Der Wind peitschte Schnee, der sich sofort zu Wassertropfen verwandelte, gegen die Fensterscheiben. Im Abteil waren mittlerweile die Lichter angegangen, da die Sonne dem Mond am wolkenlosen Himmel Platz gemacht hatte.
Auf meinem Schoß lag ein eingepacktes Schinkenbrot, doch ich wusste, ich würde keinen einzigen Bissen herunterbekommen. Zitternd legte ich mir meinen Mantel um die bebenden Schultern und vergrub mein Gesicht noch tiefer im Stoff.
Ein dicker Wälzer lag aufgeschlagen auf dem Fußboden vor mir. Das Abteillicht beleuchtete die bleichen Buchseiten. Es kam mir so vor, als würde rings um mich herum ein tiefer Schatten liegen, der alles daran setzte, mich zu diesem verfluchten Buch zu locken und mich dann daran ersticken zu lassen. Genau wie es anscheinend die Person tun wollte, die mir diesen Wälzer zugesteckt hatte.
„Du? Alles klar?"
Mein Puls begann wieder in die Höhe zu fahren. Ich würde diese Hufflepuff umbringen, irgendwie, wenn sie jetzt nicht sofort abhauen würde.
Ich würde ihre Augen auskratzen, wenn sie noch einen Schritt tun würde.„Ist das dein Buch? ‚Aufstieg und Niedergang der dunklen Künste'? Ist es dir hinuntergefallen?"
„Keinen Schritt näher", quiekte ich hysterisch und umkrallte die Decke.„Wie ..." Doch da war es schon zu spät, das Mädchen beugte sich zu mir hinunter und legte eine Hand auf meine Schulter, als ich ihr mitten ins Gesicht schlug und sie dann fest an den Haaren packte.
Die Ältere kreischte schmerzerfüllt auf, doch mein Körper hatte sich schon auf sie gestürzt.
Es krachte. Ihr Kopf knallte gegen einen Sitz. Blaue Augen schauten mich schockiert an, bevor ich sie mit einem Schlag in ihr Gesicht zuhämmerte. Ihre vollen Lippen platzten auf, der Geruch von Metall begann sich im Abteil auszubreiten.Schritte vor der Türe. Die bewegungslose Gestalt unter mir war blutverschmiert und ihre braunen Haare hangen zerzaust in ihr bleiches Gesicht. Und erst da realisierte ich, was passiert war.
Mein Herz drohte aus meinem Brustkorb zu fallen, als ich, bevor jemand ins Abteil gestürmt kam, beabsichtigt, selbst den Kopf an einen Sitz knallte. Ein beißender Schmerz durchzuckte meinen gesamten Kopf. Die Welt begann sich zu drehen. Der Boden kam immer näher.
Die Wände um mich herum wollten mich verschlucken und der Geschmack von Erbrochenem breitete sich in meinem Mund aus.
Schwummrig bekam ich mit, wie ich in etwas Klitschiges, Stinkendes mit dem Gesicht voraus fiel und wie mir dabei etwas Warmes über die Schläfe rann.
Dunkelheit umgab mich, als ich nach einer Sekunde, einer Minute, einer Stunde, oder was auch immer, auf einen Sitz gelegt wurde. Langsam hallten die Stimmen von Außerhalb an mein Ohr. Sie hörten sich an, als wären sie weit weg, so weit, dass sie unerreichbar waren.
Ich blinzelte. Das warme Licht des Zugabteiles durchdrang meine Augen, doch erst einmal musste ich die ganzen Umrisse fokussieren.
Zwei Personen standen in meinem Sichtfeld und unterhielten sich. Als ich mich aufrichtete, durchfuhr ein Schmerz meinen Kopf, aber ich setzte mich trotzdem auf.
„Da, die eine ist wach!", rief eine helle Stimme und beugte sich über mich, sodass sie die Deckenlampe verdeckte. Sie hielt mir ein nasses Taschentuch an die Schläfe.
Ihr Gesicht konnte ich nicht genau erkennen, doch an ihrer Größe vermutete ich, dass sie schon mindestens in der fünften Klasse sein musste.
„Wie heißt du?" Ich konnte die Person, die das gefragt hatte nicht sehen, doch schrieb ich diese eindringliche Frage einem Slytherin zu.
„Alecto Riddle", murmelte ich und begann zu stöhnen, als mir das Taschentuch etwas fester auf die Wunde gepresst wurde.
„Was ist passiert?"Ich hielt es nicht mehr aus, den Sprechenden nicht zu sehen und rutschte auf den nächsten Sitz. Mir war bewusst, dass ich unmöglich die Wahrheit sagen konnte und ebenfalls war mir klar, dass ich keinen weiteren Tag mehr im Krankenflügel verbringen wollte.
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...