Sie saß auf dem weinroten Teppich und blickte mit seltsam leeren Blick zu den schwarzen Glasvitrinen.
Mit der flachen Hand strich sie über den taugen Untergrund, der mit der Zeit dünner wirkte. Die andere Gand war zur Faust geballt.
Ihr Blick schweifte über zwei Vitrinen, die die komplette Wände verdeckten. In ihnen standen unzählige Flaschen in verschiedenen Größen, Farben und Formen.
Sie war gerne in diesem Raum, in dem sich nur die Vitrinen und der alte Teppich befanden. Manchmal verbrachte sie Stunden dort, stellte Kerzen auf, zündete sie an und verharrte dort schweigend auf dem Teppich, der ihr schon oft als Nachtlager gedient hatte.
Sie sah zur Decke und trotzdem erreichte ihr Blick nicht direkt sein Ziel, sondern verlor sich in ihren Gedanken. In diesem Raum überkamen sie immer die Qualen der Vergangenheit. So schloss sie die Augen um sich dem zu stellen...Ein kleines Mädchen spielt in einem leeren Saal mit einem Kuscheltier. Es ist ein ein kleines Pferd in zartrosa.
Das Mädchen hat schwarze Haare und grüne Augen, was der Grund ist, weshalb die anderen Kinder es unheimlich finden.
Seit sie denken kann, lebt sie in einem Heim. Ihre Eltern sind bei einem Unfall gestorben, den sie schwer verletzt überlebt hat. Danach kommt sie in ein Kinderheim, indem sie lebt bis zu ihren sechzehnten Geburtstag.
Die Kinder hatten sie gemieden, da man sie für den Tod ihrer Eltern verantwortlich machte. Ein Kind, welches bei einem so schweren Autounfall überlebt, muss einfach schuldig sein. Alle Kinder hatten die unheimliche Aura gespürt, von dem das Mädchen seid ihrem Krankenhausaufenthalt umgeben war. Dabei war sie gar nicht verantwortlich für den Tod ihrer Eltern. Für ihren gewiss nicht...Die Frau öffnete die Augen. Im Mosaik Spiegel, aus dem die Decke bestand, zeigte grüne Augen und ein blasses Gesicht, dass von schwarzen Haaren umrandet war. Das kleine Mädchen war erwachsen geworden, und genauso die Aura, die sie immer noch umgab. Eine unheimliche Aura.
Ihr fiel wieder mal auf, dass ihre Eltern fiel zu früh und zu plötzlich gestorben waren. Sie erinnerte sich gar nicht mehr an ihren richtigen Namen, da die Erzieherinnen sie stets nur Destiny genannt hatten. Sie hatte ihn beibehalten, da sie ihn passend fand.
Destiny setzte sich auf. Diese Erinnerungen belasteten sie und lagen schwer auf ihren Schultern. Ein letztes Mal schweifte ihr Blick über die Flaschen in den Vitrinen, die sie seit Jahren sammelte. Sie stand auf und verließ mit gesenktem Blick das Zimmer. Mit energischen Schritten durchquert sie die Wohnung, öffnet eine Tür und betritt die riesige Dachterrasse. Ihre geräumige Wohnung befand sich in einem Wolkenkratzer. Genau ihr Ding, wo sollte sie sonst ihren Helikopter parken?
Destiny zog den Schlüssel aus ihrer Hosentasche und stieg in den Helikopter ein. Sie wollte noch etwas über den Wolken kreisen, einfach alles hinter sich lassen, denn vergessen konnte sie nichts. Die Nacht würde bald kommen und mit ihr die Kraft der Aura. Jene Kraft, die die Frau stets bei Einbruch der Nacht überwältigte. Jede Nacht bis Sonnenaufgang war sie dem ganzen ausgeliefert und nur bedingt Herr ihrer Sinne. Der Drang zu fliegen war dann noch viel größer, ließ ihr Herz Beben. Destiny kam es vor, als ob ihr alles offen stehen würde, als ob alles möglich sei. Mehr als für andere, und doch zu wenig für sie selbst...
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You don't know me
FantastikDrei Frauen, deren Leben sich nach dem Aufenthalt im Krankenhaus verändert hat. Drastisch verändert...