Petrichor

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Sie rannte.
Wohin genau wusste sie nicht, aber Hauptsache weg.
Sie spürte den Regen auf ihrer Haut der sie immer mehr durchnässte und das feuchte Gras unter ihren nackten Füßen.
Doch das war ihr alles egal, denn ihre Gedanken schlugen auf das Mädchen ein wie riesige Felsbrocken die sie unter sich begaben wollten.
Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und alles war ihr grade einfach zu viel.
Ihr schneeweißes, knielanges Kleid war mittlerweile komplett nass, so wie ihre erdbeerblonden, schulterlangen Haare.

Sie konnte im Augenblick nicht sagen wo genau sie war, aber das alles war ihr egal.
Ihr war es egal ob sie den weg zurück noch finden würde oder nicht. Sollte sie doch dort draußen verrecken, es würde sie doch eh keiner vermissen
Sie hatte nichts mehr zu verlieren.
Nichts.

Eigentlich war sie wirklich hübsch mit ihren erdbeerblonden glatten Harren, den leichten Sommersprossen und diesen Smaragdgrünen Augen.
Sie hatte dadurch, dass sie viel Sport machte eine echt gute Figur.
Doch sie fühlte sich alles andere als hübsch.
Sie fühlte sich wie ein einziger wandelnder Fehler.

Sie sank in sich zusammen, versuchte ihre Gedanken zu ordnen und tief durch zu Atmen.
Doch die Gedanken wollten nicht stoppen.
Es half einfach nichts.

Sie weiß nicht wie lange sie dort saß.
Minuten, Sekunden vielleicht auch Stunden.
Jegliches Gefühl von Zeit hatte das Mädchen längst verloren.
Sie hob ihren Kopf.
Zum ersten mal sah sie sich richtig um.
Sie war auf einer großen weitläufigen Wiese.
Etwas weiter weg begann der Wald.
Als sie sich umdrehte sah sie in der Nähe von sich eine große alte Trauerweide.
Die Weide war wirklich schön, hinter ihr war ein kleiner Fluss und am anderen Ufer begann ein großes Feld.
Es war wirklich wunderschön dort.

Sie ging in die Richtung der Trauerweide und setzte sich unter diese.

Es müsste schon später sein, denn es wurde langsam dunkel.
Der Regen hatte immer noch nicht aufgehört, aber das störte sie nicht.
Langsam aber sicher konnte sie ihre Gedanken ordnen.
Wirklich gut ging es ihr dadurch zwar nicht, aber es war auf jeden Fall besser als zuvor.
Das Mädchen schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf ihre Umgebung.
Die angenehmen kühlen Regentropfen auf ihrer Haut, das Plätschern, dass diese verursachten, das nasse Gras unter ihren Füßen, die Blätter die leicht im Wind raschelten und das leise Plätschern des Flusses.

Sie war komplett ruhig. Alle Gedanken waren wie weggeblasen, als wären sie nie da gewesenen.
Sie legte ihren Kopf in den Nacken und ließ den angenehm kühlen Regen dierek in ihr Gesicht fallen.
Sie atmete ganz tief ein.
Da war dieser unverkennbare Duft nach Freiheit.
Der Duft den sie so sehr liebte.
Der Grund warum sie Regen so sehr liebte.
Der Duft nach dem Regen.

Petrichor.

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That smell of earth after rain.
Petrichor.
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Petrichor - the smell of earth after rainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt