Er blieb stehen. Seine breiten Schultern begannen zu zittern. Obwohl ich mindestens drei Meter entfernt stand, konnte ich Shacklebolts lautes Atmen vernehmen. Würde er sich umdrehen? Mich anschreien? Vor Furcht wegrennen, oder gar Auroren zur Verstärkung holen? Er konnte mich nicht verstanden haben, zumindest vermutete ich das.
Mit einer langsamen, stockenden Bewegung drehte sich der Mann zu mir um. In seinen Augen leuchtete der Schein der Kerzen und ich bildete mir ein, dass ich immer noch einen Hauch des vorherigen Lachens auf seinen Lippen erkennen konnte.
Als er sich hektisch über die Stirn wischte, überkam mich plötzlich ein kleiner Funke Reue. War es doch nicht richtig gewesen, seinen schönen Tag mit so einer Albernheit zunichte zu machen? Was hatte es mir denn auch gebracht? Was hatte mich überhaupt geritten, ihm ein paar nette Wörtchen - die er nicht verstand - zu flüstern? Er hatte mir doch nichts getan, oder?
Im Gegenteil, er war immer nett zu mir gewesen. Hatte mich beschenkt, Ruhe bewahrt und sich um mich gekümmert. War es immer noch die Tatsache, die mich scheinbar so unüberlegte Dinge in seiner Umgebung machen ließ, dass er mich an jenem Tag von zuhause weggebracht hatte? Weil Dumbledore und er die einzigen Personen waren, denen ich die Schuld zuschieben konnte, solange keine weitere Person dieser Nacht da war?
Warum ich Shacklebolt dann so einen Schrecken einjagen wollte, wusste ich nicht genau. Vielleicht tief in meinem Inneren, erkannte ich, dass ich mich an seiner Angst ergötzte. Dass ich das tat, um ihm etwas heimzuzahlen, was er nicht einmal wirklich zu verantworten hatte.
Wie dunkle, riesige Schattengestalten wippten die Bäume im Garten. Das helle Mondlicht beschien den steinernen kleinen Brunnen auf der Grasfläche und die hohe leicht schneebedeckte Wiese.
Im Schatten des Hauses erkannte ich ein kleines Tier, einen Waschbär oder einen Marder, welches flink hinter einer Hausecke flitzte.
Nachdem sich Shacklebolt einfach umgedreht hatte, hatten wir noch lange weiter gefeiert. Das Buch welches mir der Auror geschenkt hatte, hatte mich sogar so sehr interessiert, dass ich es bis zur Hälfte gelesen hatte. Es ging darin um die Geschichte mancher großer Zauberkonzerne, wie Gringotts.
Nachdem es schon nach Mitternacht war und Emm auf die Idee kam, dass es auch noch ein Morgen gab, hatte uns Shacklebolt den Vorschlag gemacht, bei ihm im Gäste- und Wohnzimmer zu übernachten. Mit dem Flohpulver wollte Emm nicht reisen, da sie zu viel getrunken hatte und meinte, ihr würde sonst schlecht werden, weil ihr auch ohne Alkoholspiegel beim Reisen mit den Kaminen, leicht übel wurde. Für uns Kinder fand sie es auch zu gefährlich, alleine zu reisen.
Gesagt getan, wir bekamen Schlafgewand, Waschzeug und jeweils ein Bett.
Mittlerweile war es um die drei Uhr morgens, die Familie Tonks war längst zuhause, ich hatte mich schon bettfertig gemacht und saß auf der Fensterbank, Philo war gerade im Badezimmer und Emm und ihr Freund schienen noch unten zu feiern.Zum Glück hörte man hier oben ihre kleine gemeinsame Feier nicht und so konnte ich in Ruhe mein Notizblöckchen mit einer Zeichnung des vom Mond beschienenen Gartens befüllen.
Bis Philo daher getappst kam. Anstatt sich nämlich unauffällig – wie ich es gerne gehabt hätte – in sein Bett zu legen, setzte er sich zu mir und schaute mir beim Zeichnen zu.
Anfangs versuchte ich mich nicht stören zu lassen, doch irgendwann – nachdem ich den Baum zum vierten Mal von neu beginnen musste – gestand ich mir ein, dass mich seine Augen, die mich beobachteten, ablenkten.
Mit einem Klapp schloss ich das Blöckchen und rutschte von der Fensterbank. Auf das Nachtkästchen neben der am Fenster gelegenen Seite des Doppelbettes platzierte ich Block und Bleistifte und schlüpfte dann unter die Bettdecke.
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...