"Nun, Runön-Majean, ich darf dir Svenaja aus dem Norden vorstellen." antwortete Marlena auf die Frage ihrer Patentante. "Sie kommt aus der Menschensiedlung die wir in den weiten des ewigen Eises entdeckt haben. Sie ist dort so Drachenreiterin berufen worden und soll sich bei dir eine angemessene Waffe wählen."
"Ach so! Das hätte ich mir eigentlich denken können." räumte die Schmiedemeisterin ein. "Ist ja noch nicht so lange her, dass Narie mit diesem Jungspund aus dem Norden und seinem dunkelblauen Drachen hier gewesen ist. Sie haben wir bereits angedeutet, dass es noch einen weiteren Reiter gibt der sich bald bei mir vorstellen wird. Das bis dann wohl du Mädchen. Im Moment sehe ich allerdings nur zwei Reiter und keine Drachen."
"Kyra und Alonvy sollten eigentlich schon hier sein. Wir wollten uns hier treffen." murmelte Marlena etwas peinlich berührt.
Runöns Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck der fast deplatziert wirkte. Sie lächelte.
"Mach dir nichts draus. Drachen sind zeitlose Wesen. Wenn es nicht um Leben und Tod geht gehören bei ihnen kleine Verspätungen dazu. Im Grunde ist es ja auch nur wichtig, dass ich deinen Sculblaka sehe damit ich die Farbe deiner Klinge richtig anpassen kann. In erster Linie geht es bei der Auswahl der Waffe ja um dich. Svenaja, richtig?
"Ja Runön-......"
Marlena biss sich auf die Lippen als Svenaja offensichtlich Probleme hatte die richtige Anrede für die alte Elfe zu finden. Es gab ein Dutzend Anredeformen die für eine Frau von Runöns Stand angebracht war. Offenbar hatte Marlenas Schülerin Probleme sich zu entscheiden, denn jeder der Begriffe betonte einen anderen Aspekt des angesprochenen in besonderer Weise.
Es war Runön die der jungen Reiterin schließlich aus der Verlegenheit half indem sie abwinkte als wolle sie ein lästiges Insekt verscheuchen.
"Wichtige nicht die Zunge mit irgendwelchen Floskeln ab. Ich halte sowieso nicht viel davon. Sag mir lieber ob Du schon mal ein Schwert in der Hand gehalten hast und ob Du schon eine Vorstellung davon hast wie eine Klinge aussehen soll."
"Ich habe schon bevor ich zu Reiterin wurde mit anderen jungen Leuten aus meinem Dorf den Zweikampf geübt. Ich habe mit dieser Waffe stets trainiert. Sicher Erbstück meiner Familie. Mein Urgroßvater soll sie mit den unser Tal gebracht haben als er mit Ajescha und Lenjara dorthin flüchtete."
Mit leicht zitternden Fingern löste Svenaja das Schwert, das sie bisher am Gürtel getragen hatte und reichte es der Meisterschmiedin aus dem Volk der Elfen. Diese musterte die Klinge einen Augenblick und zog dann anerkennen die Augenbrauen hoch.
"Dann muss dein Vorfahre wohl ein Freund der Zwerge gewesen sein. Ist das möglich?"
Svenaja hob etwas hilflos die Schultern.
"Genau kann ich das leider nicht sagen Meisterin Runön. Mein Urgroßvater war erst 10 Jahre alt als er mit den anderen Flüchtlingen den Norden erreichte. Er war der einzige Überlebende seiner Familie. Den ersten Teil der Reise hat er schweigend verbracht und sich nur fest an diese Klinge geklammert. Über die Geschichte dieses Schwertes weiß ich nur, dass es ein Geschenk an seinen Vater gewesen sein soll. Er soll jemandem das Leben gerettet haben und zum Dank dieses Schwert erhalten haben. Einzelheiten kenne ich aber leider nicht."
"Schade." gab Runön zurück und betrachtete weiterhin das Schwert. "Viel kann ich dir leider auch nicht darüber sagen außer, dass das hier eine Waffe ist die die Zwerge angefertigt haben. Haben keine Ahnung wie man richtig isst aber von seinem Handwerk versteht das kleine Volk etwas. Die einzigen Schwertern die hochwertiger sind in Alagaesia dürften die aus meiner Produktion sein. Wenn man diese Klinge regelmäßig säubert, einfettet und vernünftig lagert wird sie auch noch in 100 Jahren scharf sein und ihren Dienst erfüllen. Das kann man von den wenigsten Waffen behaupten. Siehst du die Runen hier? Das ist zweifellos die Sprache der Zwerge. Wenn sie Waffen verschenken ist es üblich, dass sie eingravieren warum sie dieses Geschenk machen. Hier steht: Für meinen Retter. Das würde ja zu dem passen was du noch von deiner Familiengeschichte weist Svenaja. Dein Vorfahre soll jemandem das Leben gerettet haben. Das muss wohl ein Zwerg gewesen sein. Tu mir einen Gefallen: Auch wenn du heute eine noch höherwertige Waffe erhältst halte dieses Schwert in Ehren. Die Zwerge übten die Geheimnisse ihrer Schmiedekunst fast genauso eifersüchtig wie wir Elfen. Das hier ist eine gute Waffe und sie sollte mit Respekt behandelt werden."
"Dieses Versprechen gebe ich euch leichten Herzens." beteuerte Svenaja die immer noch überrascht war auf diese Weise etwas über ihre Familie zu lernen.
"Schon gut, schon gut!" Runöns Ton wurde wieder sachlich. "Bist du denn bisher gut mit dieser Waffe zurechtgekommen? Hast du das Gefühl, dass sie zu dir passt?"
"Soweit ich das beurteilen kann passt sie zu mir." versicherte Svenaja der alten Elfe.
Runön schien mit dieser Antwort nicht glücklich zu sein.
"Das ist mir zu ungenau Mädchen. Also Marlena, zeige mal, dass du mit meinem Handwerk umzugehen verstehst. Ich muss sehen wieder eine Schülerin sich in einem Kampf schlägt."
Marlena begriff sofort, dass ihre Patentante einen Übungskampf von ihr und Svenaja erwartete. Viele junge Schüler des Reiterordens muss der alten Schmiedemeisterin ihre Fertigkeiten mit dem Schwert demonstrieren. Zwar waren die meisten Novizen des Ordens noch recht Jung wenn sie zur Runön kamen aber das war der alten Elfe egal. Sie behauptete, dass man bereits bei einem Amateur, der höchstens mal mit einem Stock gegen einen Gartenzaun angetreten war, erkennen konnte was für eine Technik in ihm schlummerte. Die Art das Schwert zu führen, so behauptet er Runön, ging mit der Denkweise jedes Einzelnen zusammen. Selbst das Herumgestolperter eines Anfängers verriet also welche Art von Waffe einmal für ihn oder sie ideal sein würde.
Svenaja nahm ihr Schwert von Runön wieder entgegen und sicherte die Klinge wie sie es von Marlena während des Unterricht gelernt hatte. Danach stellten die beiden jungen Frauen sich gegenüber und begannen ihren Kampf.
Marlena hatte deren des Unterrichts schon bemerkt, dass Svenaja nicht unbedarft war wenn es darum ging das Schwert zu führen. Was ihr vor allem gefehlt hatte war ein Lehrer, der wirklich ein Meister der Klinge war. Die Kunst ein Schwert zu führen gehörte zu dem Wissen, dass nur in Bruchstücken seinen Weg in den Norden gefunden hatte. Es war Svenajas Vater gewesen, der seiner Tochter alles beigebracht hatte was in seiner Familie über den Schwertkampf bekannt war und hatte darüber hinaus ihren natürlichen Instinkt gefördert. Auch Ajeschas hatte an lernwillige Schüler das wenige weitergegeben, was sie während ihrer Ausbildung bereits über den Zweikampf gelernt hatte.
Marlena begriff durchaus, dass das auch ein Vorteil sein konnte. Da die Menschen des Nordens den Kampf mit geschmiedeten Klingen praktisch selbst neu entdeckt hatten war ihr Kampfstil von einer einzigartigen Note durchdrungen. Wenn es gelingen würde Svenaja nur etwas mehr Sicherheit zu geben würde sicher eine beeindruckende Gegnerin aus ihr werden.
Im Augenblick jedoch war Marlena ihrer Schülerin noch immer haushoch überlegen. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sie aufgrund ihrer Abstammung schneller und stärker war als normale Menschen. Die junge Halbling legte es in diesem Duell jedoch nicht darauf an den Kampf schnell für sich zu entscheiden sondern gab Svenaja Gelegenheit ihr eigenes können zu demonstrieren.
Runön studierte den Kampf der beiden Reiterinnen sehr ausführlich. Dreiviertel einer Stunde waren vergangen als die Schmiedin glaubte genug gesehen zu haben.
Svenaja war völlig außer Atem und stützte sich auf ihre eigene Klinge als die beiden Kontrahenten endlich den Kampf beenden durften. Auch Marlena standen Schweißperlen auf der Stirn.
Runön jedoch schien die Erschöpfung der beiden jungen Frauen überhaupt nicht zu bemerken.
"Nun Mädchen, ich muss dir wohl Recht geben. Diese Art des Schwertes scheint wirklich für dich geeignet zu sein. Es ist eine etwas veraltete Klingenform aber noch immer recht effektiv. Eine breite Klinge mit einer robusten Schneide während die Spitze eher stumpf gehalten ist. Eine Waffe also mit der man Schläge abfangen und selbst welche austeilen kann. Ein Schwert mehr geschaffen zu schneiden als als Stichwaffe verwendet zu werden. Diese Klingenform stammt aus einer Zeit als Rüstungen noch nicht so weit entwickelt waren. Damals wickelte man sich Stofffetzen um Arme und Beine und trug gefütterte Umhänge. Das sollte bei einem Treffer wie ein Polster dienen und verhindern, dass die Klinge direkt das Fleisch schnitt. Als schließlich Ganzkörperpanzerungen aufkamen wurde das zu stechen mit dem Schwert wichtiger als das zuschlagen und schneiden. Bei einem Stich konzentriert man die ganze Kraft auf einen Punkt und stößt damit fast jeden Panzer. Mit meinem Handwerk allerdings wirst Du auch mit dieser etwas verbreiteten Form der Klinge gute Ergebnisse erzielen. Der Sternenstahl und die Magie machen die Klinge schließlich unzerstörbare. Ja, ich habe jetzt eine ziemlich gute Vorstellung davon wie dein Schwert aussehen muss. Wenn sich jetzt noch dein Drache bei uns einfindet....."
Als hätten Alonvy und Kyra nur auf diese Worte der alten Elfe gewartet unterbrach das Geräusch des gleichmäßigen auf und abs von Drachenschwingen den Redefluss der Schmiedin. Nur Sekunden später setzten die beiden Drachendame auf.
"Ihr seid zu spät." tadelte Marlena ihre weiße Wegbegleiterin.
-"Sind wir nicht."- gab Alonvy spitz zurück nachdem sie kurz in den Erinnerungen ihrer Reiterin gestöbert hatte. -"Ihr habt doch bisher nur geredet und dann haben Svenaja und du ein Duell ausgefochten. Was hätten wir denn dabei tun sollen? Wir hätten uns nur furchtbar gelangweilt. Du siehst also kleine Halbling: Ein Drache kommt wieder zu früh noch zu spät sondern immer genau zum richtigen Zeitpunkt." -
Marlena setzte dazu an zu widersprechen, fand aber nicht die passenden Worte um Alonvy etwas entgegenzusetzen. Daher verdrehte sie einfach nur die Augen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Runön zu. Diese war ohne zu fragen, ganz wie es ihre Art war, Anführer herangetreten und betrachtete das funkelnde Schuppenkleid der jungen, goldenen Drachendame.
"Na wenn das kein Zufall ist." murmelte die alte Schmiedin und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel als als sie sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger übers Kinn strich.
Bevor einer der Anwesenden fragen konnte was die alte Elfe mit diesen Worten meinte, drehte diese sich um, verschwand kurz in ihrer Werkstatt und kam schließlich mit einem in Stoffstreifen gehüllten Gegenstand zurück.
"Ich denke das hier dürfte genau das richtige für dich sein." schmunzelte die alte Handwerksmeisterin und enthüllte ein Schwert, das in der Form durchaus dem von Svenaja ähnelte und fast ebenso golden in der Sonne strahlte wie Kyra selbst.
Marlena verschlug es den Atem als sie das Wappen entzifferte welches auf der Klinge eingraviert war.
"Neagling." flüsterte sie fast andächtig.
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanfictionEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...