Milano Miracle - Kapitel 1: Willkommen in Mailand

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Es war 8 Uhr morgens, als mein Wecker klingelte. Ausnahmsweise hatte ich jedoch kein Verlangen danach, die Nervensäge gegen die Wand zu schmettern bis nur noch ein Haufen Schrott davon übrig war. Nein, dieses Mal war ich ganz im Gegenteil sogar froh darüber, dass er mich aufweckte und damit dieser großartigste aller Tage für mich endlich beginnen konnte. Singen und pfeifen gehört für gewöhnlich nicht zu meiner Morgenroutine, aber an diesem Tag war duschen, waschen , kämmen und Zähne putzen ohne einfach nicht möglich. Mama war bereits wach und fragte mich (selbst vor Aufregung sprudelnd), ob ich bereit für meinen großen Moment heute sei. „Allzeit bereit!" entgegnete ich ihr wie aus der Pistole geschossen. Erneut mit leicht melodischem Unterton. Mein sorgfältig gepackter Koffer und meine Papiere warteten bereits geduldig auf dem Küchentisch. Nach einem ausgiebigen Gewissenskonflikt bezüglich der Klamottenfrage, entschied ich mich dazu, nicht zu dick aufzutragen und lieber etwas Legeres anzuziehen. Mein Lieblingsshirt mit seinem bunten Dschungelmotiv sollte es sein. Papageien, Schmetterlinge, Blumen und Palmblätter sind für mich aber auch wirklich nie verkehrt. Ganz besonders dann nicht, wenn die knalligen Farben so wunderbar konträr zum dunklen Hintergrund wirken. Wunderbar! Da ich als alter Maulwurf ungern die Stewardess mit dem Saftwagen verwechseln wollte, musste meine Sonnenbrille natürlich auch auf jeden Fall mit. Ausweis? Griffbereit! Papiere? Sorgfältig untergebracht! Geldbeutel inklusive Fotos sämtlicher wichtiger Leute? Eingepackt! Zeichnungen? Ordentlich verstaut! Alles schien soweit bereit, um mich langsam aber sicher auf den Weg zum Flughafen zu machen. Meine Schwester schlief noch, daher warf ich ihr lieber nur einen Luftkuss zum Abschied zu. Naja, der Typ für Körpernähe war sie eh noch nie, weshalb ich es im Wachzustand wahrscheinlich genauso gemacht hätte. Ich schlenderte die Treppe runter, über den Vorhof zu Mama ins Auto. Zeit aufzubrechen!

Die Verkehrslage war erstaunlich ruhig für diese Strecke, wo es hier doch fast täglich zu mehreren Unfällen und Staus kommt. Die Straßen um Frankfurt am Main herum sind deshalb gefürchtet. Wir kamen endlich am Flughafen an, wie gewöhnlich überfüllt mit zahllosen Autos und Personen. „Ich wünsche dir alles Glück der Welt, mein Schatz! Du schaffst das, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Ruf mich danach bitte umgehend an, ja? Ich freue mich so unheimlich für dich. Ich glaub sogar, ich bin noch aufgeregter als du!" sagte Mama zu mir, während ich mein Gepäck aus dem Kofferraum auslud. „Pass auf dich auf, mein Kind! Mama ist immer bei dir! Ich bin sehr stolz auf dich, dass du so einen großen Schritt machst! Ich wünsch dir ganz viel Erfolg! Ich hab dich ganz doll lieb!" flüsterte sie mir leicht weinerlich während einer letzten Umarmung zu. "Ich verspreche dir, vorsichtig zu sein und wie immer mein Bestes zu geben. Und natürlich rufe ich dich schnellstmöglich nach meiner Ankunft an. Ich bin so wahnsinnig aufgeregt, ich kann kaum noch warten! Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet und jetzt ist er tatsächlich gekommen! Zeit sich zu beweisen! Ich hab dich auch ganz doll lieb, Mama! Bis später, wenn ich mich melde!" Jetzt machte mich nach einem letzten Küsschen auf den Weg Richtung Eingang. Mama und das Auto wurden langsam aber sicher in der Ferne immer kleiner. Ich bin mir relativ sicher, dass jeder andere 18-jährige Junge solch eine Verabschiedung von seiner Mutter peinlich und lästig findet, aber ich bin da nun mal ein wenig anders. Für die Liebe seiner Mutter ist man meiner Meinung nach nie zu alt. Um ehrlich zu sein, vermisste ich sie schon ein paar Minuten, nachdem sie weggefahren war.

Zeit sich zum Gate zu begeben. Mein Timing war exzellent, sodass noch etwas Zeit für einen Kaffee drin war. Nachdem ich mich mit den üblichen Flughafenhürden wie Gepäckaufgabe, sowie Pass- und Sicherheitskontrollen rumgeärgert habe, wurde der Eingang zum Flugzeug endlich geöffnet und ich konnte mich auf meinem Sitzplatz ausbreiten. Glücklicherweise konnte ich mir bei der Buchung einen Fensterplatz sichern. Ich schaue nämlich wahnsinnig gerne dabei zu, wie die Gebäude und Landschaften unter mir während des Flugs immer weiter schrumpfen. Die beiden Sitzplätze neben mir wurden von einem älteren Ehepaar besetzt. Sie sprachen Italienisch, also waren sie vielleicht auf dem Heimweg oder Familie besuchen. Unglücklicherweise waren meine Italienischkenntnisse ziemlich begrenzt. Warum bieten die an unserer Schule aber auch keinen Italienischkurs an? Wäre jetzt gerade um einiges hilfreicher als Spanisch und Französisch. Aber eigentlich will ich mich gar nicht großartig beschweren. Immerhin sind verschiedene Fremdprachen nie verkehrt und ganz besonders nicht, wenn man wie ich einen späteren Beruf in diesem Bereich ins Auge gefasst hat. Natürlich wird Italienisch mein Repertoire auch früher oder später erweitern. Ich werde mein Bestes tun, es so bald wie möglich zu lernen.

Milano Miracle (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt