Kapitel 1

6 0 1
                                    

Der Wind bliess mir ins Gesicht, als ich meine Wohnung verliess. Zitternd drückte ich meine Winterjacke enger an mich, um mich vor der eisigen Kälte zu schützen.
Meine Name ist Marco und ich bin 18 Jahre alt. Ich bin vor einem Monat nach Zürich gezogen und somit habe ich auch die Schule wechseln müssen. Dies war aber nur halb so schlimm für mich, da ich meine alte Klasse nicht sehr mochte und die Menschen hier in diesem Gymnasium jetzt bereits schon offener als die Leute an meiner alten Schule wirkten. Ich bin natürlich immer noch der neue Schüler, aber ich habe schon einige Freundschaften schliessen können und fühle mich sehr wohl hier. Ich bin etwa 1.80m gross, habe hellbraune Haare und eine Brille.

Kurz bevor ich das Schulhaus betrat, entfernte ich meine Kopfhörer aus den Ohren. Es war ein typischer Montagmorgen und als erstes hatte ich Französisch. Das grösste Genie war ich nicht, aber Sprachen waren meine stärkeren Fächer und deshalb war ich eigentlich ganz gut drauf. Für einen Montagmorgen jedenfalls.
Dennoch müde betrat ich das Klassenzimmer und setzte mich neben Ellen. Sie war die Person, mit der ich mich bis jetzt am besten verstand und sie hatte ihr Herz am rechten Fleck! Ziemlich verschlafen murmelte sie mir ein „Guten Morgen" zu und widmete sich dann wieder ihrem Handybildschirm zu. Sie war die Definition von einem Morgenmuffel, aber das war mir sehr sympathisch, da ich mich auch mit diesem Begriff identifizieren konnte.
Ich hörte tiefes Gelächter und drehte mich um. Es war Alec mit seiner Stammclique, die aus Angelo, Gian Luca, Edon und Fabienne bestand. Allesamt waren sehr beliebt an diesem Gymnasium und ich sprach eher selten bis gar nicht mit ihnen. Sie schienen meist ganz freundlich, aber sie waren auch sehr bekannt führ ihre unangenehnemeren und unfreundlichen Seiten. Angelo kam soviel ich weiss ursprünglich aus Spanien und war ein angeblich sehr begabter Fussballspieler mit Karrierechancen. Gian Luca war eher der ruhigere, entspannte Typ, vermutlich weil er fast immer high war und Edon war der typische Gym-Freak, den man immer mit seinen Proteinshakes sah. Fabienne war die Freundin von Angelo und bekannt für ihr Talent als Tänzerin. Und zu guter letzt kam Alec. Alec war für mich äusserlich ein Traummann. Gross, gut gebaut und markante Gesichtszüge. Seine Haare waren fast schon schwarz, eher länger und leicht gelockt.
Ja, ich bin schwul und kann mehrheitlich offen dazu stehen. Heutzutage ist die Akzeptanz ja grösser als früher, aber da ich hier neu bin, möchte ich mir nicht gleich einen Stempel auf die Stirn drücken lassen und nur als der „schwule Typ" angesehen werden. Denn meine Sexualität ist nur ein Teil von mir, aber nicht mein ganzes Ich. Bisher wusste nur Ellen davon und sie nahm es ganz entspannt.
Wie schon erwähnt, war Alec wirklich sehr attraktiv. Sein Charakter dafür eher weniger, jedenfalls was ich von ihm hörte. Er war bekannt für jeglichen Drogenkonsum und auch für seinen nicht seltenen Alkoholkonsum. Er feierte gerne, was auch nicht verwerflich war und schleppt dort auch immer wieder neue Frauen für One-Night-Stands ab. In der Schule war er auch nicht der Beste, er kam immer knapp durch jedes Semester. Man könnte ihn als Bad-Boy abstempeln, jedoch hat er noch nie etwas böses gegen seine Mitschülerinnen und Mitschüler unternommen, sprich Mobbing etc. Aber jeder an dieser Schule respektierte ihn, da er mit seiner Reichweite locker jemanden das Leben zur Hölle machen könnte.
Meiner Meinung nach kann man sich über einen Menschen erst dann ein Bild machen, wenn man ihn persönlich kennengelernt hat. Jedoch würde ich lügen, würde ich sagen, dass ich durch die Erzählungen und Gerüchte noch ein positives Bild von ihm hätte. Ich hatte auch noch nicht gross die Möglichkeit ihn richtig kennenzulernen, da er mich nie gross beachtete oder mit mir sprach. Vermutlich war das auch gut so, denn so konnte ich immer eine gesunde Distanz zu ihm halten und ersparte mir so vermutlich einige Probleme.
Die Französischstunde begann und so konzentrierte ich mich auf den Stoff.

Der ganze Schultag verlief ruhig. Halt ein typischer Montag in der Schule.
Um 17.25 verliess ich das Schulhaus mit Ellen zusammen und es war schon dunkel. Ich mochte dies am Winter. Viele hassten es, aber ich fand, dass es sehr gut zu dieser Jahreszeit passt. Es erschaffte eine ruhige, angenehme Atmosphäre und sorgte dafür, dass man sich zu Hause in eine grosse Wolldecke einkuscheln und ein warmes Getränk geniessen wollte.
„Hast du schon gelernt für den Mathetest morgen?", riss mich Ellen aus meiner Träumerei. Ich antwortete ihr, dass ich es schon ein bisschen angeschaut habe, aber wirklich Lernen konnte man es nicht nennen. Sie kicherte leicht, was ihre Grübchen erscheinen liess. Sie bot mir an, ob ich heute noch zu ihr kommen wolle, um Mathe zu lernen und ich willigte ein. Vielleicht verstand sie Mathematik besser als ich, denn Mathe war wirklich nicht mein Ding.
Wir redeten noch über unsere Wochenenden, die ziemlich unspektakulär waren und verabschiedeten uns dann schliesslich voneinander mit einer Umarmung.
Zuhause angekommen warf ich mich schnell in mein Bett und wurde schnell von meiner schnurrenden Katze begrüsst. Sie rieb ihren kleinen Kopf an meinen Arm und miaute, was ihre Art war mir zu zeigen, dass ich nun die Ehre habe, sie zu streicheln. Ihr Name war Luna und sie hatte graues Fell. Luna war ein sehr verschmustes Lebewesen und könnte sich manchmal Stunden lang streicheln lassen. Heute konnte ich ihr diesen Wunsch aber leider nicht erfüllen, da ich schnell wieder weg musste, um pünktlich bei Ellen zu sein. Meiner Mutter schrieb ich eine SMS, damit sie wusste, wo ich war. Es interessierte sie eigentlich nicht gross wo ich war, da sie mehrheitlich bei ihrem neuen Freund hausierte , anstatt hier bei uns. Unser Verhältnis war nicht das Beste, aber gross etwas daran ändern konnte ich leider auch nicht. Meinen Vater lernte ich nie kennen und immer wenn ich meine Mutter darauf ansprach, wich sie dem Thema aus.
Als ich schon fast bei Ellen war, erhielt ich eine Nachricht von ihr, dass ich noch schnell ein paar Snacks und Getränke kaufen sollte. So drehte ich mich also wieder um und lief zurück zu einem Lebensmittelgeschäft. Flink entschied ich mich für eine Packung Chips, Schokolade, Gummibärchen und eine Flasche Cola. Damit sollten wir verpflegt sein, um das Lernen von Mathe zu überleben.
An der Kasse scannte ein Angestellter meine Ware ein und verlangte dann höflich das Geld von mir. Ich bezahlte wie immer mit Karte, jedoch wollte es heute nicht funktionieren. Mein Saldo war zu klein und Bargeld hatte ich leider auch nicht dabei. Soviel zu meiner positiv eingestellten Stimmung vom Morgen...
Der Verkäufer sah mich erwartend an und die Röte stieg mir langsam ins Gesicht. In solchen Momente möchte man einfach im Erdboden versinken.
Stotternd probierte ich ihm zu erklären, dass ich doch nicht bezahlen konnte, doch ehe mein Gegenüber antworten konnte, hörte ich eine mir bekannte Stimme. „Ich bezahle für uns beide.", informierte uns der Typ hinter mir und legte keine Sekunde später seine Kaufwaren auf die Theke. Ich sah ihn an und ein lächelnder Alec begrüsste mich kurz.
Völlig überfordert mit der Situation konnte ich nicht Mal ein Hallo zurück antworten. Ich stand nur schweigend neben Alec, während er nun alles bezahlte.
„Brauchst du eine Plastiktüte?", erkundigte sich Alec bei mir und lächelte mich weiterhin freundlich an. Ich schüttelte den Kopf und stopfte schnell meinen Einkauf in meinen Rucksack. Ich bedankte mich schnell bei Alec und entschuldigte mich bei ihm, dass er für mich bezahlen musste, was er aber nur lachend abwinkte.
Ich eilte los und hörte, dass er mir folgte. Draussen stoppte er mich, indem er auf meine Schulter tippte. Erneut drehte ich mich um und sah zu ihm hoch. „Was machst du denn mit all dem so gesunden Essen?", fragte er und zündete sich eine Zigarette an. „Ich gehe, ähm, zu Ellen le-lernen für den, du weisst schon, ähm, den Mathetest für Morgen, ja genau.", stotterte ich und ohrfeigte mich innerlich für diese Blamage. Er schien mir interessiert zuzuhören und sagte mir, dass ich nicht so nervös sein müsse, wir seien ja schliesslich zusammen in der Klasse. Wie ich mich schämte, konnte man wohl nicht in Worte beschreiben. Er entschuldigte sich ausserdem, dass er sich nie richtig bei mir vorstellte. Ich stellte ihm klar, dass das gar nicht schlimm sei und er lächelte wieder. Dies holte er jedenfalls jetzt nach und reichte mir seine Hand und stellte sich extra für mich vor. Ich sagte ihm nur meinen ganzen Namen und er nickte, als wüsste er dies schon lange. „Naja, dann lass' ich dich mal in Ruhe mit Ellen lernen, ich muss jetzt auch noch damit anfangen. Wird bestimmt super spannend", unterbrach er die komische Ruhe und fuhr sich durch seine Haare, während er gierig einen Zug von seiner Zigarette nahm. Danach bliess er den Rauch aus, was kurzeitig sein Gesicht hinter der der Wolke verschwinden liess. Schnell strahlte sein lächelndes Gesicht wieder hervor. Ich lächelte ihn ebenfalls an und bedankte mich nochmals fürs Zahlen. Er zwinkerte mir nur freundlich zu und sagte erneut, dass dies kein Problem gewesen sei. Wir verabschiedeten uns und so eilte ich Richtung Ellen. Mein Herz schlug wahnsinnig schnell und in meinem Kopf schwirrten alle möglichen Gedanken in wirrer Kombination herum.
Ich dachte nicht, dass nur so ein kurzes Gespräch mit ihm mich so über den Haufen werfen würde, aber ich hatte mich so sehr geirrt. Mein negatives Bild war schneller verflogen, als mir lieb war. Er war so freundlich zu mir und es verwirrte mich so sehr, dass er dies für mich machte. Womöglich war er gar nicht so schlimm wie alle sagten.
„Marco, jetzt reiss' dich zusammen", schoss es mir durch den Kopf. Ich kannte ihn noch gar nicht richtig und ich konnte es nicht zulassen, dass er mich so schnell in seinen Bann zog. Ich probierte meine Gedanken zu sortieren und beruhigte mich langsam.
Nach etwa zehn Minuten war ich vor Ellens Haus angekommen. Ich klingelte und wie auf Knopfdruck gab mein Handy auch einen Signalton frei. Ich starrte auf mein Handy und traute meinem Blick nicht.
Instagram: Alec (itsyaboyalec04) möchte dir folgen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 17, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Ich verdiene dich nicht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt