Aufgeregt rutschte Marlena von Alonvys Rücken. Ihr Kopf summte noch immer von dem was sie gerade erfahren hatte als sie begann ihr Quartier zu durchsuchen. Mit Runöns Einverständnis waren Svenaja und Kyra bei der Schmiedin zurückgeblieben und beobachteten wie diese letzte Hand an Neagling legte.
Runön wollte eine Gravur in der Runen- Schrift der Zwerge hinzufügen, die deutlich machte dass Svenaja die Nachfahrin eines Mannes war, der offenbar einem Zwerg das Leben gerettet hatte. In Anbetracht dessen was die alte Elfe zu erzählen gewusst hatte war dies wohl bedeutungsvoller den je.
Ungeduldig kramte Marlena in ihren Sachen und suchte den Spiegel mit dem sich normalerweise mit ihren Eltern in Verbindung setzte. Alonvy ließ sich von der Aufregung er Reiterin nicht anstecken und rollte sich würdevoll auf ihrem Podest zusammen. Eine Weile beobachtete sie nur das aufgeregte Treiben ihrer Reiterin. Die junge Halbling durchwühlte sämtliche Schränke und erst als eines von Marlenas nach Händen in ihren Hörnern landete meldete sich die weiße Drachendame schließlich zu Wort:
- "Also, so wirst du nie finden was du suchst. Du sorgst nur für ein großes Durcheinander." -
Mit diesen mahnenden Worten entfernte Alonvy die unvorteilhaften Kopfbedeckung.
- "Wie kommt das eigentlich, dass man nie findet was man sucht wenn man es gerade braucht!" - wetterte Marlena und stemmte verzweifelt die Hände in die Hüften.
- "Das kann ich auch nicht genau sagen kleine Halbling aber warum du den Spiegel nicht findest kann ich dir ganz genau sagen! Weil du offenbar vergessen hast wie man nachdenkt! Bevor wir zu deiner Paten Tante gegangen sind was hast du da gemacht?" -
- "Ich habe ein Bad genommen um mich von den Spuren der langen Reise zu befreien und ich habe mir die Haare gewaschen und......"-
Marlena brach ab und spürte wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie hatte den Spiegel mit in ihr Badezimmer genommen um sich nach der nötigen Wäsche ihres Haares weder eine vorzeigbare Frisur zu gestalten. Schnell betrat sie die elfische Wasschkammer und hatte das Gefühl, dass der Spiegel der sie vom Waschbecken aus anfunkelte dies nur Tat um sie zu verhöhnen.
- "Du hättest mir auch früher sagen können dass du weißt wo der Spiegel ist." - maulte die junge Reiterin als sie sich zu ihrer Seelenschwester auf den Rand des Podeste setzte.
- "Ja, das hätte ich können." - betonte Alonvy amüsiert und streckte sich, gleich einer Katze, bis ihre Knochen knackten. - "Aber es war viel lustiger zuzusehen wie du wie ein verstecktes Eichhörnchen durch Zimmer rennst und alles in Unordnung bringst. Es wird mir übrigens auch eine Freude sein die zuzusehen wie du alles wieder aufräumst. Wenn ich mich richtig entsinne liebst du doch diese Tätigkeit ganz besonders." -
Schmollend murmelte Marlena nur etwas unverständliches und konzentrierte sich dann darauf den Zauber zu wirken durch den sie sich mit ihren Eltern verständigen konnte.
Schon nach wenigen Sekunden verändert sich das Bild auf der Oberfläche des Spiegels und die junge Halbling erkannte ihrer Mutter, die an ihrem Schreibtisch saß und einige Schriftrollen studierte. Leise räusperte sich die junge Reiterin und erregte damit die Aufmerksamkeit von Arya. Als der Blick der Elfe schließlich auf den Spiegel viel und sie ihre Tochter erkannte verzog sich ihr Mund zu einem sanften Lächeln. Sie verschloss ihr Tintenfass und legte die Schreibfeder, mit der sie die einzelnen Zeilen des Textes verfolgt und ausgesuchte Passagen unterstrichen hatte, beiseite.
"Es freut mich von dir zu hören mein Kind. " schmunzelte Arya schließlich. "Seid ihr gut in Ellesméra eingetroffen?"
"Das sind wir Mutter und ich habe etwas interessantes erfahren. Ist Vater zufällig in der Nähe. Ich denke er sollte es auch wissen. Es könnte von Bedeutung sein für den Orden."
Das Abbild der Elfe auf der glänzenden Oberfläche des Spiegels nickte und kurz wanderte der Blick von Marlenas Mutter ins Leere. Die junge Halbling vermutete sofort, dass sie mit ihrem Drachen sprach und dieser über Saphira Kontakt zu ihrem Vater Eragon aufnehmen würde.
"Wie hat sich unsere neueste Novizin den vor den Herrscherpaar von Ellesméra präsentiert?" erkundigte sich Arya als sich die Aufmerksamkeit der dunkelhaarigen Elfe wieder ihrer Tochter zuwandte.
"Wir hatten leider noch keine Gelegenheit König Maranus und seine Gefährtin aufzusuchen. Die beiden sind auf einer Rundreise durch das Reich und werden erst morgen zurück erwartet." erklärte Marlena. "Man hat uns bereits eine Audienz gewährt. Svenaja ist im Augenblick noch bei Runön und diese stellt gerade ihr Schwert fertig. Ich denke das ist ganz gut ist dass sie so schnell eine passende Klinge gefunden hat. So kann sie sich Morgen dem König und der Königin als vollständig ausgerüstete Reiterin präsentieren. Das heißt natürlich wenn wir dann noch da sind."
Etwas überrascht hob Arya die Augenbraue.
"Es muss ja wirklich etwas wichtiges sein dass du herausgefunden hast Tochter. Trotzdem rate ich dir die Audienz auf jeden Fall wahrzunehmen. Man würde es in Kreisen des Adels als sehr unhöflich ansehen wenn eine Gruppe von Drachenreitern abreißt ohne mit den Staatsoberhäuptern gesprochen zu haben. Wie gesagt man würde es dir vermutlich übel nehmen und Svenaja auch."
"Was würde man den beiden übel nehmen?"
Auch wenn Marlena ihren Vater noch nicht im Spiegel erkennen konnte erkannte sie eindeutig seine Stimme. Kurze Zeit später trat der Schattentöter ins Blickfeld seiner Tochter und zog sich einen Stuhl heran um neben seiner Gefährtin Platz zu nehmen.
Arya setzte ihn mit einigen knappen Worten ins Bild.
"Ich kann mich deiner Mutter da nur anschließen Marlena. Neben dieser Audienz bitte war. Doch nun erzähl uns erstmal was du so wichtiges herausgefunden hast. Betrifft es eine Schülerin? Sie hat doch nicht unvorteilhaften gewählt was ihr Schwert betrifft oder gar Runön verärgert?"
Marlena schüttelte den Kopf.
"Eher im Gegenteil Vater. Nach Tante Runöns Maßstäben scheint sie Svenaja sogar zu mögen. Was ihr Schwert betrifft hat sie sich Neagling ausgesucht. Ich hoffe es freut mich, dass das Schwert deines Lehrers Oromis einen neuen Besitzer gefunden hat."
Marlena konnte beobachten wie Erinnerungen in ihrem Vater aufstiegen und er sich für einige Sekunden in ihnen verlor. Ein friedvolles Lächeln lag auf dem Gesicht von Saphiras Reiter als er antwortete:
"Das freut mich in der Tat mein Kind. Ich denke es ist ein gutes Vorzeichen für unsere neueste Schülerin. Ihre Waffe hat einem Mann gehört von dem ich viel gelernt habe und von dem ich noch mehr hätte lernen können wenn es die Zeiten erlaubt hätten. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Worum geht es denn nun?"
"Nun, ich habe in Gegenwart von Tante Runön den Namen Marantera erwähnt."
"War deine Zunge mal wieder schneller als sein Verstand." mahnte Arya ihre Tochter mit einem Tonfall der zwar nicht unfreundlich Klang aber dennoch auf den Ernst der Situation hinwies. "Wir haben in allen unseren Nachrichten an dich darauf hingewiesen, dass du mit diesem Namen sehr vorsichtig sein sollst."
"Das weiß ich." versicherte die junge Reiterin etwas beschämt und fuhr dann fort: "Aber in diesem Fall ist etwas positives daraus entstanden. Der Name war Runön nämlich ein Begriff. Sie hat sich daran erinnert, dass es einmal eine diplomatische Krise zwischen den Elfen und den Zwergen gegeben hat bei der Marantera eine wichtige Rolle spielte. Sein verstorbener Vater musste mit dieser Krise umgehen Mutter."
"Kennst du Einzelheiten?" erkundigte sich Eragon sachlich.
"In der Tat." fuhr Marlena aufgeregt fort. "Die ganze Sache hat sich etwa fünf Jahre vor dem Aufstand der Wyrdfel ereignet. Es hat immer schon diplomatische Kontakte zwischen den Elfen und den Zwergen gegeben. Wir haben wir schließlich stets mit ihnen Handel getrieben. Im besagten Zeitabschnitt war ein Gelehrter mit Namen Askasis unser Botschafter in Tronjheim. Eigentlich hatte er stets einen sehr guten Kontakt zu den Zwergen weil er ihren Glauben und ihre Gebräuche gut kannte und achtete. Er bemühte sich sogar was ihre Religion betrifft die ganze Angelegenheit für das Volk der Elfen etwas begreiflicher zu machen. Dies tat er indem er an einer Enzyklopädie arbeitete in denen der Glaube der Zwerge erklärt und die Ursprünge aufgezeigt wurden. Askasis hoffte wohl, dass durch eine solche Aufstellung der Ursprünge der Glaube der Zwerge für das Volk der Elfen nachvollziehbarer werden würde. Bei seinen Untersuchungen stieß er auch auf Gerüchte über Marantera. Unglücklicherweise entschied er sich die Sache offen gegenüber dem Grimsborith der Dûr gimst Quan anzusprechen und um weitere Informationen zu bitten."
Auf der Grenzen und Oberfläche des Spiegels streifte sich Aryas aufrechte Gestalt und auch Eragon zog scharf die Luft ein.
"Das war wohl keine gute Entscheidung." murmelte Marlenas Vater. "Nachdem was ich über die Kultur der Zwerge weiß, dürfte das wohl ein beträchtliches Maß an böse Blut gegeben haben."
"Allerdings!" bestätigte Marlena und setzte ihren Bericht aufgeregt fort. "In ihrem Zorn hätten die Zwerge Askasis fast getötet. Er kam nur knapp mit dem Leben davon und wurde tagelang durch das Gebirge gehetzt bevor ihm schließlich endgültig die Flucht in den Norden gelang und er die schützenden Grenzen von Du Weldenvarden erreichte. Bei sich trug er nur die Bücher und Aufzeichnungen die er bei seinem Treffen mit dem Clanoberhaupt dabei gehabt hatte. Darunter war auch eine Schrift der Zwerge in der die Texte über Marantera nicht herausgerissen worden waren. Askasis hatte sie allerdings nicht einsehen können bei den Magier der Knurlan die Seiten auf magische Weise versiegelt hatten. Als die Zwerge davon erfuhren, dass Askasis wieder in Du Weldenvarden weilte forderten sie die sofortige Auslieferung des Elfen, seine Aufzeichnungen und der gestohlenen Texte."
"Ich nehme mal an, dass sein Großvater, König Evander, dem eine Absage erteilt hat." mutmaßte Arya. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bereit gewesen wäre ein Mitglied unseres Volkes einem wütenden Mob auszuliefern."
"War er auch nicht Mutter. Die Reaktion der Zwerge war allerdings unverhältnismäßig heftig. Es gab Clanoberhäupter die offen einen Krieg forderten! Schließlich gelang es König Evander jedoch Grundlagen für Verhandlungen zu schaffen. Er übergab die Aufzeichnungen und den Text der Zwerge in die Obhut der Drachenreiter auch Askasis wurde zunächst auf Vroengard Asyl gewährt. Durch diese Tat hatten die Knurlan durch einen Angriff auf das Reich der Elfen nichts mehr zu gewinnen und sie wollten nicht riskieren an zwei Fronten kämpfen zu müssen. Nämlich gegen die Drachenreiter und gegen die Elfen. Langwierige Verhandlungen waren die Folge und diese wurden dann leider durch die Ereignisse um Galbatorix in den Hintergrund gedrängt."
"So viele Sommer sind inzwischen vergangen." murmelte Eragon kopfschüttelnd. " Und immer wieder holt uns doch der Schatten von Galbatorix ein. Du vermutest also, Marlena, dass sich zumindest die Aufzeichnungen und der Text der Zwerge noch immer auf Vroengard befinden? "
"Genau Vater! Wenn Svenaja und ich gleich aufbrechen könne schon in einigen Tagen auf der Insel sein und vielleicht erfahren wir dadurch endlich etwas mehr über diesen dunklen Kult und was sie eigentlich wollen."
"Nun mal langsam!" unterbrach Eragon den Enthusiasmus seiner Tochter. "Es kommt überhaupt nicht infrage, dass du allein, nur in Begleitung einer Novizin die noch am Anfang ihrer Ausbildung steht, nach Vroengard reist! Diese Insel ist ein dunkler Ort seit Galbatorix Verrat. Habe ich mich da klar ausgedrückt?"
"Aber Vater......"
"Habe ich nicht klar ausgedrückt Argetlan Marlena?"
In Eragons Stimme schwang nun eine Autorität mit, die Marlena von ihrem Vater nur selten zu spüren bekommen hatte.
Resigniert verschränkte sie die Arme vor der Brust und nickte dann.
- "Nun fang doch nicht gleich an zu schmollen kleine Halbling." - belehrte Alonvy ihrer Reiterin. - "Dein Vater hat doch nicht gesagt, dass du nicht dorthin reisen solltest sondern es nur abgelehnt dass du es so über das Knie brichst. Beruhigend ich erst mal und benutzt deinen Kopf. Hättest du das vorhin schon getan des du nicht gleich dein Zimmer aufräumen." -
Auch wenn der kleine Seitenhieb über ihre erfolglose Suche nach dem Spiegel Marlena etwas ärgerte musste sie doch zugeben, dass ihre Drachendame Recht hatte.
"Ich habe wohl den Eindruck erweckt als würde ich wieder mit dem Kopf durch die Wand wollen Vater. Sicher muss eine Reise nach Vroengard geplant werden aber ich bin dennoch der Meinung dass wir versuchen sollten diese Aufzeichnungen und die Texte der Zwerge zu finden. Nach den letzten Berichten wie ich aus Tronjheim gehört habe scheint dieser dunkle Kult sehr verbreitet zu sein und Wurzeln in allen Bereichen der Gesellschaft geschlagen zu haben."
"Da muss ich unserer Tochter Recht geben." bekundete Arya. "Wir dürfen uns diese Informationsquelle nicht entgehen lassen. Ich hätte einen Vorschlag wieder weiter verfahren sollten."
Eragon rutscht auf seinem Stuhl herum so dass er sowohl seine Gefährtin als auch das Abbild seiner Tochter im Spiegel im Blick behalten konnte. Marlena beobachtete das ganze gespannt. Sie hatte die Drohungen des Zwerges Gintar nicht vergessen und hoffte in den anstehenden Ermittlungen eine Rolle spielen zu können.
Arya stellte indes ihre Überlegung vor:
"Ismira ist doch zurzeit gemeinsam mit Anarie in Ilirea. Sie erstattet König Jalhod Bericht über diese Räuberbande aus der Nähe von Giel'ead. In Ilirea befindet sich noch eine weitere Person die für die anstehenden Ermittlungen wichtig sein könnte. Mein Bruder Aylon."
"Du hast recht mein Stern." pflichtete Eragon Marlenas Mutter bei. "Niemand weiß mehr über Vroengard als die Hüter. Sie haben fast ein Jahrhundert auf der Insel gelebt und sie waren auch dort während der Herrschaft von Galbatorix. Wir können nicht erwarten auf Vroengard einfach über diese Aufzeichnungen zu stolpern. Mit Sicherheit sind sie sicher verwahrt und dein Bruder könnte am ehesten wissen wo."
"Genau das war mein Gedanke. Natürlich wird Aylon einige Tage brauchen um seine Angelegenheiten als Botschafter der Elfen in Ilirea zu ordnen aber in der Zwischenzeit könnten Svenaja und du Marlena eine andere wichtige Aufgabe erfüllen. Bei Auer Audienz mit König Maranus sollt ihr versuchen herauszufinden ob Askasis in unserem Volk noch lebende Verwandte hat. Unter Umständen besitzen Angehörige wissen das für uns die Situation erleichtern könnte. Wenn du uns Svenaja das überprüft habt könnt Ihr euch mit Ismira und Aylon im Palancartal treffen und anschließend gemeinsam nach Vroengard aufbrechen."
Marlena grinste in sich hinein. Ihre Mutter war wirklich eine Meisterin darin, alles unter einen Hut zu bringen. Durch den Plan den sie gefasst hatte würde es Marlena möglich sein die Insel der alten Reiter zu besuchen, höflich gegenüber dem Herrscher der Elfen zu bleiben und die Zeit in der sie auf Ismira und Aylon warten mussten sinnvoll zu nutzen. Die junge Halbling hoffte nun nur, dass auch ihr Vater diesen Plan zustimmen würde.
Schließlich nickte Eragon.
"Das scheint mir wirklich eine gute Vorgehensweise zu sein."
Marlena jubilierte innerlich spürte jedoch wie sich der Blick ihrer Eltern sorgenvoll auf sie richtete.
"Auch auf die Gefahr hin, den Eindruck zu erwecken, dass ich gegenüber dir Argetlan Marlena nicht vollständig objektiv bin bitte ich dich dennoch um das folgende: Sei auf Vroengard vorsichtig! Die Insel ist ein Ort an dem der Geist von Galbatorix stand Taten immer noch sehr lebendig ist."
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanficEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...