze sich anscheinend doch anzogen.

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