Eine kleine Anzeige zog jedoch ihre Aufmerksamkeit auf sich, sie las leise für sich vor ‚Abriss von Spinner's End gestoppt', ein glückliches Lächeln legte sich auf ihre Lippen, ‚Zaubereiminister Shacklebolt erreichte noch in der Nacht ein anonymer Hinweis, dass einige Häuser in Spinner's End immer noch bewohnt würde, anstatt die alten Häuser abzureißen sollte der Zaubereiminister Geld investieren um den Schandfleck der Stadt auszubessern.', das sind doch gute Neuigkeiten, dachte sie und schüttete sich die Tasse mit dem Kaffee noch einmal voll.
Zufrieden legte sie die Zeitung beiseite und ging mit der Tasse in der Hand in Richtung Terrassen-Tür.Es war ein schöner Tag, die Sonne stand am wolkenfreien Himmel, hier und da flog ein Vogel fröhlich durch die Gegend oder saß aufgeplustert auf den Zweigen des Baumes in ihrem Garten.
Die Stille wurde durch ein lautes und röhrendes Motorengeräusch gestört, die Vögel flogen lautschimpfend durch die Gegend.
Das laute Geräusch wurde immer lauter und heulte vor ihrem Haus auf. Genervt lief Hermine zur Tür, öffnete sie und sah sich einer vermutlich sehr teuren Harley Davidson gegenüber, auf ihr saß ein vollmontierter Fahrer, komplett in schwarz gehalten, mit einem matten Helm und einer verdunkelten Scheibe.
„Entschuldigung?! Wären Sie so freundlich den Motor auszuschalten?!", brüllte sie von der Tür und sah fassungslos zu der Höllenmaschine.
„Was für ein Idiot", sie schüttelte den Kopf, dann war es ruhig, als der Motor wirklich ausgestellt wurde.
Der Fahrer stieg von der Maschine, stellte das Motorrad auf den Fuß und ging in Richtung Haus.
Einen Meter vor der Tür stoppte er, zog sich langsam den Helm vom Kopf und strich sich seine rabenschwarzen Haare aus dem Gesicht, „ich bin also ein Idiot, ja?", Snape schürzte seine Lippen.Hermine sah zwischen ihm und dem Motorrad hin und her, wieder einmal konnte sie nicht fassen, dass er das wirklich tat.
Und in dieser Motorradkluft sieht er noch besser aus, dachte sie und seufzte leicht.
„Ich wollte Sie abholen... schon vergessen?", fragte er schmunzelnd, musterte ihren Pyjama.
„Auf einem Motorrad?", der Unglaube war an ihrer Stimme abzulesen.
„Sind Sie schon einmal auf einer Harley Davidson gefahren? Es gibt fast kein besseres Gefühl... fast...", ein vielsagender Blick flog über seine Augen.
Hermine errötete, „ich habe gar nicht die richtige Kleidung dafür..."
Er schnipste und schon legte sich das enge Leder um Hermines Körper, einen zweiten Helm gab er ihr auch.
„Sind Sie fertig?"
„Seit wann sind Sie so spontan?", sie stand vor einem Rätsel, fühlte sich wie im falschen Film.
„Seit ich gestorben bin.", er ging lässig, aber doch elegant zurück zu seiner Maschine, setzte sich drauf und wartete darauf, dass sie zu ihm kommen würde.
Hermine schüttelte noch einmal den Kopf, schloss die Tür hinter sich und lief zu ihm.
„Setzen Sie den Helm auf", wies er sie an.
Sie zwängte sich den Helm über die Locken, schob das Visier nach oben, hielt sich an seinem Arm fest und kletterte unbeholfen auf das Motorrad.
„Das ist vermutlich Ihr erstes Mal auf einem Motorrad... oder?", er lachte leicht, „Das Wichtigste ist sich festzuhalten. Halten Sie sich bei mir fest."
„Wo denn?", fragte sie etwas zu laut durch den Helm, er verstand sie sehr gut, sie hatte leicht gedämpfte Ohrengänge.
„Am Bauch", sagte er dunkel, sie hörte den Schalk in seiner Stimme.
Perplex sah sie ihn an, sie spürte die Hitze in sich aufsteigen und schluckte, das war eindeutig zu nah.
Er tastete nach ihren Händen, zog sie nach vorne, sie wurde notgedrungen an seinen Rücken gedrückt und legte sie auf das Leder seiner Kluft an seinem Oberbauch.
„Wir werden sehr schnell fahren.... Wenn Sie sich nicht richtig festhalten fallen Sie herunter.", warnte er noch einmal.
Neben der Aufregung, weil sie ihm so nah war, wuchs die Panik ebenfalls. Sie hasste es schnell zu fahren, ob mit dem Auto oder einem anderen Fortbewegungsmittel. Ein Motorrad war noch gefährlicher als ein Auto.
Sie krallte sich an ihn, verhakte ihre Finger vor ihm und drückte ihm beinahe sämtliche Luft aus dem Körper. Er setzte seinen Helm auf, schaltete den Motor wieder an und ließ die Maschine aufheulen.
Hermine seufzte, dann setzten sie sich in Bewegung und das ganz schön schnell. Sie konnte im letzten Moment noch das Visier runterklappen und krallte sich weiter in ihn. Spürte die Geschwindigkeit und den Fahrtwind, der sich gegen ihren Körper drückte.
Er nahm jede Kurve sehr eng, sie hatte das Gefühl auf einem Rennmotorrad zu sitzen und schloss die Augen. Sie konnte nichts machen außer seinen Fahrkünsten zu vertrauen, auch wenn sie nicht wusste, wo er so fahren gelernt hatte.
Sie fuhren eine ganze Zeit und nach einer Weile gewöhnte sie sich an die Geschwindigkeit und seinen aufregenden Fahrstil und genoss das Gefühl. Sie spürte das Ein-und Ausatmen, das Heben und Senken seines Brustkorbs, sie spürte seinen Herzschlag. Er war kräftig und gleichmäßig, sie spürte die Konzentration in ihm und setzte sich ein wenig bequemer an ihn, lag mit ihrem halben Oberkörper fast auf ihm, was ihn nicht zu stören schien.
Sie war so entspannt, dass sie beinahe wieder einschlief.
Sie spürte ein Holpern und sah sich um, sie fuhren mitten durch einen Wald. Er schien merkwürdig lebendig, die Bäume hatte noch Blätter, trotz der Jahreszeit. Schillernd gelbe und orange Blätter zierten die Äste der Bäume und den Weg, über den sie fuhren.
Kurze Zeit später wurde er noch langsamer und kam schließlich sanft zum Stehen.Er stellte den Motor aus, zog den Helm von seinem Kopf und atmete die frische Luft. Er sah über die Schulter zu Hermine, sie löste sich langsam von seinem Körper und zog ebenfalls ihren Helm vom Kopf.
Die Luft war wärmer als vor ihrem Haus, sie roch nach Honig, überall hörte sie das Summen von Bienen in den Bäumen und sah sich weiter um.
Sie standen vor einem hellblauen See, der zu leuchten schien.
„Wo sind wir?", fragte sie und schob sich unbeholfen von der Maschine, sackt halb in die Knie und hielt sich am Motorrad fest, bis sie wieder Kraft in ihren Beinen hatte.
„An einem geheimen Ort", sagte er verschwörerisch, stieg vom Sattel und legte den Helm auf die Sitzfläche.
„Wir sind beim Fahren gestorben, oder? Das ist der Himmel...", ein leichter Hauch Panik schwang in ihrer Stimme mit.
Er lachte leicht, öffnete seine Kluft und zog, für Hermines Geschmack, quälend langsam die Jacke aus, „nein.. wir sind nicht gestorben. Ich fahre sehr gut Motorrad. Aber selbst wenn, wäre es so schlimm wenn der Himmel so aussehen würde?", er sah sich um und strich sich seine Haare wieder zurück.
„Sie waren tot... wollen Sie es so schnell wieder sein?", fragte sie skeptisch.
„Mit der richtigen Gesellschaft kann vermutlich auch der Tod angenehm sein", er nahm ihr den Helm aus der Hand und legte ihn neben seinen, genau wie die Jacke.Er zauberte eine kleine Decke auf die Erde ganz in der Nähe des Seeufers, „ziehen Sie Ihre Jacke aus und setzen Sie sich hin.", wies er sie wieder an.
Er hat wohl immer noch gerne das Sagen, sie schüttelte bei dem Gedanken den Kopf, öffnete die Jacke, linste unbemerkt unter das Leder ob sie auch alles anhätte was nötig war und legte sie dann ab.
Erst jetzt bemerkte sie, wie schwer diese Motorradkluft doch war, sie füllte ihre Lungen mit tiefen Atemzügen mit der nach honigduftenden warmen Luft, dann ging sie zu der Decke und hockte sich hin.
Er schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf, verstaute alles, was er gerade nicht brauchte auf dem Motorrad, als er sie fluchen hörte.
„Was ist jetzt schon wieder?", fragte er anklagend.
„Ich hab meinen Block vergessen...", ihre Stimme war traurig, „diese Umgebung... das wäre perfekt gewesen um sie zu zeichnen..."
„Seit wann zeichnen Sie?", er war hörbar verwirrt.
„Seit sieben Monaten", ein trauriges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
Er dachte kurz nach, vermutlich überlegte er einen passenden Zauber, sah sich um, nahm sich ein großes Blatt und verwandelte es mit Hilfe seines Zauberstabs in einen Zeichenblock, einen kleinen Stock verwandelte er in eine Art Bleistift.
„Ich hoffe das genügt Ihren Ansprüchen?", er ging zu ihr, hielt ihr die Sachen hin.
Hermine sah ihn wie ein kleines Kind an, welches gerade den Süßigkeitentopf entdeckt hatte.
„Dankeschön!", fast schon überschwänglich nahm sie ihm den Block aus der Hand, ließ ihren Blick über die Umgebung gleiten und suchte nach dem passenden Objekt.
Es war alles so wunderschön und seltsam außerirdisch, nicht von dieser Welt, überaus magisch. Sie konnte unmöglich die Schönheit dieses Ortes in seiner Gänze erfassen.
Snape hatte sich derweil ebenfalls auf die Decke gesetzt, winkelte ein Bein an, ließ seinen Arm darauf ruhen und sah sich um.
Er liebte diesen Platz, er hatte ihn erst vor wenigen Monaten entdeckt und sofort eine Verbindung zu ihm geknüpft.
So viel Anmut und Glanz wie hier lag, konnte dieser Ort beinahe seine ganzen schlechten Erinnerungen in den Hintergrund rücken.Er atmete tief ein und aus, sah dann zur Seite, zu Hermine, die ihn gerade überaus interessiert musterte und jeden Zentimeter seines Körpers mit ihren Augen erfasste.
„Warum sehen Sie mich so an?", fragte er dunkel, es war ihm ein wenig unangenehm. Er war bemüht locker gewesen, er wollte ein wenig die Strenge sausen lassen.
Zu lange war er der strenge Professor aus Hogwarts, der jeden Schüler und auch Kollegen in Angst und Schrecken verjagte.
Der Doppelspion, der stets aufmerksam sein musste und immer eine Maske trug.
Das wollte er nun ablegen, er war 38 Jahre alt was für einen Zauberer kein Alter war, der Krieg war vorbei, er hatte weiß Salazar wie überlebt, ihm wurde eine neue Chance gegeben und er wollte sie nutzen. Es war merkwürdig so freundlich und nett zu sein, seine Gesichtszüge nicht weiter kontrollieren zu müssen, keine Maske tragen zu müssen, aber es war eine willkommene Abwechslung. Vor zwei Jahren hätte er nie eine junge Gryffindor mit einem Motorrad abgeholt und sie zu einem der schönsten Orte gebracht, den er je gesehen hatte, aber die Dinge hatten sich verändert.
Er hatte sich verändert und er wollte wissen, inwieweit sich Menschen, vor allem er, verändern konnten und wohin ihn diese Reise trug.
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Der Duft von Lavendel
FanfictionSieben Monate nach Ende des Krieges: Hermine versucht ihre schlechten Erinnerungen mithilfe des Zeichnens zu verarbeiten. Sie sucht immer öfter Ruhe und Zuflucht in der Natur um sie herum. Einzig George teilt ihre tiefe Trauer, versteht, warum sie...