Teil 4

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Dag:
Es war jetzt schon 8 Stunden her, dass ich ihr die Nachricht schrieb. Immer wieder nahm ich das Handy in die Hand und prüfte ob Lena antwortete. Sie hatte meine WhatsApp mittlerweile gelesen, zumindest waren die Haken der Nachricht nun blau. Ich saß mit Vince im Studio und er wollte mir eigentlich ein paar Ideen für die Tour zeigen, doch ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren. Ich rauchte eine Zigarette nach der anderen und brachte heute keinen vernünftigen Satz zustande. Vincent war sichtlich genervt langsam und trat mir gegen mein Schienbein, als er sich mit seinem Stuhl zu mir umdrehte. „Man, Alter komm klar, sie wird sich schon melden. Du hast sie die halbe Nacht wach gehalten. Sie wird bestimmt pennen," maulte er mich an. „Aber ich mag sie," warf er ebenfalls ein und zwinkerte mir zu. Ich zog die Augenbraue hoch und sah ihn skeptisch an. „Echt?" fragte ich. „Sie ist toll oder? Ich kann an nichts anderes mehr denken. Dicker, ich muss sie wieder sehen." Das kurze Vibrieren meines Handys ließ mich zusammen zucken. Mir fiel fast die Kippe aus der Hand als ich nach meinem Handy griff. Vince der blöde Kerl lachte laut los und widmete sich wieder seinem PC.
L: Hi
Das war alles, mehr kam nicht. Das Handy zeigte, dass sie noch etwas schrieb. Ich wartete ungeduldig. Dann hörte sie wieder auf. War nicht mehr online. Ohhh ich dreh noch durch, dachte ich und merkte wie ich auf meiner Unterlippe kaute. Ich starrte auf das Display als wenn mein Leben davon abhinge. Sie schrieb wieder.
L: Ja es war sehr schön. Ich bin sofort eingeschlafen. Ich würde dich auch sehr gerne wieder sehen. Aber es wird wahrscheinlich erst zum Wochenende was. Ich muss viel arbeiten diese Woche. Vielleicht hast du ja am Freitag wieder Zeit, oder es ergibt sich spontan was.
Was? Erst am Freitag? Ich atmete laut aus. Erst jetzt merkte ich, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Aber sie wollte sich wieder mit mir treffen. „Und, was schreibt sie?" fragte Vincent. „Muss ja was Gutes sein, so wie du grinst." „Wir werden uns wieder sehen," sagte ich. „Aber erst am Freitag." „Na dann hast du ja jetzt Zeit, dich mal auf die Arbeit zu konzentrieren," antwortete Vince und warf mir einen leeren Kaffeebecher an den Kopf. Er hatte Recht. Wir mussten was tun. In 2 Monaten sollte unsere Tour starten und bis dahin lagen auch noch einige Festivalwochenenden vor uns. Ich liebte den Sommer mit samt seinen Festivals. In 2 Wochen ging es zum Happiness Festival in Leipzig und gleich danach zum Deichbrand. Wir hatten viel zu tun und wir mussten uns darauf vorbereiten. Ich schaute nochmal aufs Handy und entschloss mich heute Abend nochmal bei Lena zu melden. Phil und der Rest der Jungs betraten das Studio und es roch nach Essen. Sie hatten Pizza dabei. Ich liebe diese Jungs. Es war spät als ich aus dem Studio raus war. Vincent setzte mich bei mir zu Hause ab und fuhr weiter zu sich. Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank, nahm meine Gitarre in die Hand und klimperte so vor mich hin. Sollte ich Lena jetzt noch schreiben. Es war bereits nach Mitternacht. Ich wollte sie nicht wecken, wenn sie morgen früh aufstehen musste. Ich würde ihr morgen nach dem Aufstehen schreiben und ihr einen schönen Tag wünschen.

Lena:
Es war 6 Uhr als der Wecker klingelte. Ich schaltete ihn aus und kuschelte mich nochmal in meine Decke. Ich dachte an mein wundervolles Wochenende welches hinter mir lag. Ich nahm mein Handy...keine Nachricht. War er vielleicht sauer, dass ich erst wieder am Wochenende Zeit hätte? Hatte er es sich doch anders überlegt? Aber vielleicht war er auch einfach nur beschäftigt. Ich rollte mich aus meinem Bett, schaltete das Radio ein und machte mich im Bad fertig. Ich nahm meinen Kaffeebecher und schloss die Tür hinter mir. Ich arbeitete gerade ein einem größeren Projekt auf Arbeit, welches meine volle Aufmerksamkeit forderte. Das lenkte mich gut ab und ich musste kaum an Dag denken. Kaum...., bis gegen 11 Uhr mein Handy vibrierte und ich eine Nachricht von Dag erhielt. Da war es wieder, dieses seltsame Gefühl in meinem Bauch, ein Kribbeln, ein Ziehen.
D: Guten Morgen schöne Frau. Freitag passt super. Falls du früher Zeit hast, melde dich einfach. Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche.
Uhhh, er war so süss, sogar digital. Meine komplette Konzentration war im Eimer. Ich schnappte mir meine Schachtel Kippen und ging nach draußen. Ich hielt mein Handy fest in der Hand und sah mir die Nachricht immer wieder an. Der Montag neigte sich dem Ende und am Abend schrieben Dag und ich noch eine ganze Weile hin und her. Er erzählte mir vom Tag im Studio und dass sie bald auf Tour gingen. Er fragte an was für einem Projekt ich gerade arbeitete und worauf ich am Freitag Lust hätte. Wir wünschten uns eine gute Nacht und ich schlief sofort ein. Der Dienstag verlief normal. Auch an diesem Abend tauschten Dag und ich Nachrichten aus. Mittwoch Mittag hielt ich es nicht mehr aus. Ich konnte nicht bis Freitag warten. Es war 14 Uhr als ich Dag schrieb ob er spontan Zeit hätte. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an bis ich eine Antwort von ihm bekam. Es war eine Sprachnachricht. Ich konnte die Freude über meine spontane Meldung in seiner Stimme deutlich hören. Es war süß, wie er völlig zusammenhangslose Sätze stammelte. Er fragte mich worauf ich Lust hätte und ich sagte ihm, dass ich ihm gerne die Planung überließe. Wir wollten uns um 18 Uhr treffen. Er verriet mir nur den Treffpunkt. Der Rest sollte eine Überraschung sein. Ich fuhr also zügig nach Hause und machte mich frisch. Ich ging duschen und wechselte mein Bürooutfit gegen ein geblümtes Sommerkleid mit weißen Sneakers. Ich brauchte etwa 30 Minuten zum Treffpunkt und diesmal war ich pünktlich. Dag wartete schon. Er hatte eine Zigarette in der Hand und wippte aufgeregt auf der Bordsteinkante umher. Als er mich sah, warf er die Zigarette weg und kam mir entgegen. Er trug wieder eines dieser Muskelshirts und mein Blick blieb an seinen Oberarmen hängen. Da war es wieder, dieses Ziehen im Bauch und ich musste grinsen. Dag umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Auch ich umarmte ihn. Er fühlte sich so gut an. „Und was hast du vor?" fragte ich neugierig. Er legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen und gab nur ein „Pssst," von sich. „Ich hoffe du hast Hunger?" fragte er. „Ansonsten bringst du nämlich meinen Plan durcheinander." Ich musste laut los lachen und nickte. „Ich zeige dir, wo es den besten Döner der ganzen Stadt gibt." Wir liefen die Straße ein Stück hinunter und alberten rum. Ich kannte mich in dieser Gegend überhaupt nicht aus und so kannte ich den Dönerimbiss auch nicht. Und ja, ich gab es zu, der Döner war lecker. Wir alberten die ganze Zeit rum, so dass ich aufpassen musste, dass mir nicht das Gemüse wieder aus dem Mund fiel. Das machte die ganze Sache natürlich nicht leichter. Wir schlenderten etwas die Straße entlang und redeten die ganze Zeit. Dag erzählte mir von seiner Kindheit in Spandau und wie er und Vincent sich kennengelernt haben. Plötzlich hielt er vor einem Eisentor und der Blick den er nun aufsetzte, machte mich nervös. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der Blödsinn vorhatte. Ich sah mich um. Es war das Tor zu einem Freibad. „Lust zu schwimmen?" fragte er mich und noch bevor ich antworten konnte, sprang er über das Tor und hielt mir die Hand hin. „Aber, ähm... ich glaube nicht, dass wir das dürfen." Mein Herz klopfte auf einmal wie wild und der Reiz des Verbotenen mit Dag in diesem Moment verbannte meine Vernunft ganz weit nach hinten. Ich griff nach seiner Hand und er half mir über den Zaun. Ich stürzte fast, doch Dag fing mich auf. Ich lag in seinen Armen und schaute zu ihm auf. Er lächelte. Es wurde langsam dunkel und das Wasser leuchtete blau im Licht der Unterwasserscheinwerfer. Als Dag sich auszog und nur in Boxer vor mir stand, konnte ich nicht anders als ihn einen Augenblick nur anzustarren. Womit hatte ich so einen Mann verdient. Ich zog die Schuhe aus und öffnete die Knöpfe meines Kleides sodass es mir von den Schultern rutschte. Auch ihm schien der Anblick zu gefallen, denn ich konnte sein ein Grinsen auf seinen Lippen sehen. „Du siehst toll aus," sagte er und kam näher zu mir. Er stand nun direkt vor mir und ich konnte die Wärme seines Körpers spüren. Dag hob seine Hand und strich mit seinen Fingern über mein Gesicht. Ein leichter Schauer kroch mir über den Rücken. Ich hatte das Gefühl mein Herz würde gleich zerplatzen. Ich atmete schneller und tiefer ein und aus.

Dag:
Ich konnte meinen Blick kaum von ihr lassen, so wie sie da vor mir stand. Die schwarze Unterwäsche betonte ihre Figur nur noch mehr. Ich trat direkt vor sie und streichelte ihre Wange. Ich konnte spüren, wie sie heftig ein und ausatmete und am liebsten hätte ich sie jetzt geküsst. Doch ich wollte es langsam angehen und außerdem gab es für folgende Aktion nur diese eine Chance. Ich packte sie vorsichtig an der Hüfte und ihrem Blick nach zu urteilen, hatte ich sie völlig überrascht. Ich drehte mich mit ihr in den Armen Richtung Beckenrand und warf sie ins Wasser. Das war fies ich weiß, aber ich konnte nicht widerstehen. Sie schrie laut auf und zappelte wie wild im Wasser umher und ich glaube, dass würde sie nicht auf sich sitzen lassen. „Oh, das war so fies," sagte sie und versuchte dabei böse zu schauen. Dieser Blick war nicht überzeugend. Ich sprang zu ihr ins Wasser und versuchte mit meinem Unschuldsblick um Verzeihung zu bitten. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und pustete Luft durch ihre geschlossenen Lippen. Sie wartete bis ich ganz dicht vor ihr stand und verpasste mir dann eine riesen Ladung Wasser ins Gesicht. Wir tobten eine ganze Weile im Wasser umher bis wir völlig aus der Puste am Beckenrand eine Pause einlegten. Lena stand mit dem Rücken zum Rand und ich direkt vor ihr. Die nassen Strähnen fielen ihr ins Gesicht und ich sah wie die Wassertropfen ihren Hals hinunter liefen. Als sie den Kopf schief legte und mich anlächelte, konnte ich einfach nicht anders. Scheiss aufs Warten, dachte ich und legte meine Hand in ihren Nacken. Meine andere Hand lag nun auf Ihrer Wange und ich führ mit meinem Daumen über ihre Lippen. Sie waren so weich. Sie schloss die Augen und unsere Lippen berührten sich. Ganz zart küsste ich sie und spürte wie sie mehr forderte. Ich spürte ihren Körper an meinem und ihre Hände auf meinem Rücken. Es fühlte sich gut an und viel schöner, es fühlte sich richtig an. Dieser Moment war so wunderschön und wurde abrupt durch das laute Rufen einer Männerstimme beendet. Eine Taschenlampe leuchtete in mein Gesicht und ich ließ Lena unfreiwillig los. „Ey," rief die Stimme. „Raus aus dem Wasser oder ich rufe die Polizei!" Lena sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich konnte die Panik in ihren Augen sehen. „Los schnell raus hier," rief ich ihr zu als ich schon aus dem Wasser kletterte. Ich half ihr hoch, griff nach unseren Sachen und zog Lena hinter mich her. Voll mit Adrenalin rannten wir so schnell wir könnten, kletterten über den Zaun und versteckten uns hinter der nächsten Hausecke. Lena atmete schwer und stütze sich an der Hauswand ab. Wir sahen uns an und brachen in lautes Gelächter aus. Es dauerte eine Weile bis wir uns wieder beruhigt hatten. Lena zog sich ihr klatschnasses Kleid über und ich konnte spüren, dass sie zitterte. „Dir ist kalt," sagte ich besorgt und nahm sie in den Arm. „Ich wohne nur ein paar Ecken weiter, wenn du möchtest, kannst du dich bei mir abtrocknen und aufwärmen." Sie nickte wild mit dem Kopf. „Sehr gerne," sagte sie mit zittriger Stimme. Es war Sommer und wir waren in Berlin, also fielen wir mit unserem nassen Outfit den eh nur noch wenigen wachen Menschen auf der Straße nicht weiter auf. Wir kicherten immer noch als ich meine Haustür öffnete und Lena in den ersten Stock führte. Ich schloss die Wohnungstür auf und hoffte sie würde mir die Unordnung verzeihen. Meine Wohnung war immer das reinste Chaos. Aber nur so fühlte ich mich wohl. Ich verbrachte viel Zeit damit Songideen aufs Papier zu bringen und überall im Wohnzimmer lagen meine Zettel. Auch meine Wäsche lag überall verteilt und in der Küche stapelte sich der Abwasch. Aber das war mir in diesem Moment egal. Lena zitterte wie Espenlaub und ich holte ihr ein frisches Handtuch aus dem Bad. „Du solltest die nassen Sachen lieber ausziehen, dann wird Dir schneller warm!" Sie zog ihr Kleid aus und ich rieb mit dem Handtuch über ihren Körper. Dann wickelte ich sie in eine Decke und fragte ob sie was trinken wollte. Sie nickte und ging langsam ins Wohnzimmer. Ich konnte sehen, wie sie um jedes Blatt Papier herum trat und sich umsah. Als ich mit einem Glas Wasser aus der Küche kam, hatte sie sich auf die Couch gesetzt. Ich setzte mich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. „Na, ist dir jetzt warm?" fragte ich. Sie kuschelte sich eng an mich. „Viel besser," antwortete sie und nahm mir das Glas aus der Hand. „Ist das alles vor Dir?" fragte sie und nahm vorsichtig einen der Zettel vom Tisch. „Das ist wunderschön," sagte sie ein bisschen überrascht und ich boxte sie leicht in die Seite. „Nur ein paar Ideen. Gedanken, die mir gerade so durch den Kopf gehen," antwortet ich. „Dann hast du krasses Zeug in deinem Kopf." Lena lächelte mich an.

Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt