Familientreffen Teil 1

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Mit einem lupenreinen Klang traf Marlenas weiße Klinge auf Svenajas Goldene. Die beiden Reiterinnen sich etwas südlich von Carvahall im Schwertkampf. Am heutigen Tag sollten Ismira und Aryas Bruder Aylon im Palancartal ankommen.
Der Grund dafür das Marlena und Svenaja den zukünftigen Gästen der gräflichen Familie ein Stück entgegengeflogen waren, war praktischer Natur. Sie wollten unter sich ihr Vorgehen auf Vroengard festlegen und dann zum Herrenhaus von Graf Roran weiterfliegen. Ismira sollte wenigstens die Gelegenheit haben einen Tag und eine Nacht in ihrem Elternhaus zu verbringen und es war zu erwarten, dass ihre Eltern, Brüder, Neffen und Nichten die Reiterin aus dem Palancartal direkt mit Beschlag belegen würden.
Am gestrigen Tag war auch Gräfin Katrina mit ihrer Reisegruppe zurückgekehrt und hatte Marlena und Svenaja herzlich begrüßt. Die Fälligkeiten in Yazuac waren friedlich zu Ende gegangen und die alte Gräfin freute sich darauf alle ihre Kinder, wenn auch nur für eine kurze Zeit, unter einem Dach versammelt zu haben. Diese kurze Zeit sollte nicht durch Geschäfte des Ordens getrübt werden und deshalb erwarteten Marlena und Svenaja die Neuankömmlinge nun etwas außerhalb um das offizielle zu regeln und sich dann noch einige entspannte Stunden zu gönnen bevor sie ihre Reise fortsetzen.
Die Zeit vertrieben sich die beiden Freundinnen mit Kampfübungen. Glücklicherweise hatte Svenaja ihre Zweifel weit gehend überwunden und hatte gute Fortschritte in der Magiespeicherung gemacht. Sie und ihre Drachendame hatten es sich zur Gewohnheit gemacht eine möglichst große Menge an Kraft in Neaglings Juwel zu speichern unmittelbar bevor sie sich zur Nachtruhe begraben. Im Schlaf regenerierte der Körper seine Kraftreserven am besten und die vorübergehende Ermüdung fiel am wenigsten ins Gewicht.
Marlena hatte mit Erlaubnis ihrer Freundin das Juwel des goldenen Schwerts überprüft. Tatsächlich enthielt es eine stattliche Menge Energie die noch auf Oromis Bemühungen zurückzuführen war. Marlena hatte ihre Eindrücke mit Alonvy geteilt und beide waren überzeugt überzeugt, dass nun ausreichende Kraftreserven zur Verfügung standen, damit Kyra den Flug nach Vroengard gefahrlos antreten konnte.
Alonvy hatte auch ihren Teil dazu beigetragen ihre goldene Artgenossin möglichst gut vorzubereiten. Sie hatte mit der jungen Drachendame Flugübungen gemacht die speziellen darauf abzielten Kraft auf längeren Reisen zu sparen. Je nach den Verhältnissen im Falle es sich zum Beispiel auf eine gewisse Höhe aufzusteigen und dann in einen sanften Gleitflug zu gehen. Auf diese Weise konnten weite Strecken überwunden werden ohne dass ein Drache großer Anstrengung von seinen Flügelmuskeln verlangen musste. Erst wenn der betreffende Sculblaka auf eine gewisse Tiefe abgesunken war brachte man sich durch kräftige Flügelschläge wieder auf Höhe und wiederholte das sanfte Gleiten.
Wie gut oder schlecht diese Technik funktionierte war in erster Linie abhängig von der Windrichtung und der Stärke des Windes. Blies er kräftig so begünstigte vor allem ein Rückenwind das schnelle vorwärtskommen. Es hatte aber auch seine Vorteile wenn der Wind von vorne kam. Dann musste man nur die Geflügelhaltung etwas korrigieren und erhielt so natürlichen Auftrieb. Gegenwind durfte nur nicht zu stark sein dann verlangsamte er das vorwärtskommen zu sehr.
All dies hat Alonvy Kyra vermittelt und sie auch darüber aufgeklärt, dass der Wind über dem Meer zwar sehr stabil aus einer Richtung blies aber auch plötzlich abflauen konnte. Ebenso wichtig war es über der weiten Wasserfläche nicht die Orientierung zu verlieren. Ohne Bäume, Berge und andere Merkmale die normalerweise in der Landschaft vorhanden waren konnte man leicht das Gefühl für die richtige Richtung verlieren. Alonvy hatte dies während ihrer Ausbildung von Saphira gemeinsam mit anderen Schülern ihres Alters über der Wüste gelernt. Für einige Tage trennten sich die Drachen von ihren Reitern um Zeit über der Wüste Hadarac zu verbringen. Auch dort hatte man es mit einer sehr gleichförmigen Landschaft zu tun die wenige Orientierungspunkte bot. Gleichzeitig lernten die jungen Drachen so, dass es im Leben von Seelenpartner an auch nötig werden konnte Zeit getrennt voneinander zu verbringen. Dieser Teil war natürlich für die Schüler, die sich zum Teil zum ersten Mal seit dem schlüpfen von ihren Reitern trennten, keine leichte Lektion. Saphira Schimmerschuppe pflegte ihren Schülern wenn diese sich beschwerten von den Erlebnissen während des großen Krieges zu berichten. Auch dort hatte sich bei verschiedenen Gelegenheiten von ihrem Reiter trennen müssen und die Umstände waren um einiges ungünstiger gewesen. Das Land hatte sich zu diesem Zeitpunkt schließlich im Krieg befunden und anders als bei der kontrollierten Situation im Unterricht war ungewiss gewesen wann sich Drache und Reiter wieder sehen würden. Sehr zum Leidwesen von Marlenas Vater konnte es die blaue Drachendame auch nicht unterlassen ihre Schützlinge bei dieser Gelegenheit auf die unnachahmliche Fähigkeit ihres Reiters hinzuweisen seine Nase an Orte zu stecken wo sie nichts zu suchen hatte.
Marlena und Alonvy waren sich sicher, dass sie unter den gegebenen Umständen alles getan hatten um ihre Schützlinge bestmöglich auf den Flug über das Meer vorzubereiten. Nun galt es abzuwarten bis der Rest ihrer Reisegruppe eintreffen würde.
Gerade als Marlena dieser Gedanke durch den Kopf ging unterbrach Svenaja ihr Duell und deutete mit einem Ausdruck von Freude aber auch Ehrfurcht auf den südlichen Horizont. Marlenas scharfer Blick musste den Himmel nicht lange absuchen. Schnell hatte sie ankommende violette Drachendame Anarie entdeckt. Die Seelengefährtin ihrer Cousine Ismira Boot im Sonnenlicht, welches vom strahlend blauen Himmel schien, einen beeindruckenden Anblick. Ihre Schuppen erstrahlten in einem kräftigen Violett und goldene Lichtreflexe tanzten über Hörner, Rückenzacken und Klauen die ansonsten fast mit dem Blau des Himmels verschmolzen.
......... als ob eine Aura aus Licht Anarie begleiten würde........
- "Findest du sie etwas hübscher als mich?" - Erkundigte sich Alonvy und bemühte sich vergeblich nebensächlich zu klingen.
Marlena unterdrückte ein kichern und versicherte ihrer Seelenschwester, dass es keine schönere Drachendame für sie gab als sie. Es wäre aber ungerecht Anaries Anmut nicht zu würdigen. Dies sei er wohl ein Charakteristikum des gesamten Drachenvolkes. Eine Antwort die Alonvy überaus zufrieden stellte.
Inzwischen hatte Marlena aber bemerkt, dass Anarie nicht der einzige Drache war, der sich ihrer Position näherte. Der erste Impuls von Eragons Tochter war es natürlich zu vermuten, dass Cale und Tailon die Neuankömmlinge begleiteten. Ein Gedanke denen die junge Halbling allerdings sofort wieder verwarf. Zum einen waren die Schuppen des anderen Drachen nicht rot und außerdem war der andere Sculblaka größer als Anarie. Selbst Marlena, die die Sehschärfe der Elfen geerbt hatte, ist zunächst schwierig die genauen Konturen des anderen Drachens auszumachen. Die Schuppen des Neuankömmlings fingen das Licht besonders intensiv ein. Die Farbe war eine Mischung aus Silber und blau und erinnerte an einen Blitz. Wäre der Himmel nicht wolkenlos gewesen hätte man vermuten können, dass die gleißenden Boten eines Unwetters sich durch die Lüfte bewegten.
"Da ist der andere Drache?" erkundigte sich Svenaja und angestrengt die Augen zusammen. "Wenn ich mich nicht irre trägt er keinen Reiter."
"Du irrst dich nicht." schmunzelte Marlena. Inzwischen hatte sie eine ziemlich klare Vorstellung davon wie er Anarie und ihre Passagiere begleitete. "Wenn ich mich nicht irre ist das Hidalgo. Erst Saphiras Sohn und ihr erst Geborener. Er ist einer der ältesten heute lebenden wilden Drachen. Außerdem ist Anarie, die Drachendame meiner Cousine seine Tochter."
"Warum er sie wohl begleitet?" erkundigte sich Svenaja mit einem deutlichen Anflug von Ehrfurcht in der Stimme.
- "Das kann ich dir genau sagen Küken." - Sagte Alonvy zu der jungen Menschenfrau. - "Er begleitet sie weil er es will. Er ist ein wilder Drachen und die tun nur das was sie wollen. Vielleicht wird er euch seine genauen Gründe nennen aber auch nur dann wenn er es will." -

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt