14. Kapitel

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Whitney Houston - I Will Always Love You

K a t h a r i n a

„Also? Wie machen wir die Choreo? Und zu welchem Song? Gott, hast du überhaupt einen Song parat, James? In drei Tagen, das ist ein Ding der Unmöglichkeit", erkläre ich ihm panisch. James sieht mich an, dann nimmt er mein Kinn, sodass ich ihm in die Augen sehen muss. „Katharina, einatmen", er füllt seine Lungen mit Sauerstoff. „Und wieder ausatmen." Er presst das Kohlenstoffdioxid wieder aus seiner Lunge. Dieser Moment gehört uns. Ich beruhige mich wieder. „Du hast eine Idee?", frage ich ruhig. Er ist hier. Ich bin hier. Wir werden das schaffen. Beruhigt atme ich wieder ein und aus, und warte auf eine Antwort. James sieht auf die Decke. „Was wäre, wenn wir etwas Covern würden? Einen alten Song?" Ich hebe die Augenbraue. Und welcher wäre das? Ich frage nicht, aber ich scheine genau diese Frage im Gesicht wiedergespiegelt zu haben. James schaut mich nachdenklich an. „Wir benötigen einen etwas längeren Song. Vier bis fünf Minuten ungefähr. Wüsstest du einen?" Ich nicke. „Aber ich glaube nicht, dass du diese singen kannst", erkläre ich ihm. Nun hebt er neugierig eine Augenbraue. „Whitney Houston", beantworte ich seine Frage. James beginnt zu grinsen, bis er seinen Kopf in den Nacken zurücklegt und in schallendes Gelächter ausbricht. Sein Lachen ist so ansteckend, dass sich auch bei mir ein riesiges Grinsen im Gesicht bildet, bis mir ein peinliches Kichern entflieht. Erschrocken halte ich mir die Hand vor den Mund. Ich wusste nicht, dass mein Körper für solche Geräusche fähig ist. James mustert mein Gesicht, um dann wieder in ein tiefes, und doch helles Lachen auszurechen. „Dein Gesichtsausdruck", bringt er unter manchen Lachkrämpfen heraus. Ich mache einen Schmollmund, muss mir aber das Lachen verkneifen. Er erinnert mich an ein Kind. Mir ist vorher nie aufgefallen, dass James eine Schwere hatte, die jetzt aber für einen kurzen Moment verschwunden ist.

Plötzlich ist ein Umschwung in der Stimmung. Sie ist nicht schlecht, aber was zuvor kindlich war, ist jetzt mit einer elektrisierenden Spannung gefüllt. James, der bei seinem Lachkrampf kurz aufgestanden war und einige Schritte von mir entfernt stand, kommt jetzt wie ein Raubtier auf mich zu. Ich kann mich nicht bewegen, bin wie erstarrt auf dem Stuhl. Ich atme tief ein, nicht aus Panik, sondern weil man ganzer Körper von einem Kribbeln bedeckt ist. Ein positives Kribbeln.

James Augen sind schwarz. Ich beiße mich auf die Lippen und beobachte ihn. Wie ein Panther, der das kleine Häschen haben möchte. Noch ein weiterer Schritt und er steht vor mir. James kesselt mich mit seinen Armen ein. Er bückt sich zu mir vor, bis sich unsere warmen Atem vermischen. Wir bleiben einige Sekunden in dieser Position. Wir sind beide wie erstarrt, aber es fühlt sich so richtig an. „Also soll ich vor tausenden von Menschen Whitney Houston singen", meint er immer noch irgendwie belustigt, jedoch hat der Panther in ihm immer noch die Kontrolle, sowie die Spannung zwischen uns. Ich befeuchte meine Lippen. „Stell' dir vor, wie sexy es wäre, wenn du Whitney singst", meine ich mit trockener Stimme. Es fühlt sich an, als wäre ich in der Sahara. Mit tiefer und rauchiger Stimme beginnt James: „And I will always love you." Ich beiße mir auf die Lippen, während ich zu grinsen beginne. „Will always love you", setzt er fort. „Love you, my darling you", endet er sein Cover vom Song. Wir bleiben weiter in dieser Position, bis ich meine Hand lösen kann und sie auf seine Wange lege. Die feinen Haarstoppel seines Bartes drücken sich in meine Handfläche und kitzeln ein wenig. Der Hautunterschied ist unglaublich. Meine hellen Hände, neben seiner schokolandenbraunen Haut wirken nr noch blässer. James kommt mir immer weiter näher, ich spüre seinen warmen Atem schon an meinen Lippen und schließe meine Augen.

Und dann springt Scott durch die Tür rein und schreit: „Oh, das ist eine tolle Choreografie!" Sofort ist die Stimmung vorüber und James reißt den Kopf zu dem Blonden herum, während er seine Arme vom Stuhl nimmt. James knurrt kurz auf und ich muss mich einen Moment neu orientieren. Scott scheint die Situation falsch intepretiert zu haben und dachte anscheinend, dass wir gerade eine Choreo machen. Schön wär's, wenn er uns nur dort unterbrochen hätte.

James wirft den Kopf in den Nacken. „Du bist so ein Idiot, Scott", knurrt er weiter. Scott scheint einen verwirrt zu sein und runzelt die Stirn. „Weshalb? Weil die Choreo gerade so toll war?" Verwirrt schaut er zwischen uns her, bis ihm plötzlich ein Licht aufgehen zu scheint. „Oh", kommt nur von ihm. „Ich stand wohl ein bisschen auf der Leitung. Ihr habt wohl einen anderen Sport als Tanzen machen wollen", meint Scott. Mir klappt der Mund auf und ich spüre, wie ich wie eine Tomate rot anlaufe. Das kann doch nicht sein Ernst sein.

Auch James schaut ihn ungläubig an. „Ist das dein Ernst?", fragt er Scott geschockt. Der Blonde hebt abwehrend seine Arme. „Ich konnte doch nicht wissen, dass ihr euch gegenseitig auffresst. Ich habe weder Klopfgeräusche gehört, noch sonstige andere eindeutigen Geräusche", meint er weiter. Vor Scham lege ich mein Gesicht in meine Hände. Peinlich.

James reagiert aber ganz anders, als ich. Er lacht. Ist er auf Drogen? Ich hebe meinen Kopf und schaue die Beiden nur ungläubig an. Ernsthaft?

„Du bist ein Arsch, Buddy", meint er zu Scott, während er ihm auf die Schulter klopft. Wow, Männer sind wirklich eigenartige Kreaturen.

Scott beginnt nun auch zu grinsen. „Ich weiß, Jamie." Jamie?

Ich glaube ich träume. Kann das die Realität sein? Ich zwicke mir einmal in meinen Arm und zische auf. Das ist die Realität.

„Also", kommt Scott wieder auf berufliche Ebene zurück. „Zu welchem Song möchtet ihr die Show eröffnen?" „Ich glaube, dass mein neuerster Song ganz gut passt." Verwirrt schaue ich James an und unterbreche ihn. „Neuer Song?" James nickt und beginnt dann zu erklären: „Für das Album danach." Irritiert sehe ich ihn an. „Nächstes Album?" „James ist immer am Song schreiben", erklärt er mir. „Deshalb haben wir auch tausende von Songs zur Auswahl." „Oh, ok."

Scott wendet sich wieder an James. „Und was möchtest du jetzt singen?" „Hide." Scott beginnt zu grinsen. „Zu dem Song könnt ihr gleich bei eurer Choreo bleiben." James schlägt Scott spielerisch auf den Unterarm und mir entflieht ein ungläubiges: „Scott!", während ich wieder rot anlaufe.



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