Aufmerksamkeit

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Was ist Aufmerksamkeit? Klar, man kann sie nicht sehen. Nicht anfassen, nicht irgendwie damit interagieren. Trotzdem streben ihr alle hinterher. Und wenn Du denkst, Du wärst dieser eine noble Mensch, der alles tut, um anderen zu helfen - Nein, bist Du nicht. Ausnahmslos jeder strebt nach Aufmerksamkeit.
Lass mich Dir das beweisen und auch ganz genau erklären, wieso gerade Du die Aufmerksamkeit brauchst:

Fangen wir mit dem Naheliegendesten an.
Warum schreibe ich dieses Buch?
Will ich die Menschheit aufklären? Will ich Dir Tipps fürs Leben geben? Nein und nochmals nein.

Aufmerksamkeit. Ich schreibe dieses Buch, damit irgendwer es liest und reagiert. Es wäre ein positiver Nebeneffekt, wenn es demjenigen im Leben weiterhilft, aber das ist auch alles. Das hat keine direkten Auswirkungen auf mich. Und vielleicht macht mich das zu einer unausstehlichen Person. Aber Du denkst genau so. Vielleicht ist dir das nicht bewusst, aber es ist so.
Nächstes Beispiel.

Stell Dir vor, Du bist wieder in der Grundschule. Schnee rieselt auf den grauen Betonhof, schreiende Kinder mit Mützen in allen Farben rennen durcheinander. Schneebälle werden geworfen und Lehrer bekommen einen Nervenzusammenbruch deswegen. Du bist ein Mädchen. Deine hellen, geflochtenen Zöpfe fallen seidig auf Deine schmalen Kinderschultern. Dein Kopf wird nur durch Deine Mütze warmgehalten, die Du gerade neu geschenkt bekommen hast. Und dann- irgendein Junge kommt von hinten an, schnappt sie sich und rennt damit weg.
Bist Du wütend? Höchstens kurz.
Zeterst und schreist Du? Natürlich nicht.
Schlägst Du ihn? Nein, auch wenn du körperlich dazu in der Lage wärst.

Du rennst natürlich hinterher und kicherst, wie jeder normale Mensch! Du tust so, als könntest Du ihn nicht einholen und rufst Deine Freunde. Ist doch klar. Bam - er hat Aufmerksamkeit, Du hast Aufmerksamkeit, alle sind glücklich. Aber ist das immer so?

Das Ding ist, Du kannst nicht immer nur von allen betüttelt werden. Manchmal musst Du auch anderen das Rampenlicht überlassen.
Hier sind wir also dem Geheimnis einer guten Freundschaft auf den Grund gekommen. Mal bekommst Du die Aufmerksamkeit, mal der/die andere.
Wenn Du in der Schule schüchtern bist und es hasst, vor Leuten zu sprechen, bekommst Du zuhause genug Aufmerksamkeit. Wenn Du Dich zuhause zurückhältst, kümmern sich Deine Freunde um Dich. Und wenn das nicht passiert, wirst Du unglücklich. Geben wir's zu, diese Phasen hat doch jeder mal.

Das, was ein Mensch braucht, ist einfach nur ein gefülltes Maß an Aufmerksamkeit. Egal, von woher. Natürlich ist da das Internet eine willkommene Lösung für die, bei denen es auch mit den Freunden nicht klappt.

Wenn Du bis hierher gekommen bist...wow. Glückwunsch.
Du musst entweder Philosophie- oder Deutschlehrer sein, der sich tagtäglich durch absurde Gedanken anderer Menschen kämpft (in diesem Falle entschuldige ich mich für das Duzen, aber es gehört zu der künstlerischen Freiheit in meinem eigenen Buch) oder Du interessierst Dich wirklich für das Thema.
Das Lustige ist, dass ich Dir in diesem Fall gar nicht wirklich helfen kann. Man kann Aufmerksamkeit nicht erforschen wie einen Käfer. Du musst Dir selbst Gedanken dazu machen und Dir Deine eigene Meinung bilden.

Beobachte die Leute in deiner Umgebung und Du wirst die wiederkehrenden Muster erkennen.

Was ich aber sagen kann, ist meine Theorie dazu, warum wir so viel Aufmerksamkeit brauchen.
Gehen wir die Sache langsam an. Auch Tiere wie zum Beispiel Hunde brauchen Aufmerksamkeit. Sie können sogar eifersüchtig werden, wenn Du sie jemand anderem schenkst.
Hunde sind nicht gerade für ihren herausragenden Verstand bekannt.
Versteht mich nicht falsch, für Tiere sind Hunde bestimmt ziemlich klug. Aber der Verstand in der Ausprägung wie beim Menschen ist hier nicht vorhanden.

Und trotzdem dieselbe Veranlagung. Der Durst nach Aufmerksamkeit. Und warum? Tja, was verbindet uns Menschen mit Hunden? Und übrigens auch mit allen anderen Tieren? Haben wir alle Fell?
Sind wir alle Säugetiere?
Leben wir alle auf der Erde?
Nein, nein, nei- ja, doch, eigentlich schon, aber das meinte ich nicht.

Zehn Punkte für Dich, wenn Du das jetzt erraten hast.
Das Ziel eines jeden Tieres ist es... Sich zu vermehren.
Macht Sinn, oder?

Und egal, was Du Dir einredest oder wie religiös Du bist... Tief im Innern, evolutionär veranlagt, willst Du deine Gene in die nächste Generation retten.

Wie machst Du das? Du findest einen Partner.
Wie sind die Chancen am höchsten, einen zu finden? Indem Du bekannt bist. Indem die Leute über Dich reden. Indem Du Aufmerksamkeit bekommst.
Denk mal drüber nach.

Ich hoffe, ich konnte meinen Gedankengang deutlich machen.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal und danke für's Lesen!

Denk Mal Drüber NachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt