Teil 36 und 37

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Anna
Ich hatte geträumt. Tim stand wieder vor mir, in der Küche. Er beschimpfte mich als Schlampe und wie ich nur mit so einem Rockmusiker ins Bett steigen könnte. Dann hob er den Arm und holte aus. Bevor seine Hand mein Gesicht treffen konnte, schreckte ich hoch. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich fühlte mich, als ob mir jemand die Luft zum Atmen nahm und hatte Panik. Ich holte ein paarmal tief Luft, um mich zu beruhigen. Dann erst realisierte ich, wo ich war und erinnerte mich an den Abend mit Samu. Es war so schön. Unvermittelt fing ich an zu Lächeln. Ich war noch immer nackt. Er wollte mich wärmen. So musste ich wohl eingeschlafen sein. Meine Hand tastete auf die andere Hälfte des Bettes. Sie war leer. Wo war er? Ich schob mich aus dem Bett und tastete im Dunkeln nach meinem T-Shirt. Ich ergriff das Erstbeste, was ich fand und zog es über. Es war mir viel zu groß und roch nach ihm. Meinen Slip fand ich zum Glück zwischen all den Sachen und zog ihn hoch. Ich schlich die Treppe hinunter und hörte seine Stimme von draußen auf der Terrasse. Unten angekommen sah ich, dass er telefonierte. Um diese Uhrzeit? Da ich sein Telefonat nicht stören wollte, blieb ich im Wohnzimmer stehen.
„…ich weiß nicht, was das zwischen uns war, Riku, ich kann das alles so nicht. Es ist so viel. Ich ….“, er stockte. „Vielleicht war es auch nur Sex.“ Er verstummte, Riku musste ihm wohl in diesem Moment etwas sagen, doch ich spürte, wie mir die Tränen kamen…so war das also für ihn. „..ja, und nächste Woche muss sie ja schon wieder zurück nach Hause.“
Ich hatte genug gehört. Die Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Ich schlich mich schnell wieder nach oben zurück ins Bett, damit Samu nicht merkte, dass ich sein Telefonat mit angehört hatte. Ich rollte mich so klein zusammen, wie es nur ging. Ich schluchzte, doch ich riss mich zusammen, nicht vollends in Weinen auszubrechen. Ich hörte, wie Samu die Treppen wieder rauf kam und stellte mich schlafend. Ich hörte ihn seufzen. Dann legte er sich wieder auf seine Bettseite und legte sich hinter mich. Ich fühlte, wie er den Arm um mich legte und mich zu sich zog. Ich bewegte mich keinen Millimeter. Innerlich erschauerte ich und die Tränen liefen nur so. Doch Samu merkte nichts, zum Glück. Irgendwann hörte ich seine gleichmäßigen Atemzüge. Er musste wohl wieder eingeschlafen sein. Vorsichtig schob ich seinen Arm von mir herunter, ich konnte seine Berührung nicht länger ertragen und fiel auch nach einer ganze Weile in einen unruhigen Schlaf.

Irgendwann wachte ich wieder auf, es musste bereits morgens sein. Die Sonne schien durch die Ritzen der Jalousien und ich hörte von draußen Vogelgezwitscher. Für einen Moment lang war ich noch eingelullt vom Halbschlaf, bis ich bemerkte dass mein Kopfkissen feucht war. Ich musste fast die ganze Nacht weiter geweint haben. Hinter mir fing Samu an, sich zu bewegen. „Hyvää huomenta, kleine Lady, hast du gut geschlafen?“ Er versuchte, mich in den Arm zu nehmen und an sich zu ziehen, doch ich wand mich aus seiner Bewegung heraus. „Morgen“ presste ich heraus und entschuldigte mich kurz. Ich musste dringend mal ins Bad. Fluchtartig verließ ich das Bett und ging ins Bad.


SAMU
Samu reckte und streckte sich genüsslich. Nach dem Gespräch in der letzten Nacht mit Riku fühlte er sich schon etwas besser, auch wenn er immer noch nicht wusste, wohin das Ganze mit Anna ihn leiten würde. Es tat einfach immer gut, sich bei Riku auszuquatschen und mit seiner Hilfe die Gedanken zu sortieren. Er empfand etwas für Anna und er hatte Schmetterlinge im Bauch. Automatisch wanderte seine Hand auf ihre Seite des Bettes und in Richtung Kopfkissen. Verträumt und selig strich er darüber und stockte. Es war ganz nass in der Mitte, dort, wo sie mit ihrem Kopf gelegen haben musste. Hatte sie etwa geweint? Aber warum? „What the f…?“ murmelte er und folgte Anna ins Bad. Er musste unbedingt sehen, ob alles in Ordnung war.  Er öffnete die Badezimmertür und wunderte sich. Sie war nicht da. Wohin war sie gegangen? Er eilte im Laufschritt die Treppe runter: „Anna, where are you? Anna!?“ Er fand sie schließlich draußen. Sie saß auf der Terrasse auf einer der Liegen und starrte mit leerem Blick aufs Wasser. Ihre Augen waren knallrot und ihr Gesicht noch nass. Er setzte sich zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Anna, what’s going on? Bitte, sag mir doch, was mit dir los ist. Did I hurt you last night?"

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt