Kapitel 6: Einbildung

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Er war nicht übermäßig groß oder breit, vermutlich Durchschnitt; als Hermine ihn so entblößt betrachtete stellte sie fest, dass er nicht einmal eine besondere Ästhetik ausstrahlte.
Sie fasste ihn fest an, schloss ihre Lippen um ihn, bemerkte den bitteren Geschmack und schüttelte sich innerlich.
„Dein Mund ist nicht nur zum Reden gut", stöhnte Ron mit geschlossenen Augen, Hermine hielt kurz inne und sah ihn beinahe fassungslos an, er sah auf, „mach weiter", kam es ungeduldig von ihm, schloss wieder die Augen.
Hermine wollte es einfach schnell hinter sich bringen, nahm die Bewegungen wieder auf und intensivierte sie, sie wusste, dass es bei Ron sowieso nie lange dauerte, aber dieses Mal wollte sie sich noch schneller der Situation entziehen.
Sie ließ ihn gerade aus ihren Mund gleiten, wollte sich die Haare ein wenig nach hinten streichen als sie plötzlich eine warme Ladung Sperma in ihrem Auge, dem Gesicht und den Haaren spürte, Ron stöhnte laut auf, es glich wieder einmal mehr einem Grunzen, drehte sich dann befriedigt zur Seite.

„Ron!", brüllte sie, schloss schmerzerfüllt ihr Auge, versuchte sich den ‚Liebessaft' aus dem Gesicht zu streichen, musste sich sehr zusammenreißen sich nicht zu übergeben.
„'tschuldige, es kam einfach so", sagte er schulterzuckend mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht.
Sie stürmte mit einem bösen Blick, zumindest auf dem einen geöffneten Auge, aus dem Zimmer und rannte ins Bad, sie wollte von keinem gesehen werden, verschloss die Tür, zog sich schnell aus und stellte sich mit einer Gänsehaut unter die Dusche. Als ihr Gesicht und ihr Auge befreit waren, wusch sie sich mehrmals kräftig die Haare, als hätte sich die weißliche Flüssigkeit in ihren Kopf eingebrannt.
Sie kochte vor Wut, Ron war immer noch ein Trampel, sie hatte ihn um eine einzige Sache gebeten und selbst die erfüllte er ihr nicht, fand das ganze vermutlich noch witzig und verstand ihre Aufregung wieder einmal überhaupt nicht.
Wütend trocknete sie sich ab, zog sich an und verließ das Badezimmer, hielt sich die restliche Zeit über im Garten auf, die Gnome die George und Arthur verjagen sollten wirbelten immer noch durch die Sträucher und Büsche und warfen Steine an das Haus.
Um sich von der Wut abzulenken zauberte sie sich ihren Block und fing an irgendetwas zu zeichnen, sogar die, man möchte sagen, recht hässlichen Gnome fanden einen Platz auf dem Papier.
Schneller als erwartet war der Nachmittag vorbei und der Abend hüllte schnell die Umgebung in seine dunklen Schichten.

„Hermine?", George rief von der Hintertür aus, ging langsam zu ihr.
„Mh?", sie sah auf, George musterte sie.
„Es gibt Essen... Mine mal ehrlich, du solltest nicht immer so lange hier sitzen, es ist viel zu kalt.", er nahm ihre Hand und schüttelte anklagend den Kopf.
Sie hatte in der Wut vergessen einen Wärmezauber auf sich zu legen und spürte erst nachdem George es gesagt hatte, die bittere Kälte an ihrem Körper.
„Ich hab einfach keine Lust in Rons Zimmer zu gehen...", schnaubte sie sah trotzig zu Boden.
„Was hat er jetzt schon wieder gemacht?", fragte George wissend.
„Er ist einfach unglaublich! Grob und... unaufmerksam...", sie fand nicht die richtigen Worte für das, was in seinem Zimmer passiert war.
„Hat er dir wehgetan?", George sah sie abwägend an.
„Nein! Das hat sich falsch angehört... nein... er...", sie seufzte, „er ist einfach Ron, verstehst du?"
George lachte leicht und nickte, „ja... ich verstehe."
„Ich würde am liebsten zu mir nachhause...", sagte sie verzweifelt.
„Es ist zwar nicht dein Zuhause, aber wenn du willst kannst du heute in meinem Zimmer schlafen", bot George ihr an.
„Und du?", wollte sie skeptisch wissen.
„Ich werde ein bisschen mit Ron kuscheln... dann ist er vielleicht ein wenig wertschätzender zu dir, wenn du wieder da bist.", er lachte, legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie mit sich in den Fuchsbau.
Hermine dankte George still und heimlich, er war wirklich ein guter Freund für sie geworden und umso mehr tat ihr Freds Tod und Georges schmerzhafter Verlust leid, das hatte er nicht verdient.

