„Das ist wahnsinnig!", rief Tristan aufgebracht. Mittlerweile glich er wahrlich einem wandelnden Nervenbündel.
Wieso konnte er nicht einfach einen Moment lang still sein? Wie oft hatte ich ihm in den letzten Stunden gesagt, dass mein Entschluss feststand? Doch scheinbar wollte er mir einfach nicht zuhören.
Er war mir die halbe Nacht hinterhergelaufen und hatte versucht mich von meinen Plänen abzuhalten. Und nun standen wir hier in meinem Zimmer.„Mel. Bitte hör auf zu packen", bat er verzweifelt und riss mir sogar das Leib Brot- mein Reiseproviant - aus den Händen.
Ich stöhnte frustriert auf und wandte mich zu ihm um. Mit in die Hüfte gestemmten Händen betrachte ich ihn aus schmalen Augen.
Wie konnte dieser Mann nur so viel reden und das ununterbrochen. Ich hatte Kopfschmerzen.„Es ist der einzige Weg wie ich mich von der Wahrheit überzeugen kann!"
Ich versuchte abermals mein Unterfangen zu rechtfertigen. Er musste doch verstehen weshalb es mir so am Herzen lag.
„Es ist zu gefährlich. Du kennst dich in Tamlion nicht aus und bis zur Mauer ist es nicht nur ein Katzensprung. Außerdem bist du noch nicht wieder voll bei Kräften. Du kannst da nicht ganz allein hin."
Stöhnend raufte er sich das braune Haare während er im Zimmer auf und ab ging.
Seine rechte Faust ballte sich um das Brot, welches er noch immer in der Hand hielt und welches nun in kleinen Krümel zu Boden rieselte.
Es sah aus als könnte er jeden Moment in de Luft gehen.Flehend blickte er mich aus seinen blauen Augen an. Ich verstand die stummen Worte die er sprach. Ich wusste, dass er sich sorgte und dennoch schüttelte ich kaum merklich meinen Kopf als ich schließlich auf ihn zuging und sein freie Hand in die meinen nahm. Still standen wir da und schauten uns einfach in die Augen. Ich hoffte, dass er sich beruhigte und wusste gleichzeitig, dass er hoffte, dass ich zu Vernunft kam.
Ein alberner Gedanke kam mir in den Sinn, was mir ein warmes Lächeln auf die Lippen zauberte. Es war ein Versuch wehrt.„Dann begleite mich", schlug ich kurzer Hand vor und nahm ihm das verbliebene Brot aus der Hand, um es in einen Lederbeutel verschwinden zu lassen.
Sprachlos starrte er mich an. Ein Schnauben entfuhr ihm und mittlerweile sah er schlichtweg verzweifelt aus. Er fluchte etwas in einer fremden Sprache und stapfte abermals aufgebracht durch das Zimmer.
„Wie kann man nur so verdammt stur sein?"
Aufgebracht warf er die Hände in die Höhe, nur um sich dann erneut durch das Haar zu fahren. Auf meinen Vorschlag ging er jedoch nicht weiter ein.
„Was, wenn man dich sieht?" fragte er sah mir flehend in die Augen, bat mich stumm um das wahren meines Verstandes.
„Ich werde vorsichtig sein", erklärte ich nun sanft. Wieder begegneten sich unsere Blicke und langsam erkannte ich, dass er sich allmählich geschlagen gab.
„Ich kenne den Palast besser als jeder anderer. Ich kenne jeden Geheimgang und jede versteckte Tür", behaarte ich, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.Schweigen legte sich über uns und es verstrichen die Sekunden, in denen er nachzudenken schien.
„Bitte begleite mich", bat ich abermals und hoffte damit Erfolg zu haben.
Ich hatte ja selbst Bange bei dem Gedanken allein nach Solaria zu reisen.
Ein Seufzen verließ seine Lippen. Geschlagen ließ er die Schultern hängen.
„Ok, ich begleite dich bis zur Mauer, aber besser du gehst allein nach Solaria, so bist du unauffälliger."
Ich nickte.
Er hatte ja Recht, für solarianische Krieger wäre es ein Einfaches Tristan zu entlarven.
Nicht nur die helle, reine Haut, die man notfalls noch verbergen konnte, würde es umständlicher machen. Vor allem die Ausstrahlung und die dunkle Aura, die anscheinend ein Jeder hier zu Lande besaß würde unter all den solarianischen Landsleuten auffallen wie ein buntes Pferd.
Es war nicht zu leugnen, dass Jemand aus Tamlion unter meinesgleichen herausstechen würde, nicht zuletzt wegen der Eleganz und dem - für Solarianer - fremden Akzent, den sie an den Tag, oder besser gesagt an die Nacht, legten.„Aber solltest du mir zu lang brauchen, werde ich nicht zögern die Mauer eigenhändig einzureißen", warnte er, woraufhin endlich wieder das bekannte Glitzern seine Augen schmückte.
Ich schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln und legte anschließend wie fremdgesteuert meine Hand an seine Wange.
„Mir wird nichts passieren", versprach ich und blickte weiterhin in seine, nun leicht geweiteten Augen.
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Im Bann des Mondes
FantasíaSie befindet sich in den Armen ihres Feindes, und doch schafft sie es nicht, sich aus seinen Fängen zu befreien... und selbst wenn.. Er hatte nicht vor Sie gehen zu lassen. ~ Das Leben ist voller Entscheidungen und jede Einzelne sollte man mit Bedac...