Kapitel 25

252 13 2
                                    

Ich war schon wieder früh auf den Beinen, obwohl ich erst spät ins Bett gegangen war. Die halbe Nacht hatte ich mich schlaflos im Bett hin und her gerollt, die andere Hälfte hatte ich wirklich miese Träume gehabt. Mir genügte die aufgehende Sonne als Grund um mich aus dem Bett zu erheben. Ich griff meine Sporthose und mein elastisches Top, beides war noch von dem Tag als ich aus dem Gefängnis in Wakanda gekommen war, aber sie waren auch super atmungsaktiv. Nachdem ich meine Schuhe angezogen, meine Haare hochgebunden und meinen MP3-Player eingesteckt hatte, lief ich nach draußen. Ich lief um das Gebäude, es war irgendwie schön meine vertraute Runde zu laufen. Wenn ich früher lange hier war, dann war ich die Runden jeden Tag gelaufen. Ich schaltete einfach meinen Kopf aus, hörte auf die Musik und trabte vor mich hin, ich beobachtete die aufgehende Sonne und wie sie das Gebäude erleuchtete.
Als ich meinen Lauf beendete, stützte ich mich für einen Moment auf die Oberschenkel und atmete tief durch.
"Aus der Puste?", ich blickte auf und erkannte Steve auf mich zu kommen, die Hände in den Hosentaschen der dunklen Jeans. Ich richtete mich auf und atmete durch.
"Schon, ja. Ich renne immerhin seit die Sonne aufgegangen ist", schmunzelte ich.
"Nicht schlecht", er zog die Augenbrauen noch oben.
"Ja, ich habe ein bisschen trainiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben", er musterte mich für einen Moment.
"Wie geht es dir?", fragte er dann. Ich atmete leise aus.
"Na ja, es würde mir besser gehen, wenn man mir nicht ständig diese Frage stellen würde, in der Erwartung, dass ich ernsthaft darauf antworte", meinte ich dann.
"Dann solltest du sie nicht mehr ernsthaft beantworten", schmunzelte Steve.
"„Es geht mir gut" glaubt ja wieder keiner", wir liefen in Richtung der Basis. "Wie läuft es mit deiner Selbsthilfegruppe?"
"Natasha hat dir davon erzählt?", fragte er und zog eine Augenbraue nach oben.
"Na ja, es gibt ja nicht so viel, was hier passiert", ich zuckte mit den Achseln.
"Du kannst gerne mal mitkommen, wenn du den Drang danach verspürst", meinte er. Ich zog die Mundwinkel nach oben und schüttelte den Kopf.
"Ich denke, ich bin nicht in der Stimmung über meine Gefühle zu reden und mir dann eine deiner herzerwärmenden Reden anzuhören", meinte ich und stupste ihm freundschaftlich in die Seite. "Nicht, dass deine Reden nicht super wären. Ehrlich. Ich bewundere was du so spontan aus dem Hut zaubern kannst."
"Nein, ich verstehe schon. Du machst das noch immer noch lieber mit dir aus", meinte er.
"Warte...immer noch?", ich runzelte skeptisch die Stirn und blickte zu ihm auf. "Worauf spielst du an?"
"Oh...", er wirkte ein wenig ertappt. "Ich meinte nur...etwas, dass Sam mal gesagt hat."
"Sam hat dir gesagt, ich würde alles mit mir ausmachen?", ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn herausfordernd an.
"Nicht, dass du das falsch verstehst...", meinte er abwehrend.
"Nein, nur zu. Rede dich nur weiter ins Verderben", ich grinste und legte den Kopf schief. "Und das obwohl du sonst so redegewandt bist."
"Ich habe ihn mal über seine Besuche bei dir ausgefragt, als du noch im Gefängnis saßt", gestand er dann. "Er hat mir erzählt, dass du dich selbst wegen Sibirien fertig gemacht hast und jetzt machst du dich wegen deiner Gefühle fertig."
"Hast du die letzten Jahre Psychologie studiert?", fragte ich.
"Ich bin nur ein guter Menschenkenner", entgegnete er und trat mit mir ein.
"Ah, natürlich", ich nickte wissend. "Hast du sonst noch für Fakten über mich aus ihm herausgequetscht? Jetzt kannst du es mir ja sagen, ich kann immerhin nicht mehr petzten, dass du es mir gesagt hast."
"Hältst du das für klug? Ich meine...", ich hob die Hand und unterbrach ihn.
"Steve, ich bin nicht aus Glas und auch wenn ihr es gut meint, dann müsst ihr mich nicht mit Samthandschuhen anfassen. Ich schone mich auch nicht, das bringt nichts", entgegnete ich.
"Bist du dir sicher?", ich schaltete die Kaffeemaschine an.
"Ich bin mir seit fünf Jahren bei nichts sicher, was mit ihm zu tun hat", seufzte ich und setzte mich auf die Arbeitsplatte. "Mir sagt jeder, dass ich loslassen soll und alle haben Recht. Ich weiß das, ich bin nicht bescheuert, vielleicht ein bisschen selbstzerstörerisch, aber nicht bescheuert." Ich atmete aus und blickte mich in der Küche um. "Okay, doch. Ich bin ziemlich bescheuert. Wie diese bescheuerten Viecher, die unbedingt ins Licht fliegen wollen und deshalb direkt in eine Kerzenflamme fliegen." Ich fuhr mir mit den Händen über das Gesicht.
"Du bist nicht bescheuert", Steve reichte mir eine Tasse Kaffee. "Ich klammere mich auch noch an alles was ich über Bucky erfahren kann, es ist ein bisschen als wäre er wieder verschwunden und ich müsste ihn wieder aufspüren. Es ist wie nach Washington. Ich erzähle allen, sie sollen weiter machen und selbst komme ich nur Millimeter voran." Er lehnte sich neben mich an die Theke.
"Diesmal kann ich dir nicht helfen ihn raus zu locken", meinte ich und nippte an meinem Kaffee. Steve lächelte.
"Schade", ich schnaubte amüsiert.
"Ich habe leider keine Superkräfte", ich zuckte mit den Achseln. "Ich schlage mich nur so durch."
"Du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Du hast dich mit Aliens geprügelt und mit Bucky", er lächelte mir aufmunternd zu. "Dafür brauch es Mut."
"Ja...", murmelte ich leise. "Bei der Sache mit dem Mut würde dir Natasha vermutlich widersprechen. Wenn ich mal Mut hatte, dann ist das lange her." Er wollte etwas sagen, als wir Schritte hörten und uns umwandten.
"Steve", meinte Natasha erfreut. "Du bist hier und niemand sagt mir Bescheid." Sie warf mit einem vorwurfsvollen Blick zu.
"Entschuldigung, ich bin ihm nach dem Joggen auf den Weg nach drinnen begegnet. Was hätte ich denn tun sollen?", entgegnete ich und sah zu Steve. "Sie braucht wohl ihren Morgenkaffee."
"Ach sei doch ruhig", seufzte sie und verdrehte amüsiert die Augen. "Was machst du hier, Steve? Willst du Wäsche waschen?"
"Meine gute Freundin zu besuchen war das eigentlich Ziel", schmunzelte er und reichte Natasha ebenfalls eine Tasse mit dem braunen Getränk.
"Heißt „besuchen" mich therapieren?", sie zog fragend die Augenbrauen nach oben.
"Nein, ich möchte eigentlich gern ein wenig Abstand zu Therapien", lächelte er.
"Steve kann sich bei seinem Guru-Gequatsche nämlich selbst nicht mehr hören", schmunzelte ich und erntete den nächsten vorwurfsvollen Blick. "Hass nicht mich, nur weil ich die Wahrheit spreche." Unschuldig lächelte ich und zuckte mit den Achseln. Ein Klingeln riss uns aus der Stille und ein Bildschirm leuchtete auf.
"Da ist jemand am Tor...", murmelte Natasha und lief in das Wohnzimmer. Steve und ich tauschten einen verwirrten Blick und folgten ihr.
"Wer klingelt denn bitte bei euch einfach so?", fragte ich.
"Na der Pizzabote ist es sicher nicht", meinte Natasha und öffnete eine Videoaufnahme. Ich erkannte einen Mann mit braunen Haaren, hinter ihm stand ein alter roter Van.
"Hey, ähm, ich bin es. Scott Lang...ihr wisst schon, Antman. Wir haben uns am Flughafen von Leipzig kennen gelernt", hörte ich den Mann sagen, dabei ruderte er mit den Armen in der Luft herum.
"Warte...das ist wer?", ich runzelte die Stirn.
"Scott Lang, er hat uns damals in Leipzig gegen Tony geholfen. Er kann wachsen und schrumpfen", erklärte Steve. "Ich dachte er gilt als verschwunden. Ist das eine Aufzeichnung?"
"Das ist live", Natasha sah uns aus großen Augen an.
"„Live" wie „er steht da obwohl er da nicht stehen könnte"?", fragte ich.
"Wir sollten ihn hereinbitten", schon stürmte Steve zur Tür, während Natasha das Tor öffnete. Ein paar Minuten später stand Scott Lang in unserem Wohnzimmer. Nervös lief er auf und ab, dabei murmelte er wirres Zeug. Wir Drei wechselten einen Blick.
"Okay, hat jemand hier zufällig Quantenphysik studiert?", fragte er dann ganz unvermittelt.
"Nur um mitreden zu können", entgegnete Nat sarkastisch.
"Na gut, also...während ich verschwunden war, da war ich in etwas gefangen, dass man Quantenebene nennt. Es ist wie ein winziges Universum. Nun ja, als ich aus dieser Ebene heraus kam war es fünf Jahre später und ich an einem völlig anderen Ort", führte er aus.
"Das muss furchtbar sein", meinte Steve. "Die Zeit muss sich ja unendlich angefühlt haben."
"Im Gegenteil!", rief Scott aus. "Für mich waren es fünf Stunden. Die Zeit funktioniert dort völlig anders. Was also, wenn es möglich ist, das Chaos zu kontrollieren, sodass wir zu einem bestimmten Zeitpunkt in die Quantenebene eintreten und zu einem anderen Zeitpunkt wieder austreten. Vor Thanos."
"Warten Sie mal...Scott, richtig?", meinte ich und er musterte mich.
"Ja, genau der und Sie sind?", fragte er.
"Sadie, sehr erfreut", ich schüttelte kurz seine Hand. "Scott, verstehe ich es richtig, dass sie uns gerade eine Zeitreise vorschlagen?"
"Was? Nein", er wank ab. "Das ist doch keine Zeitreise, das ist..." Er dachte nach. "Doch, es ist eine Zeitreise." Er blickte unsicher zwischen uns hin und her. "Ich weiß, das klingt verrückt..."
"Ich bekomme Emails von einem Waschbären. So verrückt klingt das gar nicht", meinte Natasha.
"Ich finde das klingt ziemlich verrückt", meinte ich und stemmte die Hände in die Hüfte. "Entschuldige, Nat, aber ich bin nicht so verzweifelt an Zeitreisen zu glauben. Müssen wir vorher noch einen DeLorean stehlen?"
"Aber es klingt doch schon sehr wissenschaftlich", wandte sie ein. "Lass uns doch erstmal mit Tony sprechen."
"Ich kann auch überall ein „Quanten" davorschieben und es klingt wissenschaftlich", schnaubte ich. "Und ich denke nicht, dass Tony begeistert sein wird." Natasha und ich wechselten einen Blick und sie sah aus, als wolle sie mir am liebsten eine Ohrfeige verpassen.
"Ich denke, Nat hat Recht", mischte sich Steve ein. "Wir sollten zumindest mit Tony reden."

Spy // "Avengers"-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt