Ich starrte Bev an: "D-Du auch..?" Sie antwortete nicht, sondern griff nach meiner Hand und lief mit mir in die entgegengesetzte Richtung. Der kalte Wind preschte mir ins Gesicht. "Wir müssen hier weg!", rief sie. Ich drückte ihre Hand und hielt mit ihrem Tempo mit. Ängstlich, aber auch mit Neugier drehte ich mich nach hinten und sah ihn. Unter einer Straßenlampe, dessen Licht die Motten ansaugte, stand er mit gelb glühenden Augen und winkte. Der Ballon schwebte ganz still und ruhig neben ihm. Eine unheimliche Gänsehaut machte sich auf meiner Haut bemerkbar und ich begann, zu schwitzen. Alleine der Anblick machte mich verrückt. Dichter, grauer Nebel zog auf und sorgte dafür, dass er in diesem verschwand, nur das Leuchten seiner Augen blieb noch eine Weile. Ich achtete nicht auf den Weg, der vor mir lag, da ich meinen Blick nicht abwenden konnte, obwohl ich ihn schon lange nicht mehr sah, und schon bald stießen Bev und ich in eine Person. Wir sahen beide auf und erblickten den alten Harry, meinen Nachbarn. Er hatte der Marine gedient, jedoch verletzte er sich bei einem Angriff und wurde somit unfähig, diesen Beruf weiter auszuführen. Er sah von außen wirklich unheimlich aus. Ein weißer, kurzer Bart, der sein Kinn schmückte, leere, manchmal sogar kalte, braune Augen und die Narbe in seinem Gesicht, die über sein rechtes Auge verlief, halfen nicht wirklich, ihm sein Vertrauen zu schenken. Als ich kleiner war, hatte ich panische Angst vor ihm, aber er konnte wirklich nett sein. Meine Mutter ist immer froh, ihn als Nachbarn zuhaben. -So halten sich Einbrecher von uns fern-, hatte sie mir einmal gesagt. "Was macht ihr hier draußen? Die Sperrstunde ist doch schon längst.", brummte er und sah uns streng an. Bev und ich sahen uns an. Wir verstanden uns. Es würde nichts bringen, ihm die Wahrheit zu sagen, die Erwachsenen würden uns doch sowieso nicht glauben. Ich räusperte mich: "Wir wissen das, nur haben wir hinten ein Geräusch gehört und hatten Angst, dass da Jemand sein könnte." Er blickte nach hinten, wo der Clown stand, doch er war weg, sowie auch die dicken Nebelwolken. Nur die Motten flogen wie wild um das grelle Licht der Straßenlampen. "Dann werde ich euch nachhause bringen.", sagte er und ging voraus. "Morgen um halb zwei bei mir.", flüsterte Bev, als wir an meinem Haus ankamen. Ich nickte, verabschiedete und bedankte mich und ging schlussendlich hinein. Von meiner Mutter durfte ich mir eine Standpauke anhören, dessen Inhalt ich jedoch wieder vergaß, als ich mich schlafen legte. Meine Träume änderten sich nicht, wie ich schon bald verstellen musste. Würden sie jemals enden?
Jedenfalls wurde ich am nächsten Morgen von meiner Mutter wach. Es schien so, als hätte sie mehrere Töpfe gleichzeitig fallen lassen. Ich hörte sie verzweifelt fluchen und beschloss, zu ihr zu gehen. Unten angekommen sah ich sie auf dem Boden knieend. Sie machte gerade etwas sauber, es war eine braune Flüssigkeit. Roch nach Gulasch.
"Kann ich dir helfen?", fragte ich vorsichtig. Schnell drehte sie sich um und sah mich erschrocken an: "Nein, nein. Bitte, setz dich, ich muss mit dir reden." Ich beobachtete ihre Bewegungen. Sie wischte die Soße mit einem Handtuch auf, welches die Hälfte schon aufsog und das Blau in ein dunkles Braun färbte. Ich wunderte mich. Irgendetwas stimmte nicht, schließlich war meine Mutter eine sehr pingelige Person, bei der alles sauber und glänzen musste. Nun hatte sie ihr Lieblings Handtuch versaut, obwohl sie sonst immer die teuren Küchentücher aus dem Kiosk nahm. Die, wo sie mir immer sagte, ich solle sie benutzen, wenn etwas Klebriges auslief. Und ich sollte dann besonders schnell sein, da es sonst Flecken geben könnte. Und nun sah ich besorgt auf die Sauerei, die sie nicht mehr zu beachten schien. Der weiße Boden trug Schmierspuren mit sich und der Topf lag noch etwas weiter weg. Einige Tropfen sind bis zu den Schränken gespritzt. Mama saß am Tisch und hielt sich die Hände vors Gesicht. Ihre braunen Haare hingen zerzaust herunter. "Ich mache dir einen Tee und dann werde ich das sauber machen. Wenn ich fertig bin, wirst du mir alles genau erzählen, was du hast." "Lou..." "Ruhe, ich mache das schon." Das kann man sich ja nicht mit ansehen. Ich nahm den Wasserkocher und füllte Wasser hinein, dabei sah ich auf die Uhr. Es war kurz nach eins. Bev musste wohl oder übel warten.
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Der Clown in meinem Leben
FanfictionLou lebt in Derry. Schon ihr ganzes Leben lang und ihr ist noch nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Doch ein paar Jungs aus der Nachbarschaft fanden raus, dass in Derry viel mehr Kinder verschwinden, als in irgendwelchen anderen Orten. Und obwohl Lou...