Dream a little dream

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Es ist spät am Abend, als Alice endlich von der Uni nach Hause kommt, die Wohnungstür auf schließt und sich, samt ihrer Straßenkleidung, in ihr Bett fallen lässt.

"Himmel, Herr Gott, wenn dieser Lehrer morgen wieder so einen Vortrag hält, muss ich mir mehr als einen Kaffee mitnehmen.", murmelt sie in ihre Bettdecke, während sie sich von ihren Schuhen und ihrer Jacke befreit, die dann irgendwo in einer Ecke des Raumes landen.

Sie kriecht langsam und schwer unter die Decke, knipst die Nachttischlampe aus und schließt ihre Augen.

Keine zwei Minuten später, klingelt auf ein mal ihr Wecker. Müde und genervt haut sie ein Mal darauf und schon gibt er Ruhe. Stöhnend richtet sie sich in dem Bett auf und torkelt in die Küche.

Dort macht sie sich einen Kaffee mit Milch und Zucker und schaltet den Fernseher ein.

"Uns wurde soeben mitgeteilt, dass die Universität hier in der Nähe, bei einem fehlgeschlagenen Feuerwerk vollständig abgebrannt wurde, es befanden sich jedoch keine Menschen in dem Gebäude"

Wie auf Knopfdruck sitzt Alice kerzengerade in ihrem Stuhl und kann ihr Glück kaum fassen. Keine Universität, keine langweiligen Vorlesungen, kein Stress. Sie hat endlich Zeit für sich und das muss sie unbedingt ausnutzen.
Schnell sprintet sie ins Bad und macht sich fertig, bevor sie ratlos vor ihrem Kleiderschrank steht. Was sollte sie am besten anziehen?

Alice zieht schnell eine schwarze skinny Jeans heraus und einen grauen Hoodie, bindet sich die Haare zusammen und verlässt mit ihrer Tasche die Wohnung.

"Komisch, eigentlich geht die Nachbarin um diese Uhrzeit immer mit dem Hund raus.", wundert sie sich und schaut sich auf den Straßen um.

Aber keine Menschenseele ist zu sehen, man kann nicht einmal den Wind in den Bäumen hören.

Sie geht zielstrebig in die Richtung, in der ihre Freunde wohnen und beschließt heute mit ihnen raus zugehen.

Doch je weiter sie kommt, desto dunkler wird es. Die Wolken verdecken den Himmel und es fängt an, wie aus Eimern zu schütten. Schnell rennt Alice unter das Vordach des Bäckers, der seinen Laden um die Ecke hat.

Geschlagene  eineinhalb Stunden wartet sie dort. Sie wartet, bis die Wolken weiterziehen, bis der Regen aufhört, doch nichts dergleichen passiert. Ganz im Gegenteil, der Regen scheint nur noch schlimmer zu werden.

Kurzerhand fasst sie eine Entscheidung und rennt unter dem Vordach hervor wieder zurück zu dem Mehrfamilienhaus, in dem sie wohnt.
Der Wind verstärkt sich und ist nun so stark, dass er sie immer weiter nach hinten drückt, sodass sie es nicht einmal mehr zu ihrer Wohnung schafft.

Das Wetter spielt völlig verrückt, der Wind pfeift, der Regen hat kein Ende und zu allem Überfluss scheint es auch noch anzufangen zu donnern und zu blitzen.

"Das darf doch alles nicht wahr sein, jetzt passiert schon ein Mal sowas und ich hab mal frei und dann benimmt sich das Wetter, als wäre es Freitag der 13.", sie stampft mit dem Fuß auf und fährt sich durch die durchnässten Haare.

"Ich wünschte, ich könnte mit dem reden, der für dieses Mistwetter verantwortlich ist!"

Gesagt, getan. Kaum ausgesprochen und die Wolken verziehen sich und der Regen hört auf.

Die Bäume des Parks, der kleine Bach und alle Häuser um Alice herum verschwinden in einem grellen, weißen Licht, das nun durch rosane Wände und einen riesigen Bildschirm ersetzt wird.

"Vorsicht, verzeihung, darf ich mal vorbei?", vernimmt sie eine piepsige Stimme hinter sich und sofort dreht sie sich herum.
Hinter ihr steht, oder eher schwebt eine kleine Person mit rosa Rüschenkleid und goldenen Locken. An ihrem Rücken hat sie kleine, aber schnelle, pinke Flügelchen, die sich bewegen, wie die eines Kolibris.

"Moment mal, dich hab ich doch schon mal gesehen oder nicht? Was suchst du hier?!", fragt die kleine Gestalt überrascht.

"Ich hab ehrlich gesagt selbst keine Ahnung, wie ich hierher gekommen bin. Eben war ich noch neben dem Park und das Wetter war so komisch und dann hatte ich mir gewünscht-
Stopp, bist du für dieses stürmische Wetter von eben verantwortlich?!"

"Stürmisches Wetter, huh? Ja, ich glaub das war ich. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich hab noch anderes zu tun."

Sie fliegt an Alice vorbei zu dem großen Monitor und setzt sich auf einen winzigen, blauen Drehstuhl und fängt an, auf irgendwelchen Knöpfen herumzudrücken.

Auf dem Monitor sind wieder unzählige weiter kleine Bildschirme abgebildet, die alle etwas unterschiedliches zeigen.

Auf dem einen sieht man einen alten Mann mit Krone, der gerade von tausenden von Menschen bejubelt wird und auf einem anderen sieht man einen kleinen Jungen, der verängstigt auf seinen offenstehenden Kleiderschrank starrt.

"Was genau... Ist das hier eigentlich?", will Alice wissen.

"Das? Ach, das sind Träume. Alles verschiedene Träume, von verschiedenen Menschen."

"Träume also. Was hat das mit dem Wetter von vorhin zu tun? Und warum bin ich hier?"

"Was glaubst du denn, was das damit zu tun hat? Warum du hier bist, weiß ich auch nicht, aber du störst und gehst mir auf die Nerven."

"Bitte?", noch bevor Alice fragen kann, was das zu bedeuten hat und, warum diese kleine Kreatur so unhöflich ist, betätigt die Elfe einen Hebel und plötzlich klappt der Boden unter Alice's Füßen weg und sie fällt in ein tiefes Schwarz.

Während sie fällt, dröhnt ein nerviger und unerträglicher Ton in ihren Ohren, der sich verdächtig stark nach ihrem Weckerton anhört.

Das Schwarz verschwindet und Alice öffnet ihre Augen wieder.

Sie haut ein Mal auf ihren Wecker und richtet sich im Bett auf.

"Nie wieder so viel Kaffee bevor ich schlafen geh.", murmelt sie und geht ins Bad, um sich für die Uni fertig zu machen.

.•°Dreams°•. {One Shot} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt