Teil 5

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Lena:
Es waren wunderschöne Worte, die er überall auf diesen Zetteln stehen hatte. Ich war echt ein bisschen überrascht. Ich lag warm eingepackt in Dags Armen und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Mein Blick schweifte durch sein Zimmer. Ja Chaos war untertrieben. Doch trotzdem war seine Wohnung schön. Nicht groß, Küche, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer nahm ich an. Bunt und chaotisch, aber sehr gemütlich. Es war schon spät und ich konnte meinen Augen kaum noch offen halten. „Wenn du möchtest, kannst du hier auf der Couch schlafen," schlug Dag vor als er merkte, dass ich gähnte. Er rutschte etwas weiter, sodass ich mich richtig hinlegen konnte. „Ich schlafe direkt nebenan. Wenn du was brauchst, gib Bescheid," sagte er und wollte gerade aufstehen. „Bitte bleib!" hauchte ich. Ich wollte nicht, dass er mich alleine lässt. Dag lächelte mich an, zog sein Shirt aus und krabbelte zur mir unter die Decke. Er lag hinter mir und hielt mich fest in seinen Armen. Dann gab er mir einen Kuss auf den Kopf und flüsterte: „Gute Nacht." Es war jetzt schon die zweite Nacht, die ich in seinen Armen verbrachte. Und ja, ich hab schon auf gemütlicheren Sofas geschlafen, aber ich konnte mir im Moment keinen schöneren Ort vorstellen. Ich atmete ein paar Mal tief ein und schloss die Augen. Ich schrak auf, als ein schrecklicher Ton mich aus meinen Träumen riss. Dag sprang ebenfalls auf. Es klingelte an der Tür. Immer wieder. Ich hörte Dag stöhnen während er zur Tür lief. „Ey Alter, was ist passiert?" hörte ich ihn sagen. Seine Stimme war tief und rau. „Wo bleibst du? Wir wollten uns um 10 unten treffen," hörte ich Vincents Stimme und fiel fast von der Couch. Zehn, dachte ich....ach du Kacke. Ich hatte völlig verpennt. Ich griff nach meinem Handy und schaute aufs Display. Mist 10:10 Uhr. Schnell tippte ich ein paar Zeilen an meine Kollegin und schrieb ihr, dass ich heute leider nicht mehr ins Büro kommen würde und mich später nochmal melde. Ich ließ mich wieder auf das Kissen fallen und zog die Decke bis zur Nasenspitze hoch. Vincent betrat in dem Moment das Zimmer und sah mich mit hochgezogenen Brauen an. „Guten Morgen," rief er fröhlich und zwinkerte mir zu. „Lange Nacht gehabt?" fragte er und drehte sich zu Dag. Dieser streckte ihm nur die Zunge aus und verschwand im Bad. Ich grummelte und zog die Decke über den Kopf. Mir fiel ein, dass ich immer noch nur meine Unterwäsche anhatte und wickelte die Decke fester um mich. Vince ließ sich auf die Couch fallen und schob meine Beine zur Seite. „Raus aus den Federn!" lachte er und versuchte mich an den Füßen zu kitzeln. Er war schon süß. Ich verstand warum Dag ihn so mochte. Dag kam wieder ins Zimmer und sah uns völlig verpeilt an. „Ich kann nicht," sagte ich und nickte in Richtung Fußboden. Dort lag mein Kleid und es sah immer noch klamm und völlig verknittert aus. Dag grinste und verschwand ins Schlafzimmer. Als er zurück kam, hatte er ein T-Shirt und eine Jogginghose von sich in der Hand und reichte mir die Sachen. Er beugte sich zu mir hinunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Handtücher sind im Bad," sagte er. Während ich in der einen Hand die Sachen von Dag hielt, versuchte ich mit der anderen Hand die Decke festzuhalten und verschwand im Bad. Die Dusche fühlte sich gut an. Ich stand eine ganze Weile einfach nur da uns ließ mir das Wasser über das Gesicht laufen. Ich zog mir Dags viel zu große Jogginghose an und schlüpfte in das Shirt. Ich sah zwar völlig verloren darin aus aber es fühlte sich toll an. Er hatte mir eine noch verpackte Zahnbürste auf den Badschrank gelegt. Ich hoffte, dies war kein Zeichen dafür, dass er öfters unerwartet Besuch über Nacht hatte. Ich dachte irgendwie weiter darüber nach was ich hier eigentlich tat. Machte er sowas öfters? Nahm er Fans mit zu sich? War ich nur eine davon? Ich stellte fest, dass ich was das anging nicht viel von ihm wusste. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, hatte Dag mir bereits einen Kaffee gemacht. Genau das Richtige. „Kannst du Gedankenlesen?" fragte ich ihn und nahm gierig einen Schluck. „Wo will denn die Hose mit dir hin?" fragte Vincent und kicherte. „So, wie ist euer Plan?" fragte er weiter. „Wir müssen ins Studio. Die Jungs kommen bald." Ich sah Dag fragend an und hob die Schultern. „Magst du vielleicht mitkommen?" fragte er mich dann und sein Blick wanderte zwischen mir und Vincent hin und her. Dieser zuckte mit den Schultern und schien damit sein Einverständnis zu geben. „Wenn es ok für euch ist," nuschelte ich während ich noch einen Schluck aus meiner Tasse nahm. Ich musste an die Zahnbürste denken und vielleicht würde ich Vince mal auf meine Gedanken ansprechen. So ganz nebenbei. „Wir halten noch kurz beim Bäcker wenn ihr wollt," sagte Vincent und schob uns langsam zur Wohnungstür. Ich saß hinten in Vincents Auto während die Jungs vorne ihren Platz einnahmen. Dag holte uns ein paar belegte Brötchen vom Bäcker und nach 40 Minuten kamen wir am Studio an. Ich hätte es von außen nicht für ein Studio gehalten. Aber ich glaube, dass war auch ganz gut so. Ich war etwas neugierig darauf die Jungs bei der Arbeit zu sehen. So viel hatte ich ja von ihrer musikalischen Laufbahn noch nicht mitbekommen. Und ja Michelle hatte Recht. Wir sollten sie uns unbedingt mal live anschauen. Ich machte es mir auf einer der Couchen im Raum bequem und schrieb Michelle wo ich mich gerade befand.
M: Ohhhh, wie gemein von Dir. Und wie sind sie so drauf? Besorge uns lieber mal Karten.
L: Kommst du heute Abend vorbei? Dann quatschen wir mal wieder richtig.
Ich schüttelte belustigt den Kopf und legte das Handy wieder weg. Dag hatte sich inzwischen seine Gitarre genommen und spielte darauf etwas rum. Vince warf ihm immer wieder Kommentare dazu zu und schrieb etwas auf einen Zettel. So waren sie eine ganze Weile beschäftigt und irgendwann stand Dag auf und wollte uns allen was zu Essen besorgen. Ich nutze meine Chance und rückte etwas näher an Vincent ran. „Na, was hast du auf dem Herzen?" fragte er mich. Ich glaube mein Plan war aufgeflogen. Ich lächelte ihn unschuldig an. „Hast dem Jungen ja ganz schön den Kopf verdreht," sagte er nun und mein Blick wurde ernster. „Aber ich verstehe es, du bist cool drauf." Ich fühlte mich gerührt und setzte das unschuldige Grinsen wieder auf. „Passiert sowas denn öfters bei ihm?" fragte ich nun gerade heraus. Ich wollte wissen woran ich bin und vielleicht konnte mir sein bester Kumpel ja etwas Unsicherheit nehmen. „Ich meine, ihr seid bekannt und seht dazu noch verdammt gut aus. Euch müssen doch die Mädels zu Füßen liegen oder?" „Danke," grinste Vincent und wurde etwas größer in seinem Stuhl. „Nun ja, es gibt bestimmt das ein oder andere Mädel, welches uns nicht von der Bettkante schupsen würde, aber wollen wir das?" fragte er und sah nachdenklich aus. „Ja, ich möchte jetzt nicht behauptet, dass Dag immer ein Kind von Traurigkeit war, aber seine letzte feste Beziehung ist schon etwas länger her. Aber ich glaube, dass solltest du lieber mit ihm besprechen." Das war nicht das war ich hören wollte und ließ die Mundwinkel hängen „Hey, jetzt schau nicht so," wollte er mich trösten. „Ich glaub er mag dich wirklich." Vincent schaute mich total lieb an und lächelte. Die Tür sprang auf und Dag betrat den Raum. „Wer hat Hunger?" rief er. Wir blieben noch etwa 3 weitere Stunden im Studio, als Vince vorschlug mich heim zu fahren. Ich sagte ihm meine Adresse und wir fuhren los. Dag stieg mit aus und brachte mich zur Haustür. „Hey, alles ok bei dir?" fragte er mich und sah mich besorgt an. Oh man ließ ich mir wirklich so leicht etwas anmerken? „Willst du noch mit reinkommen?" fragte ich ihn und öffnete die Tür. Dag lief zurück zum Auto und holte seinen Rucksack. Er sprach zu Vincent und dieser winkte als das Auto startete. Dag folgte mir und schloss die Tür hinter sich. Ich konnte sehen, wie er sich umsah und als erstes an meiner Fotowand im Flur stehen blieb. Er betrachtete die Fotos lange. „Michelle?" fragte er und zeigte auf ein Fotos welches sie und mich zeigte. Ich liebte dieses Foto. Wir hatten einen tollen Tag am See und unsere gute Laune kam auf diesem Bild perfekt rüber. Ich nickte und ging in die Küche. „Was möchtest du trinken?" rief ich. „Wasser, Bier, Wein. Milch?" scherzte ich und hörte Dag lachen. „Gerne ein Bier." Als ich ihm die Flasche geben wollte, betrachtete er die Fotos immer noch. Ich glaube sein Blick hing an einem Bild fest auf dem ich mit meinem Exfreund zusehen war. Es war ein sehr inniges Bild und es war nicht schwer zu erkennen in welcher Beziehung wir in dem Moment standen. „Mein Exfreund," sagte ich und hatte damit seine Aufmerksamkeit. „Du siehst glücklich aus," sagte er und nahm mir die Bierflasche ab. „Das war ich auch. Aber das ist schon lange her. Er war ein guter Mensch aber wir haben uns irgendwann einfach auseinander gelebt. Wir wollten in verschiedene Richtungen und irgendwann war der Abstand so groß, dass wir uns trennten. Es war ok und er bleibt mir in guter Erinnerung. Und an meiner Wand dürfen nur gute Erinnerungen hängen," sagte ich um die Stimmung etwas aufzumuntern. „Dann brauchst du ein Foto von mir, oder?" fragte er und boxte mich in die Seite. Ich boxte zurück. „Abwarten," feixte ich. Er folgte mir ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. „Schön hast du es," sagte er und spielte mit den Fransen der Decke, die auf der Couch lag. Ich setzte mich zu ihm und pulte an meiner Flasche. „Erzähl, was los?" wollte er nun wissen. Ich war mir nicht genau sicher was ich jetzt sagen sollte. Plötzlich klingelte es an der Tür und ich erschrak. Es war Michelle, die reinstürzte und abrupt in der Wohnzimmertür stehen blieb als sie Dag entdeckte. „Uhhhhh, Hallo," quiekte sie und ging auf ihn zu. Ich blieb hinter ihr stehen und hob unschuldig die Schultern. Ich wusste was gleich passieren würde. Dag wollte aufstehen um sie zu begrüßen. Dazu kam er nicht mehr. Michelle fiel ihm schon um den Hals und begrüßte ihn sehr herzlich. Ich schmunzelte und Dag sah mich hilflos an. „Du musst Dag sein," piepste sie mit hoher Stimme. „Lena hat ja schon so viel von dir erzählt." „Ach hat sie das?" fragte Dag und versuchte ihre piepsige Stimme zu imitieren. Ich hielt mir die Hand vor dem Mund und versuchte mein lautes Lachen zu unterdrücken. „Also ich möchte mich erstmal dafür entschuldigen," fuhr Michelle fort, „dafür, dass ich euch noch nicht kannte. Aber ihr habt jetzt auf jeden Fall einen Fan mehr. Ich finde eure Musik klasse, nein ich liebe sie." Michelle klang wie ein kleines Mädchen wenn sie so aufgeregt war. Ich konnte sehen wie sich Dag ebenfalls versuchte das Lachen zu verkneifen. Doch er blieb charmant wie immer. „Es freut mich sehr, das von dir zu hören. Ich hoffe, dass du uns dann mal auf einem unserer Konzerte besuchen kommst." „Ja da sind wir schon beim Thema. Wann kann man euch mal sehen? Unnndddd....," oho ich wusste was jetzt kommt. „Du kannst Lena und mir dich bestimmt ne Karte besorgen oder?" sie setzte ihr süßestes Lächeln auf, das ich je gesehen hatte. Dags Antwort überraschte mich jedoch. „Wenn du soooo lieb fragst," fing er an, „wir sind am Samstag beim Festival in der Wuhlheide. Wenn du Lena mitbringst, sorge ich sogar dafür, dass ihr ganz vorne stehen könnt." Er sprach mit ihr wie mit einem kleinen Kind und spielte das Spiel total mit. Michelle drehte sich zu mir um und sah mich mit Engelsblick und Schmollmund an. Ich rollte mit den Augen und nickte. „Na wenn's denn sein muss." Michelle hüpfte durchs Zimmer und fiel erst Dag und dann mir um den Hals. Dag nahm sich seine Zigaretten und ging auf den Balkon. Ich versuchte in der Zwischenzeit Michelle wieder etwas auf den Boden zu bringen.
M: Oh man, er ist ja wirklich sooo toll....obwohl ich glaube er hat mich zwischendurch verarscht.
L: Nein, wie kommst du denn da drauf? Nein, alles gut. Ja er ist toll.
M: Und wir gehen am Samstag da hin?
L: Ja, versprochen. Wärst du mir böse, wenn ich dich jetzt rausschmeisse? Ich wollte noch was mit Dag besprechen.
M: Was? Nein, alles gut. Alles ok bei dir?
Ich nickte und lächelte sie an. Dag kam wieder rein und Michelle verabschiedete sich überschwänglich bei ihm. „Dann sehen wir uns am Samstag. Ich freu mich drauf," sagte sie und ich brachte sie zur Tür. „Sie ist cool, ich find sie echt klasse," sagte Dag als ich wieder zu ihm zurück ging. Er kam auf mich zu und nahm meine beiden Hände in die seine. „Es war ein schöner Tag mit dir heute," begann er. „Ich werde dich jetzt auch alleine lassen. Es war ein langer Tag und ich möchte nicht, dass du wegen mir noch einen Tag deinen Job schwänzten musst. Ich würde mich wirklich freuen, euch beide am Samstag auf dem Konzert zu sehen. Gib mir einfach Bescheid ob ihr kommen wollt, dann hole ich euch rein." Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Eigentlich wünschte ich, dass er blieb. Aber er hatte Recht. Ich musste dringend was für Arbeit tun. „Ja, ist gut. Ich danke dir," hauchte ich und sah ihn an. Er hob mein Kinn und küsste mich. Seine Lippen waren so sanft. Mein Bauch zog sich zusammen, jeder Teil meines Körpers war erregt. Ich atmete heftig und hätte ihm am liebsten die Sachen vom Leib gerissen und in mein Schlafzimmer gezerrt. Ich wollte ihn berühren und hob meine Hände. Doch Dag hielt sie fest. Er bremste mich und hörte auf mich zu küssen. „Ohhh," gab ich enttäuscht von mir. Er gab mir einen letzten Kuss auf die Stirn und lächelte mich an. „Nicht heute," sagte er kaum hörbar. „Geh jetzt schlafen. Wir sehen uns Samstag." Dann verließ er meine Wohnung und ich schloss die Tür hinter ihm.

Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt