Kapitel 17

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"Das ist echt nicht mehr normal!" beschwert sich Sirius bei mir. "Ich kann doch nichts dafür, verdammt! Ich hab mir das nicht ausgesucht!" wehre ich mich. Seit meinem ersten Ohnmachtsanfall ist gut eine Woche vergangen. Doch in der letzten Woche hatte ich ungefähr acht weitere Ohnmachtsanfälle. Wenn ich angefangen hab zu zittern hab ich mich immer schon auf den Boden gelegt, um nicht umzufallen, wenn ich das Bewusstsein verliere. "Beim nächsten mal gehen wir zu Dumbeldore." sagt Lily. Das hat sie inzwischen auch schon andauernd gesagt, aber die Entschlossenheit in ihrer Stimme lässt annehmen, dass sie es dieses mal ernst meint. "Ach was" lehne ich wiederholt ab. "Mit solchen Kleinigkeiten sollten wir ihn nicht belasten." "Solange du beim Quidditch-Spiel gegen Slytherin fit bist..." murmelt James, während Remus mit strengen Blick sagt "Das ist keine 'Kleinigkeit' mehr, Allie! Wir machen uns Sorgen!" Ich seufzte und stand vom Gryffindortisch auf "In der letzten Woche hatten wir dieses Gespräch gefühlte tausend mal. Ihr seht das zu ernst... ich lebe noch und nach meinen Ohnmachtsanfällen bin ich jedes mal wieder fit. Also entspannt euch mal." Mit diesen Worten verlasse ich die Große Halle. Erst als ich nur noch Meter von der Hallentür entfernt bin, merke ich, dass jemand mir folgt. Ich seufze genervt, verlasse aber erst die Halle, bevor ich mich umdrehe. "Was willst du Sirius?" frage ich und versuche meiner Stimme einen ruhigen klang zu geben. Seit unserem... 'Treffen' nach dem Quidditch-Training hat sich die Lage nicht sonderlich verbessert. "Ähm... also... jaa" fängt er an "Also... soll ich... willst du... Astronomie?" fragte er, genau wie ich damals. Ich lächelte "Morgen bei Sonnenuntergang auf dem Astronomieturm." antwortete ich und ging ganz normal weiter, zeigte nach außen nicht, wie die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten. Ich drehte mich nochmal zu ihm um "Sei pünktlich!"

Der nächste Tag verging wie zäher Honig. Zauberkunst und Verwandlung wollten einfach kein Ende nehmen. Und auch beim Quidditch-Training ließ sich James heute besonders viel Zeit. Klar, in zwei Wochen ist das Spiel, aber musste sich heute alles so Ziehen? Als es dann endlich Abendbrot gab, kam es mir vor, als wären zehn Jahre vergangen. Und dann wollte diese Verdammte Sonne nicht untergehen! Warum braucht die so lange, die paar Zentimeter bis zum Horizont zu überwinde? Das durfte alles nicht wahr sein. Dann endlich war die Sonne am untergehen und ich machte mich auf den Weg zum Astronomieturm. Der Weg war verdammt kurz und innerhalb von gefühlten Sekunden stand ich schon vor der Tür, die nach draußen führ. Noch ein mal atmete ich durch, dann drückte ich die Tür auf.

Dieses mal saß Sirius schon da. Er hockte auf dem Geländer und starrte in die aufgehenden Sterne. Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihm auf's Geländer, die Füße über dem Abgrund baumelnd. Mit Höhe hatte ich noch nie ein Problem, nur Enge... "Was weißt oder verstehst du denn nicht?" fragte er und unterbrach damit meine Gedanken. "Ähm... so ziemlich alles. Ich verwechsle Sterne, kann die Sternbilder weder erkennen noch benennen, kenn nicht alle Jupitermonde, kann keine Sternkarte zeichnen, finde Sterne und Planeten nicht durch ein Teleskop, kann keine Umlaufbahnen berechnen,..." "Und mit diesem Wissensstand hast du es bis in die Sechste geschafft?" fragte er belustigt. "Zu Hause war Astonomie irgendwie... einfacher. Nicht ganz so ernst." Er schaute mich fragend an "Meinst du mit 'zu Hause' Deutschland?" Ich nicke und er bohrt nicht weiter. "Also gut, dann fangen wir mal mit den Grundlagen an..."

Mein Kopf brummte. Wir hatten es inzwischen kurz vor Mitternacht. Wir haben Sternbilder gesucht und benannt, einzelne Sterne und ihre Merkmale durchgenommen, die Umlaufbahn des Mondes beobachtet und mit den Ergebnissen berechnet. Aus den allen Ergebnissen haben wir eine Sternkarte für heute Nacht gezeichnet. Doch langsam wurde es mir wohl zu viel. Ich bekam Kopfschmerzen und verwirrende einzelne Wörter schwirrten duch meinen Kopf. Und durch meine Müdigkeit bekam ich furchtbar schlechte Laune. "War's das langsam mit deinen 'Grundlagen' ?" fragte ich genervt. "Weißt du, das du total süß bist, wenn du so motzig bist?" grinst er. 'Ruhig bleiben, Allie' warnte ich mich. Auf seine selten dämlichen Bemerkungen konnte ich gerade echt verzichten. Ich schloss die Augen und drückte meine Hände auf meinen Nasenrücken. Da sehe ich durch meine geschlossenen Augen Licht. "Mach das Licht aus, Black. Es ist hell genug!" "Ich mach das Licht nicht." sagt er da mit leicht nervöser Stimme. "Das machst du!" Irritiert blickte ich auf. Und da sah ich die Haut an meiner Hand, nein falsch, meinen ganzen Körper von selbst leuchten. Wie die Glut eines Feuers. Von selbst! Wie eine Taschenlampe! Entsetzt starre ich Sirius an, der genau so entsetzt zurückstarrt. Da schwankt plötzlich alles um mich herum und ich werde zum gefühlten hundertsten mal in dieser Woche Ohnmächtig.

Als ich die Augen wieder aufschlug wurde ich gerade von Sirius durchs Schloss getragen. Meine Haut leuchtete immer noch, wenn auch nicht so stark wie vorher. "Wohin bringst du mich?" fragte ich und versuchte mich aus seinen Armen zu winden. Das hier war definitiv zu nah. "Dumbeldore kommt erst übermorgen wieder. Also bring ich dich jetzt in den Gryffindorturm, da es dir nicht ernsthaft schlecht zu gehen scheint. Und dann warten wir, behalten dich im Auge und bringen dich zu Dumbeldore sobald er da ist." erklärte Sirius und verstärkte seinen Griff um mich. "Du kannst mich runterlassen, ich kann laufen!" beschwerte ich mich, doch er dachte gar nicht daran, mich loszulassen. "LASS MICH RUNTER!" rief ich jetzt und rüttelte an seinem Arm. Da sah ich wie ein kleiner, blauer Blitz von meiner Fingerkuppel auf seinen Arm übersprang. In diesem Moment zuckte Sirius zusammen und ließ mich reflexartig los. Ich viel nicht gerade sanft auf den Boden. "Du hat mir einen Stromschlag gegeben!" fauchte er "einen ziemlich starken sogar!" Ich war inzwischen aufgesprungen und starrte entsetzt auf meine Hände. "Tut mir leid!" murmelte ich flüchtig, dann drehte ich mich um und sprintete den Gang entlang. Ich musste weg, einfach nur weg! Ich braute meine Ruhe. Das letzte was ich hörte war Sirius der rief "Hey! Bleib stehn!" Doch ich lief nur noch schneller.

Warum, warum, warum? Was war nur los mit mir? Mal ernsthaft, normal war das doch langsam nicht mehr oder? Ich mein, erst diese Zitteranfälle, dann meine leuchtende Haut und jetzt auch noch Stromschläge? Oder Blitze? Oder was auch immer das vorher war? Inzwischen hatte ich mich irgendwie in den Verbotenen Wald verirrt. 'Na super' dachte ich entnervt 'Es ist ungefähr zwei uhr Nachts, ich hab festgestellt das mein Körper eine Wandelnden Taschenlampe ist, ich kann wie Zeus Blitze schleudern und hab mich im Verbotenen Wald verirrt. Und Astronomie kann ich immer noch nicht. Schlimmer kann's jetzt eigentlich nicht mehr kommen'. Orientierungslos drehte ich mich im Kreis, doch überall nur Bäume. Mist. Da sah ich plötzlich wieder dieses komische Licht. Oh nein, bitte nicht. Zum zweiten mal in dieser Nacht fing mein Körper an zu leuchten. Allerdings hab ich keine Ahnung was das hier für Tiere anlockt. 'Womit hab ich das verdient?' fragte ich mich. Langsam wurde mir kälter. Meinem Licht schien das egal zu sein, es leuchtete munter weiter. Jetzt überrollte mich auch eine Welle der Müdigkeit und Gleichgültigkeit. An der Wurzel einer alten Eiche ließ ich mich nieder und wickelte meinen Umhang fester um die Schultern. 'Sollen doch alle gefährlichen Tiere dieser Welt kommen' dachte ich beleidigt und dämmerte weg.

Sirius Sicht:

Verdammt? Warum musste sie immer gleich abhauen? So wie es ihr momentan geht würde ich sie lieber nicht aus den Augen lassen! Was ist wenn sie sich irgendwas tut? Wenn sie wieder Ohnmächtig wird? Entschlossen Stürme ich in den Schlafsaal der Jungs und hole unsere Karte aus James Koffer. "Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin" murmele ich hastig und suche die Karte nach Allie ab. Dann finde ich sie - allein im verbotenen Wald! Mist! Ich und die Rumtreiber kannten uns dort aus, aber sie? Sie bewegte sich nicht mal... ich muss zu ihr. Ich eile aus den Schloss und kaum hab ich den Rand des Waldes erreicht, verwandle ich mich in meine Animagnus-Form - einen großen schwarzen Hund. Jetzt kann ich mit Leichtigkeit ihem Geruch folgen. Und dann seh ich sie, schlafend unter einer Eiche liegen, und da ich sie nicht wecken will, leg ich mich einfach neben sie.

Allie's Sicht:

Ich wachte auf als die Sonne aufging. Mein Rücken tat furchtbar weh. Unter einem Baum zu schlafen ist echt nicht die bequemste Lösung. Erst jetzt bemerkte ich die gleichmäßigen Atmenzüge und die Wärme, die von einem Körper der neben mir lag, ausging. Vorsichtig öffnete ich die Augen, als könnte allein davon die Person neben mir wach werden. Als ich den schwarzen Hund sah, war ich einen Moment geschockt, bis mir einfiel, das das ja Sirius Animagnus war. Erleichtert atmete ich aus und strich vorsichtig über das lange Fell des Hundes. Dieser wurde davon Wach und schaute mich aus stahlblauen Augen an. Ich lächelte und streichelte ihn weiter über den Kopf. Ein paar Minuten genossen wir beide die ungezwungene Nähe zueinander, bevor er sich erhob und ich es ihm gleich machte. Er war echt groß, auch als Hund. Im stehen reichte er mir fast bis zu den Schultern. Ich strich mit einer Hand über seine weiche Schnauze und sagte "Dann zeig mir mal den Weg zurück zum Schloss"

Von Magie und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt