Kapitel 6

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James Nase ist geschwollen und blutig, ein langer Bluterguss schmückt seine Wange und eine klaffende Schnittwunde befindet sich auf seiner Stirn. Ich drehe mich zur Seite und muss mich übergeben...

Doch dann reiße ich mich zusammen und drehe ihn entgültig um. Er stinkt fürchterlich und ich bemerke, dass an seinem Shirt Erbrochenes klebt. Ich befürchte, dass er eine Überdosis genommen hat. Ich kann ihm nicht helfen, ich habe keine Ahnung von erster Hilfe. Ich sehe mich um, in der Hoffnung einen Passanten zu sehen, damit dieser einen Krankenwagen rufen könnte. Niemand ist zu sehen! Schnell renne ich um die Ecke und schaue hysterisch durch die Gegend. Panik steigt in mir auf. Wer weiß wie lange James dort schon liegt?! Ich habe Angst um ihn! Wir Minorros sorgen und kümmern uns immer umeinander, wie eine Familie. Doch zwischen mir und James ist es noch mal anders. Damals als ich und Sienna auf die Straße kamen, hatten wir keine Ahnung von dem harten Leben hier. Wir irrten Stunden oder gar Tage lang durch die Gegend, nur auf der Suche nach Essen und Trinken. Aber selbst uns wurde klar, dass wir auf diese Weise nicht lange durchhalten und überleben könnten. Schon gar nicht im Winter! Gemerkt hatten wir, dass es auf den Straßen von New South Wales Gruppen gab und gibt. Diese Gruppen bestehen meistens aus Jugendlichen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen auf der Straße gelandet sind und sich nun versuchen durch zu boxen. Sie helfen einander und sind wie eine große Familie. So auch die Minorros! Sienna und ich wussten nicht, warum wir unbedingt zu den Minorros wollten, aber uns war auf jeden Fall klar, dass wir uns irgendeiner Gruppe anschließen müssen, um hier zu überleben. Ich bin James per Zufall am ersten Tag auf der Straße begegnet, habe ihn aber gar nicht wahr genommen. Dennoch ging er mir nicht mehr aus dem Sinn. Lag es an seinen Haaren? Die er damals komplett lila gefärbt und ziemlich lang trug. Lag es an seinem Charakter, seiner Ausstrahlung? Ich wusste und weiß es nicht. Aber ich bewunderte ihn von Anfang an! Tja und so kam es, dass uns beide etwas verbindet...etwas unbeschreibliches!

Plötzlich entdecke ich eine Frau auf der anderen Straßenseite. Ich laufe hin und schildere ihr, dass ich einen Freund ziemlich verwundet im Park gefunden habe. Auch, dass ich keine Ahnung von erster Hilfe habe und ob sie nicht bitte die Rettung rufen könnte. Noch während wir beide zu James laufen, wählt sie die Notrufnummer und fängt an zu telefonieren. Kaum sind wir bei James angekommen, hören wir auch schon die Sirenen. Die Krankenpfleger und Ärzte leisten erste Hilfe und Laden ihn dann in den Krankenwagen ein. Ich habe Glück und darf mitfahren! Niemand weiß, wie er heißt oder wer er oder ich sind...aber ich werde ihnen auch keine einziges Wort verraten. Sonst müssten wir zur Polizei oder so und man würde uns in ein Heim stecken. Deshalb bin ich lieber leise, aus Angst vor den Konsequenten meiner Worte. Nach ein paar Stunden Wartezeit, kommt eine Krankenschwester zu mir und gibt mir Entwarnung. Sie sagt, dass sich der Zustand von James erheblich bessert und gebessert habe. Es besteht keine akute Gefahr mehr auf bleibende Schäden und er schwebt auch nicht in Lebensgefahr. Glück durchströmt mich!

Doch dann fällt mir ein, dass die anderen immernoch nicht aufgetaucht sind. Ich sage der Krankenschwester Bescheid, dass ich am Abend wieder komme und nach James sehen werde. Sie willigt ein und ich verlasse daraufhin das Krankenhaus. Da ich nicht weiß, wo sich die anderen aufhalten könnten, beschließe ich, als Erstes zu unserer Hütte zu gehen ubd nach zu sehen, ob sie dort sind.

Dort angekommen rufe ich durch das einsame Haus. Als ich ein Bellen von Dylan höre, schlägt mein Herz höher. Ich haste die Stufen hinauf und stürme in den Schlafraum. Tatsächlich! Hier liegen Ruby, Ethan, Sienna, Max und Dylan, der ganz aufgeregt an meinem Bein hochspringt. Ich nehme ihn in die Arme und setze mich zu den anderen. Wo ward ihr? Ist alles okay bei euch? Was habt ihr so lange gemacht? Wo habt ihr die Nacht verbracht? Die Fragen schießen mir nur so durch den Kopf!

Minorro-unsere Kindheit auf der Straße...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt