Der Morgen brach für Draco früh an, so wie jeden Tag. Nachdem er kalt geduscht und die erste Tasse Kaffee intus hatte, war er voller Tatendrang und drängte seinen Vater, der seine Euphorie am liebsten niedergehext hätte, zur Eile. „Wir haben Zeit. Verdammt Draco, lass mich in Ruhe frühstücken", hatte Lucius ihn ungehalten angefahren. Draco hatte inzwischen gelangweilt den Wirtschaftsteil der Tageszeitung gelesen und festgestellt, dass er sein Französisch noch nicht verlernt hatte. Zumindest konnte es weitaus mehr verstehen, als er erwartet hatte. Sein Unterricht lag schon Jahre zurück. Jeder Malfoy lernte Französisch. Stammte doch die Familie Malfoy ursprünglich aus Frankreich. „Nehmen wir ein Taxi?", fragte Draco, als sie die Wohnung verließen und sein Vater schüttelte den Kopf. „Nein. In dem Bürokomplex gibt es einen Limousinen-Service und der ist im Mietpreis inbegriffen." Der Mietpreis, der Dracos Meinung nach viel zu hoch war, das hatte er seinem Vater jedoch schon oft genug gesagt und dieser wollte davon nichts hören. „Ich habe den Dienst schon oft genutzt und er ist sehr zuverlässig und vierundzwanzig Stunden abrufbereit", erklärte sein Vater, der die letzten Monate schon mehrmals in der Stadt gewesen war, um die ersten Vorbereitungen zu treffen. „Lass mich raten, die Franzosen haben es nicht so mit apparieren?" „Das finden sie eher unschick, aber vor allem geht es darum bei den Muggeln nicht aufzufallen. Das kann hier schneller passieren, als man denkt."
Er hasste die Stadt jetzt schon. Als sie in der Tiefgarage aus dem Aufzug ausstiegen, blieb er erstaunt stehen, als er eine bekannte Person erblickte. „William", brachte er schwer hervor. William Cartwright, der sich gerade noch mit einem anderen jungen Mann unterhalten hatte, blickte irritiert auf. „Malfoy", sagte er erstaunt und der Mann, mit dem schwarzen Haar und den dunkelbraunen Augen, neben ihm wirkte plötzlich interessiert. „Was... was machst du hier?", fragte William weiter und Draco und sein Vater gingen auf die beiden Männer zu. „Das gleiche könnte ich dich fragen." Die letzte Begegnung der beiden hatte nicht gut geendet. Draco hatte ihm damals vermutlich die Nase gebrochen. Astoria war damals der Grund für diese Tat gewesen. Er war trotz allem zu Williams Verlobungsfeier eingeladen worden, obwohl die Sache immer noch zwischen ihnen gestanden hatte. „Ich habe doch den Verein gewechselt", erwiderte William und Draco erinnerte sich daran, so etwas vor Jahren gelesen zu haben. „Ich wohne hier mit meiner Verlobten. In diesem Haus." „Deiner Verlobten?", wiederholte Draco unsicher und William zog eine Braue nach oben. „Patricia. Patricia Parker, du erinnerst dich?" Natürlich tat er das. Er war nur verwundert, dass die beiden immer noch nicht verheiratet waren. „Das ist Draco Malfoy?", fragte der Dunkelhaarige und sah ihn an. „Ja", sagte William langsam und der junge Mann lachte auf. „Wunderbar. Weiß sie das?" William blickte Draco kurz an und meinte dann: „Davon gehe ich nicht aus." Von was ging er nicht aus?
William klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. „Das ist ein Quidditchkollege von mir. Phillip Broglie. Phillip, das sind Draco Malfoy und sein Vater Lucius Malfoy." Phillip schüttelte ihnen die Hand und Dracos Vater fragte neugierig: „Von den Broglies?" Er grinste breit. „Genau von denen, Sir." „Sie sprechen als Franzose ein einwandfreies Englisch." „Nun, wenn man es genau nimmt, bin ich die ersten Jahre in den Vereinigten Staaten aufgewachsen, bevor meine Eltern zurück nach Frankreich gegangen sind." Interessierte das irgendjemanden? Ihn sicher nicht. „Ich sollte hoch", meinte der Dunkelhaarige zu William. „Ich sollte sie warnen. Sonst ist der Tag gelaufen." William schüttelte den Kopf. „Ich denke dafür ist es zu spät." Sie wandten sich um, als sie Schritte hörten und Draco traute seinen Augen kaum. War das ein abgefahrener Albtraum? War er gestorben? Hatte er einen Schlaganfall erlitten oder war er verhext worden? Es konnte nicht möglich sein. Er machte den Mund auf und brachte keinen Ton hervor.
Sie stolperte fast, als sie die Menschentraube sah und wirkte genauso überrascht wie er. Sie steckte in einem schlichten grauen Businesskleid. Ihre Haare fielen ihr in weichen Locken auf die Schultern. Sie wirkte... erwachsener. Drei Jahre. Fast drei Jahre war es her, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Drei Jahre und jetzt stand sie da. Wunderschön, wie eh und je. „Astoria", sprach sein Vater sie an und sie schien sich nur schwer aus der Starre lösen zu können. „Was... was zum Teufel ist hier los?", fragte sie und William war schneller, als die übrigen Beteiligten. „Wir sind auch überrascht. Ernsthaft. Du hast also nichts davon gewusst?" Ihr Blick war Antwort genug. Sie hatte keine Ahnung was hier vorging. Lucius räusperte sich: „Wir bauen hier einen weiteren Zweig unserer Firma aus und haben für diese Zeit eine Wohnung in diesem Gebäude angemietet." Ihre Augen verengten sich. „Wie seltsam, dass ich dich hier vorher nicht getroffen habe", sprach sein Vater weiter. „Ich war einige Male hier." Sie wandte ihre Augen von Draco ab und ihre Stimme war kühl: „Ich war beruflich in Mailand und New York unterwegs." Sie war da. Sie war hier. Nicht nur in der Stadt. Nein verdammt, sie wohnte sogar offenbar im gleichen Haus.
Sie wandten die Köpfe, als ein Auto einfuhr und Dracos Vater gelassen sagte: „Unser Fahrer." „Euer Fahrer? Ich denke, es ist meiner", meinte sie und ein großer Mann stieg aus. „Mathis", begrüßte sie ihn und der Mann nickte ihr zu und kam näher. „Es gibt ein Problem, Miss", fing er auf Französisch an. „Ein Problem?", fragte Phillip angespannt und lachte unsicher. „Ich denke wir können nicht noch mehr Probleme gebrauchen." „Die Firma schickt heute nur einen Wagen und..." Astoria hob die Hand. „Momentmal..." Sie wandte sich an Lucius. „Ihr habt euer Büro auch noch im gleichen Bürokomplex?" „Offenbar", murmelte Lucius und sie lachte unsicher auf. „Ist das ein verdammter Witz?" Das fragte sich Draco auch gerade. „Tori", sprach Phillip deutlich und sie sah ihn an. „Ich bringe dich. Ich muss ohnehin dort vorbei, wenn ich ins Stadion fahre." Sie schien zu zögern, als er ihr die Hand auffordernd hinstreckte. Als sie danach griff und er sie zu sich zog, offenbar um mit ihr zu seinem Wagen zu gehen, verstand es Draco sofort und sein Verdacht wurde bestätigt, als er sie kurz küsste. Die beiden waren zusammen. Sie waren ein Paar und Draco merkte, neben der Wut, so etwas wie Enttäuschung in sich hochsteigen.
William wirkte unsicher und meinte dann kleinlaut: „Dann sieht man sich wohl in nächster Zeit öfter. Ich muss los. Das Training." Draco sah ihm nach und wandte sich dann zu seinem Vater. „Hast du davon gewusst?", fuhr Draco ihn aufgebracht an. War das alles wieder irgendein dummer Plan von seinem Vater? „Nein", erwiderte Lucius und fügte, als Draco ihn ungläubig ansah, entschieden hinzu: „Denkst du wirklich, ich würde so etwas Dummes tun? Ich hatte keine Ahnung, dass sie hier wohnt. Ich hatte keine Ahnung, dass sie offenbar im gleichen Gebäude ihre Arbeitsstelle hat." Draco schnaubte und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. Er kam sich wie ein Idiot vor. Ein verdammter Idiot. „Wusstest du, dass sie hier in der Stadt ist?" Lucius presste seine Lippen zusammen und Dracos Augen wurden dunkel. „Wusstest du es?!", schrie er fast schon und sein Vater seufzte resigniert auf. „Hyperion hat so etwas erwähnt, ja." Das war ein verdammter Albtraum.
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Sie will nicht lieben
Hayran KurguEs war vorbei. Sie hatte Draco Malfoy hinter sich gelassen. Sie war bereit ein neues Leben zu leben ohne ihn. Zumindest glaubte sie ganz fest daran. (Drastoria) Der zweite Teil von Er kann nicht lieben. Es ist nötig Teil Eins zu lesen.