Das Haus duftete wieder herrlich, Molly hatte einen Gemüseauflauf gezaubert, was Ron nicht im mindesten freute, Hermine dafür umso mehr.
„Schmeckt wirklich gut", sagte Arthur und nickte anerkennend.
„Lecker und gesund!", sagte Hermine mit einem Lächeln.
Ron murrte, wandte dann das Wort an Hermine, „hast du nicht schon genug Proteine für heute gehabt?"
Molly sah zwischen Ron und Hermine hin und her, Harry und Ginny verdrehten die Augen, George trat seinen Bruder unter dem Tisch, was er laut beklagte, Hermine errötete wieder, Rons Verhalten ihr gegenüber wurde immer dreister.
„Ich bin überrascht, dass du weißt was Proteine sind, Ronald", sagte sie giftig mit einer hochgezogenen Augenbraue.
George lachte leicht, auch Arthur musste sich ein kleines Grinsen verkneifen, Molly seufzte, „bitte streitet euch nicht ja..."
„Mir ist der Appetit vergangen", sagte Ron mit zerknautschtem Gesicht.
„Na den Tag sollten wir uns alle rot im Kalender anstreichen", schob Hermine hinterher, es tat gut ihm Kontra zu geben, auch wenn es die allgemeine Situation nicht besser machte.
Ron stampfte genervt die Treppe nach oben, Harry und Ginny verschwanden ebenfalls schnell, George ging mit Hermine in einen anderen Teil des Hauses, öffnete ihr die Tür und schloss sie hinter sich.
„Ich hoffe es reicht dir...", sagte George und lächelte.
„Danke George, aber du musst nicht gehen, ich kann auch auf einer Matratze auf dem Boden schlafen... dann musst du nicht zu Ron.", bot sie an.
„Wenn, dann schlaf ich auf der Matratze auf dem Boden", protestierte George.
„Einverstanden", sagte Hermine, zauberte mit ihm zusammen eine bequeme Matratze neben das Bett auf der George für heute schlafen würde. Sie zauberten sich beide ihre Schlafkleidung an, gingen dann jeweils in das für sie vorgesehene Bett und hingen jeder für sich still ihren Gedanken nach.

Ein dumpfes Geräusch und ein lauter werdendes Stöhnen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
„Sind das...?", Hermine sah zu George.
„Nicht Mum und Dad... ein Glück... aber seiner Schwester dabei zuzuhören ist auch mehr als unangenehm...", sagte George und sah leicht angeekelt zu Hermine.
„Du meine Güte... sind die beiden immer so laut?", fragte sie perplex.
„Glaub mir... das ist noch nicht laut. Manchmal kann ich gar nicht so schnell den Schallzauber über mein Zimmer legen, wie es da oben zur Sache geht.", George glitt in Gedanken und schüttelte sich.
„Offenbar macht Harry einiges richtig, Ron sollte sich vielleicht mal mit ihm unterhalten...", entwich es ihr, hielt sich dann die Hand vor den Mund.
George musterte sie, „jetzt wo du es sagst... euch hab ich noch nie gehört... nur dieses Grunzen von Ron...", wieder war sein Gesicht angeekelt.
„Wir sollten wirklich alle ganz schnell hier ausziehen...", meinte Hermine kopfschüttelnd, zauberte einen Geräuschebann und dankte sich selbst für die plötzlich eintretende Stille.
„Das ist besser", gab George zurück, schloss die Augen und genoss die fehlenden Geräusche.
Hermine drehte sich auf die Seite, schob das Kopfkissen in die richtige Position und schloss die Augen.
„Gute Nacht Mine", sagte George.
„Gute Nacht George", dann war es ruhig und beide schliefen recht zügig ein.

Die Tage im Fuchsbau vergingen schnell, es ging mit großen Schritten auf Weihnachten zu. Hermine hatte keine Ideen was sie den Weasleys und Harry schenken sollte und schob den Kauf der Geschenke wieder weiter nach hinten.
Alles was sie wollte war ihre Ruhe und endlich den Vogel fertig zu zeichnen.
Jeden Tag war sie im Park, hielt Ausschau nach ihrem gefiederten Freund, aber sie hatte keinen Erfolg, er war weg, wie vom Erdboden verschwunden.
Hatte sie sich den Vogel ebenfalls eingebildet?
Sie blätterte ihre Zeichnungen durch, stieß auf die grobe Skizze von Snape, von dem sie dachte, sie hätte ihn den einen Morgen an der Bank gesehen. Sie strich sanft darüber, zog mit dem Bleistift einige Linien nach, verlor sich wieder in den Erinnerungen.

„Sehe ich wirklich so streng aus?", eine dunkle sonore unverkennbare Stimme riss Hermine aus ihren Gedanken, der Bleistift flog ihr vor lauter Schreck aus der Hand, sie drehte sich panisch zu der Quelle der Stimme um und fror auf der Stelle ein.

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