Donnertag morgen war wohl wahrscheinlich der stressigste Morgen in meinem ganzen Leben. Als erstes verschlief ich, da ich schrecklich geschlafen habe. Sieben verdammte Male bin ich aufgewacht. Schweißgebadet und völlig hysterisch. Dabei weiß ich nicht mal mehr, was ich träumte. Da ich eine halbe Stunde später als sonst aufwachte, hatte ich keine Zeit mehr mich zu waschen und zu schminken sondern zog mir die nah liegende Klamottenstücke an, schnappte meine noch von gestern gepackte Schultasche und rannte aus dem Haus. Um 08:30 erreichte ich das Schulhaus. Ich stoß die schweren Eingangstüren auf und stolperte in die menschenleeren Schulgänge. Ich muss in den ersten Stock! Schnell rannte ich zur Treppe und wollte den ersten Schritt darauf setzten, als mich jemand zurückhielt. "Hey! DU!" Ertappt und etwas geschockt, da ich dachte, dass mich jetzt ein Lehrer zur Weißglut machte, drehte ich mich im Slowmotion um. Doch was ich dort sah, ließ mich erleichtert aufatmen. Ein hübsches großes schlankes Mädchen mit mittellangen, glatten pechschwarzen Haaren, roten Lippen, fast weißer Haut und braunen Augen grinste mir fröhlich entgegen. Vielleicht eine Schülerin. Aber kein Lehrer. Das ist schon mal was gutes. Dennoch etwas verwirrt antwortete ich "Ja?" was sich aber eher wie eine Frage anhörte. "Was machst du hier? Muss du nicht im Unterricht sein?" fragte sie tadelnd. Oh Nein! Vielleicht die Schülersprecherin! Jetzt bin ich doch gef****. "Ja.....ich hab verschlafen" wisperte ich unschuldig und schaute auf meine Füße. "Hahaha...soll ich dir was sagen? Ich AUCH!" und schon lachte sie lauthals los. Etwas durcheinander schaute ich sie an. Trotzdem lachte ich etwas mit. Allerdings etwas leiser, was aber kein Sinn machen würde, denn ein Lehrer würde dieses Mädchen allein schon in 3 km Entfernung hören. Also wenn sie erwischt wird, werde ich es auch. Dann sind wir beide am Arsch. Als das bildhübsche Mädchen sich wieder beruhigte lief sie unbeschwert und selbstbewusst auf mich zu und hielt mir ihre Hand hin. "Mein Name ist Sarah! Ich bin neu hier!" Ein Wechsel mitten im Schuljahr? Sehr ungewöhnlich. "Elin. Freut mich!" Strahlte ich leicht entgegen. Abgesehen von Tobias war das das erste Mal nach Jahren, dass ein Schüler freundlich zu mir war. "Du weißt nicht zufällig wo das Klassenzimmer der Klasse 9d ist?""Na Klar! Weil ich selber in dieser Klasse bin!" sagte ich grinsend und zeigte mit meiner rechten Hand die Treppe nach oben. "Komm ich zeige dir wo es ist." und fing an die Treppe nach oben zu laufen. Dummerweise so ungeschickt wie ich bin, schaute ich noch Sarah dabei an und merkte nicht, wie ich mein Fuß nicht richtig anhob und flog die nächste Sekunde schon über die Stufen. Glücklicherweise stoppte Sarah mich, indem sie ihre Hände gegen mich drückte und somit verhinderte, dass ich die ganze Treppe wieder herunterpurzelte. "Holy Shit! Elin ist alles in Ordnung??!" schrie sie beinahe. "Oh man....ja alles gut. Danke dir, dass du verhindert hast, dass ich die Treppe herunter falle." Nachdem wir uns beruhigten, liefen wir in unser Klassenzimmer wo natürlich sofort jeder Schüler fragte, wer dieses Mädchen sei. Sarah stellte sich nochmal gründlich vor und so konnte der Unterricht beginnen wie jeden Tag. Natürlich fielen mir die vielen Todesblicke auf, die mir so wie jeden Tag zugeworfen werden. Dafür, dass ich irgendeine Band nicht mag, ist das schon etwas übertrieben. Oder wie seht ihr das?
Nach der Schule gingen Sarah und ich noch zusammen zu meiner Lieblingspizzeria. Es war das erste Mal, dass ich mich ausgiebig mit einer Freundin unterhalten konnte. "Und diese Leute in der Klasse mobben dich nur, weil du so eine bescheuerte Band nicht magst??! Ist das deren Ernst???" Ich zuckte nur mit meinen Schultern und konzentrierte mich auf das Laufen. Es hört sich wirklich bescheuert an. Aber ich denke...das ist die Tatsache an dieser ganzen Sache. "Verrückte Welt!" meinte sie nur und schüttelte enttäuscht den Kopf. "Also ich werde dich nicht abweisen...du bist meiner Meinung nach auf den ersten Blick das netteste und ehrlichste Mädchen in der Klasse" Nun war ich baff. "Danke....das ist wirklich nett." sagte ich schüchtern und wurde etwas rot. Ich bekam sehr selten Komplimente. Und wenn ich welche bekam, konnte ich nie richtig mit ihnen umgehen.
Als wir im Lokal ankamen, saßen wir uns an meinem Stammplatz und bestellten uns jeweils eine große Pizza. "Das übliche Paolo!" sagte ich freundlich zum Besitzer dieses Lokals. "Und für mich bitte eine Pizza Hawaii!" setzte Sarah noch oben drauf und grinste Paolo freundlich an. "Für die zwei 'Bellezze' 'fantastico' Pizzen!" rief er fröhlich mit seinem italienischen Akzent. "Danke Paolo!" meinte ich und richtete mich wieder zu Sarah. "Sag mal Elin. Erzähl doch mal von dir!" sagte sie und schaute mich neugierig an. "So viel gibt es eigentlich nicht so über mich so erzählen. Ich bin 15 Jahre alt. Ich habe keine Geschwister..." Doch dann stockte ich. Ich wusste nichtmal ob ich Einzelkind bin. Ob ich eine Schwester habe? Oder vielleicht einen Bruder? Vielleicht sogar viel mehr Geschwister. "Hallo? Elin? Bist du noch da?" Ich merkte wie eine Hand vor meinem Gesicht herum wedelte. Soll ich ihr davon erzählen?...Vielleicht brauche ich das mal. Und ich glaube ich kann Sarah vertrauen. Als ich wieder zu mir kam fing ich an zu erzählen. "Also...Es ist so. Ich wurde adoptiert als ich 5 Jahre alt war..." Es aus meinem eigenen Mund zu hören war beängstigend. So fremd. Ich spürte einen mitleidenden Blick auf mir ruhen. "Elin. Das muss sicher voll schwer für dich gewesen sein." Als nächstes legte sie ihre Hand beruhigend auf meine Schulter. Es war ein gutes Gefühl jemanden Fremdes so etwas anzuvertrauen. "Ich höre dir zu. Fang an. Ich sehe, dass da viel mehr dahinter steckt." sagte sie entschlossen. Dankend nickte ich ihr zu und fing an zu erzählen.
- Am Abend -
Der Nachmittag verging wie im Flug und es dauerte nicht mehr lange, da lag ich schon schlafbereit in meinem Bett. Ich starrte die Decke über mir an. Wie gefesselt lag ich auf dem Bett und konnte mich nicht mehr bewegen. Als würde mich etwas auf dem Bett festhalten. Völlig geschockt darüber, dass morgen der große Tag ist, seufzte ich auf und löste mich endlich aus der Starre. Nachdem ich Sarah die Sache mit Samu und Vivianne erzählt habe, war sie erstmal völlig geschockt und meinte, dass sie die Namen schon von irgendwo her kannte. Sie konnte diese Namen aber am Ende doch nicht zuordnen und drückte mir erstmal für morgen alle Daumen, die sie besaß. Sie sagte, dass ich mich nach dem Treffen sofort bei ihr melden solle. Ich wusste einfach nicht was mich morgen erwartete. Ob er wirklich der Blonde in meinen Träumen ist? Oder vielleicht ist er gar nicht der Mann für den ich ihn halte. Vielleicht bin ich völlig verrückt geworden und träumte von irgendeinem Psychopath. Ich bin aufgelöst, aufgeregt, panisch und hoffnungsvoll zugleich. Meine Gefühle drehen komplett durch. Was ist, wenn er morgen doch nicht erscheint? Wenn er meinen Brief nicht bekommen hat?
Ich griff nach meinem Handy und bemerkte dabei, dass meine Hände zitterten wie verrückt. Mein Herz pochte und ich bekam langsam einen ganz schlimmen Schweißausbruch. Schweratmend rappelte ich mich auf und lief ins Badezimmer. Dort schnappte ich mir die Schlaftabletten, die mir mein Arzt verschrieben hat für die Fälle, wenn meine Träume mich nicht in Ruhe lassen konnten und ich unruhig schlief. Ich schluckte eine runter und legte mich danach wieder vorsichtig in mein Bett. Mein Handy legte ich auf mein Nachttischchen. Ich glaube so eine große Angst wie in diesen Moment hatte ich bis jetzt noch nie. Stockend atmete ich ein und aus. Das wäre ja oberlustig, wenn ich diese Nacht an einem Nervenzusammenbruch sterben würde, bevor ich überhaupt meinen Vater sehen konnte.
Oh Gott. Hilf mir!

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#TOGETHER
FanfictionSamu Haber. Frontsänger von Sunrise Ave. Elin Jones. Schülerin und Außenseiterin. Was ist, wenn zwei Menschen miteinander verbunden sind? Was ist, wenn sie getrennt werden? Was ist, wenn sie sich eines Tages wieder treffen? Werden sie genauso verbu...