„Ich glaube, ich gehe wieder in den Park... ich will endlich den Vogel zu Ende zeichnen...", sie seufzte, „komm doch mit!"
George musterte sie, er dachte nach, trank einen weiteren Schluck Tee.
„George komm schon, ein wenig den Fuchsbau verlassen... das tut dir bestimmt gut. Es ist ein schöner Platz. Es ist ruhig, wir müssen auch nicht reden... wir können einfach nur zeichnen...", sie lächelte ihn freundlich an.
Er sagte kein Wort, ging an ihr vorbei, stellte die Tasse in die Spüle, Hermine glaubte er würde die Küche verlassen, dass er keine Lust hatte, „bist du soweit?", fragte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, den Zeichenblock hatte er bereits in den Händen.
Hermine nickte mit einem breiten Lächeln, folgte ihm dann aus dem Haus.Die Nacht zog sich langsam zurück, die Kälte des Winters zwängte sich durch jede kleine Ritze, durch jede Faser ihrer Kleidung, sie fröstelte und legte einen Wärmezauber auf sich und George, dann nahm sie seine Hand und apparierte mit ihm an die Stelle.
Als sie angekommen waren sah George sich um, es war ein großläufiger Park, wobei nicht viel an einen Park erinnerte.
Viele Bäume und Sträucher, Blumen und Wiesen, hier und da stand eine Bank, den Blick in die Ferne gerichtet. Ein kleiner zugefrorener See umringt von Trauerweiden entführte Beobachter in eine andere Welt. Langsam stieg die Sonne über die Welt, ihr Licht brach sich zwischen den Zweigen der Bäume.
George stellte sich auf eine offene Wiese, das Gesicht in Richtung des Lichts gedreht, er schloss die Augen, genoss das Gefühl der Wärme auf seinem Gesicht. Trotz der Kälte wärmte die Sonne seinen Körper ungemein. Hermine beobachtete ihn, es tat ihm gut, das sah sie ihm an.
Seine roten Haare glitzerten leicht im Sonnenaufgang, die Blässe seiner Haut wurde umso mehr erhellt. Er sah ungesund aus, dünn, irgendwie kränklich. Er verbrachte seine gesamte Zeit im Fuchsbau oder dem Garten, vermied es aber in die Sonne zu gehen.Hermine ging langsam zu dem Baum, an dem sie immer saß. Es fühlte sich mittlerweile an wie ein zweites Zuhause.
Wie viele Stunden hatte sie hier verbracht?
Sie hatte das Gefühl, dass sie eine Verbindung zu diesem Ort hatte.
Sie setzte sich auf eine gezauberte warme Decke, lehnte sich an den Baum und genoss die Ruhe um sie herum.Nachdem die Sonne aufgegangen war löste sich George von dem Feuerball und leistete Hermine Gesellschaft, sie zauberte ihm eine zweite Decke, damit er sich zu ihr setzen könnte.
Für eine ganze Weile schwiegen die beiden, Hermine zog ihre Stifte heraus, öffnete den Zeichenblock und fing an zu zeichnen.
George beobachtete sie und ihre Handgriffe, die Strichführung, ihre Konzentration. Das andauernde Schaben des Granits über dem Papier beruhigte seine Nerven.
„Danke, dass du mich mitgenommen hast", sagte er nach einer Weile, seine Stimme war leise, hörte sich fast nicht an wie seine.
Hermine lächelte leicht und nickte, sie gab ihm einen Stift und einen zweiten Block, „das Zeichnen lenkt ab", sagte sie verständnisvoll.
„Ich kann nicht malen...", er lachte leicht.
„Dann schreib irgendetwas... denk dir neue Zauber aus, neue Scherzartikel..."
„Fred hatte immer die Ideen", gab George traurig zurück.
„Du und Fred... ihr wart eine Person. Ich bin mir sicher, dass du genauso gute Ideen hast. Er hätte nicht gewollt, dass du ewig traurig bist.", sie drückte seine Hand.
George seufzte laut, „ich versuch's", schloss die Augen und versuchte sein Gehirn wieder zum Leben zu bringen, die Ideenproduktion anzustacheln.
Hermine lächelte, wandte sich dann ihrem Block zu und ließ die Augen durch die Natur streifen, alles war wie immer, die weiter aufgehende Sonne wärmte den Boden auf, seichte Kondensationsschwaden stiegen von der Wiese auf, mehr und mehr Tiere erwachten aus ihrem Schlaf und tummelten sich um bestimmte Plätze.Sie fing an ihre Hand über das Papier gleiten zu lassen, erfasste Grashalme, Bäume, Blätter, die Tiere, die sich in ihrem Blickfeld befanden. Nach einer Weile war das Bild fertig gestellt, sie legte das Blatt auf die Decke, wandte den Blick zur anderen Seite.
Am See auf der Bank saß eine in schwarz gehüllte Gestalt, sie sah nur das Seitenprofil und die dunklen Haare, er wirkte merkwürdig vertraut, als würde sie ihn kennen. Sie bemerkte gar nicht, wie ihre Hand schneller als üblich das Blatt mit Strichen und Schattierungen füllte bis George sie ansprach, „das ist doch Snape", sagte er perplex und musterte ihre Zeichnung.
Hermine riss ihren Blick von der Gestalt und sah mit fragendem Blick zu George, er deutete auf ihre Zeichnung, er hatte recht, die Zeichnung sah aus wie ihr verstorbener Zaubertränkeprofessor, „ich", sie sah wieder zur Bank, welche leer war.
„Da saß jemand", fing sie an, sah zu George, „ich schwöre dir George, da saß jemand... komplett in schwarz gehüllt, schwarze lange Haare..."
George sah zu der Stelle, die sie meinte, dann wieder auf die Zeichnung, „du hast ihn perfekt getroffen... diese Augen", er schüttelte bedächtig den Kopf, „ich habe noch nie jemanden getroffen der so ausdrucksstarke Augen hatte wie er."
Hermine seufzte, besah sich ebenfalls das Bild.
„Du vermisst ihn, oder?", sein Blick trug Interesse.
„Er war immer da, seit Jahren... es ist wie damals bei Dumbledore. Ich kann einfach nicht glauben, dass er nicht mehr da ist.", sagte sie leise.
„Ich weiß was du meinst", George nickte, „kann ich dich was fragen?"
„Natürlich", Hermine nickte.
„Bist du glücklich?"
„Der Krieg ist vorbei, Voldemort ist besiegt... was könnte besser sein?", fragte sie mit einem matten Lächeln.
„Ich meine mit Ron...", sagte er leise, „du kannst ruhig ehrlich sein, ich werde nichts sagen."
„Natürlich... Ron und ich sind zusammen", sagte sie ein wenig zu energisch.
George musterte sie, gab ihr einen vielsagenden Blick.„Liebst du ihn? Ich meine wirklich... von ganzem Herzen? Ron malt sich schon die Zukunft aus... eigene Wohnung, Hochzeit, Kinder... willst du das wirklich?"
„Kinder?!", fragte sie geschockt und schüttelte den Kopf.
Sie war nicht mal für eine gemeinsame Wohnung mit ihm bereit, wenn sie ehrlich war. Im Fuchsbau zu wohnen, in seinem Bett zu schlafen war etwas anderes als eine eigene Wohnung. Rund um die Uhr ganz allein mit Ron zu sein, das würde vermutlich zu Spannungen führen.
Sie sah wieder auf das Bild von Snape, strich mit sanften Berührungen darüber, „ich bin nicht bereit für Kinder..."
„Du solltest mit ihm darüber reden. Ich glaube du bist kein Typ für ein Leben in einem Käfig... du bist keine Hausfrau...", George sah nun auf sein Blatt und lächelte wehmütig, Hermine nahm seinen Blick wahr, linste auf sein Blatt. Sie dachte es würden Ideen darauf stehen, stattdessen sah sie das Gesicht von Fred.
Sie legte Stift und Block beiseite, ebenso wie Georges Zeichnung und rutschte zu ihm, legte ihre Arme um ihn und drückte ihn an sich.
George erwiderte die Umarmung, sie gaben sich gegenseitig Trost und Halt, hingen beiden ihren eigenen Gedanken nach. George dachte an seinen Bruder, Hermine an Snape und an die Angst vor der Zukunft.„Ich möchte nach Hogwarts", sagte George leise, Hermine löste sich langsam von ihm und schluckte.
Seit der Schlacht von Hogwarts war sie nicht mehr in dem Schloss gewesen. Sie hatte Angst, sofort schossen ihr Bilder durch den Kopf, schlimme Bilder, Bilder von Toten, von blutigen Wunden und Körpern, sie hatte die Geräusche im Ohr, aufgesprengte Mauern, Todesflüche, das Gebrüll der Trolle, das schnelle Krabbeln der Spinnenbeine, die Schreie der Verletzten und derjenigen, die die Toten betrauerten, das irre Lachen von Bellatrix.
„Kommst du mit?", George holte sie aus dem gedanklichen Alptraum, seine Augen glänzten leicht, vermutlich dachte er an genau dieselben Sachen wie sie.
„Glaubst du, das ist eine gute Idee?", ihre Stimme zitterte.
„Konfrontationstherapie", er lächelte sie schief an, „ist das nicht eine gängige Methode bei den Muggeln?"
Sie lachte leicht auf, „das ist etwas anderes als eine Spinnenphobie..."
George stand auf, hielt ihr die Hand hin und wartete, Hermine packte schnell die Sachen zusammen, nahm seine Hand und stand ebenfalls auf.
Mit einem Nicken apparierte George sie beide nach Hogwarts.
An der Appariergrenze angekommen spürte Hermine eine tiefsitzende Ruhe, die Vögel flogen in großen Schwärmen umher, magische Wesen setzten ihren Weg durch die Ländereien fort, ließen sich von den beiden Neuankömmlingen nicht weiter stören.„Fühlt sich immer noch an wie ein Zuhause", meinte George und lief langsam über die Brücke, die noch vor sieben Monaten zerstört vor ihnen lag.
„Ja... Zuhause...", ein erleichtertes Lächeln legte sich auf ihre Züge, Hogwarts war nicht länger zerstört, die Auswirkungen des Angriffs der Todesser und Voldemort war nicht länger zu sehen, es schien geheilt zu sein.
Hogwarts wurde geheilt, vielleicht hatte sie eine Chance ebenfalls geheilt zu werden, ebenso wie George.Die beiden liefen weiter über die Brücke, den Innenhof und betraten ehrfürchtig die Große Halle. Die Schüler, die sich in der Eingangshalle aufhielten, sahen Hermine und George beinahe schon fassungslos an, alles schien wie eingefroren.
Die Stimmen und Gespräche erstarben immer weiter, eine merkwürdige Stille legte sich auf das Schloss.
„Was ist los? Miss Greelo, warum stehen Sie einfach so auf dem Gang?", Hermine hörte eine strenge, aber bekannte Stimme, die sich ihren Weg durch die erstarrten Schüler bahnte. Als sie sah, warum Hogwarts still stand glaubte McGonagall ihren Augen nicht zu trauen.
Sie riss sich selbst aus der Trance, wies die Schüler an zu ihrem Unterricht zu gehen und wandte sich, als sich schließlich wieder alles in Bewegung setzte, Hermine und George zu.„Professor", Hermine lächelte leicht, die Schulleiterin umarmte Hermine und George gleichermaßen, drückte sie an sich.
Hermine dachte sie könnte einige Schluchzer hören und tätschelte leicht den Arm der alten Hexe.
„Willkommen Zuhause", sagte sie als sie sich löste, die Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Sie musterte die beiden und eine leichte Trauer schob sich zwischen die Freude, „ihr seht müde aus..."
„Halb so schlimm Professor", gab George zurück, versuchte ihre Sorge wegzuschieben.
„Keine Raketen", mahnte McGonagall und schenkte dem Weasley den typischen McGonagall-Blick.
„Weasley-Ehrenwort", George grinste, McGonagall seufzte, verdrehte leicht die Augen.
Alle Anwesenden wussten, dass ein Weasley-Ehrenwort nichts Gutes bedeuten konnte.
„Ich hoffe ihr habt ein wenig Zeit mitgebracht?", fragte sie hoffnungsvoll, war schon bereit zu ihrem Büro zu gehen.
„Wir nehmen uns die Zeit", sagte Hermine freundlich und folgten der Hauslehrerin Gryffindors in das Schulleiter-Büro.
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Der Duft von Lavendel
Fiksi PenggemarSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...