Rezo saß auf seiner Couch und starrte aus dem großen Wohnzimmerfenster auf seinen Balkon. Er stand heute irgendwie neben sich. Es konnte an dem Wetter liegen, der Regen tröpfelte schon den ganzen morgen vom Himmel und nahm ihm damit jegliche Motivation auch nur in irgendeiner Weise produktiv zu sein. Er beobachtete wie die Regentropfen an der Fensterscheibe abperlten und langsam daran hinunter liefen. Sie hinterließen glänzende Spuren auf der galtten Oberfläche. Es faszinierte ihn irgendwie. Normalerweise hasste er den Regen, die ekelhafte Nässe, die nahezu alles zu durchdringen schien. Doch heute war es anders. Der gleichmäßige Rhythmus den das nasse Wetter verursachte beruihgte ihn.
Bestimmt hätte er noch um einiges länger so da gesessen und Löcher in die Luft gestarrt, wäre da nicht sein Handy gewesen, was ihn mit einem Klingeln aus seinem Trance ähnlichen Zustand aufschrecken ließ. Er musste ein paar mal blinzeln um wieder seinen Weg zurück in die Realität zu finden, doch dann grif er nach seinem Telefon un blickte auf das leuchtende Display.
WhatsApp: Drei neue Nachrichten.
Er seufzte genervt auf, klickte auf das grüne Chatsymbol und wartete bis sich whatapp geöffnet hatte. Wie zu erwarten, waren es allerdings nur irgendwelche Gruppennachrichten, die ihn, wenn er ganz erhlich war, sowieso eher weniger interessierten. Kopfschüttelnd klickte er sie weg.
Gerade wollte er sein Handy wieder zur Seite legen, als es erneut in seiner Hand vibrierte.
Toni Pirosa, Simon Will und drei weitere Personen haben vor kurzen etwas zu ihren Storries hinzugefügt.
Wie automatisch tippte er auf die Nachricht und sofort öffnete sich instagram. Die roten kreise um die Profilbilder seiner Freunde blinkten ihm nur so entgegen. Er klickte sie alle durch, schon alleine, damit diese lästigen Kreise verschwanden. Das war so eine Art Zwangsstörung. Bei einer Storrie blieb er allerdings hängen. Es war Tonis.
Toni. Er hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen. In letzter Zeit hatte er offt daran gedacht. Er war schon ein paar mal kurz davor gewesen ihn einfach anzurufen aber hatte es dann doch nie getan. Er hatte das gefühl dass Toni nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Schon eweig hatten sie kein Video mehr gedreht, auch bei dem Lieblings YouTuber Video hatten Toni und Nia ihn nicht erwähnt gehabt. Er war ja schließlich kein YouTuber sondern ein Politiker, wie sie gesagt hatten. Das mehr oder weniger ausgemachte Tattoo Video war auch ausgefallen, zumindets hatte keiner mehr mit ihm deswegen gesprochen.
Es war merkwürdig aber wenn er so darüber nachdachte, dann schien es, als versuchte Toni tatsächlich sich von ihm fernzuhalten. Nur warum? Es machte in Rezos augen keinen Sinn. Es gab doch keinen Grund dazu. Bestimmt bildete er sich das alles nur ein und es waren in Wirklichkeit nur dumme Zufälle. Doch er konnte nicht anders als sich einzugestehen, dass es ihn verletzte. Er fand es albern so zu fühlen, wie ein kleines Kind das beleidigt war, nur weil es irgendwo hin nicht eingeladen worden war, doch er konnte nichts gegen sein Empfinden tun.
Er beschloss Toni einfach eine Nachricht zu schreiben, vielleicht hatte er ja doch Lust mal wieder etwas zu unternehmen. Doch gerade als er den Chat öffnete klingelte es an seiner Tür. Achtlos legte er sein Handy zur Seite und schlurfte in den Flur um die Tür zu öffnen.
Es klingelte erneut, wer immer da draußen im Flur stand, hatte es wohl eilig. Etwas genervt riss Rezo die Tür auf.
Toni.
Er konnte garnicht so schnell reagieren, als ihm sein spontaner Besuch schon um den Hals fiel. Etwas überrumpelt taumelte er einige Schritte zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Wand als die Tür mit einem lauten krachen zufiel, was ihn aus seiner Starre löste. Er hatte bis jetzt nur da gestanden, war zu keiner Reaktion fähig gewesen. Jetzt erst konnte sein Gehirn die Informationen verarbeiten. Er schloss die Augen und erwiederte endlich Tonis Umarmung. Er legte seine Arme um Tonis zierlichen Oberkörper und vergrub sein Gesicht in seiner Schulter. Tief sog er seinen Geruch ein und erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er seinen Freund vermisst hatte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, dass sie sich das letzte mal umarmt hatten. Noch ewig hätte er so dastehen können, doch letzendlich löste sich Toni von ihm und sah ihn entschuldigend an.