Kapitel 12: Provokationen

2.3K 144 13
                                    


Einige Stunden vergingen ohne, dass sie sich bewegte, er bewegte sich ebenfalls nicht, er hatte jeden Zentimeter ihres Gesichts gemustert, jede Pore, jede kleinste Falte gescannt, gespeichert und verinnerlicht. Die Farbe ihrer Lippen, die Beschaffenheit ihrer Haare, der Duft, den sie ausstrahlte.
Vor allem ihre Haare dufteten, so wunderbar herrlich nach Lavendel. Sie war warm, ihr Körper war fest, ihre Haut weich.
Sie streckte sich ein wenig, atmete tief ein, kuschelte sich noch weiter an ihn und drückte ihren Kopf langsam in die Richtung seines Gesichts. Er konnte sich genau vorstellen wie sie reagieren würde wenn sie aufwachte und fing schon vorher an zu schmunzeln.

Langsam öffnete sie ihre Augen, strich verschlafen mit der Hand über den Körper, an den sie gekuschelt war und sah ihm vorsichtig ins Gesicht. Sie errötete ziemlich stark als sie feststellte, an wen sie gekuschelt lag und dass er sie offenbar die ganze Zeit beobachtete.
„Gut geschlafen?", fragte er neckend, zog eine Augenbraue nach oben.
Sie überlegte kurz, wie würde sie aus dieser Nummer wieder herauskommen, ohne ein peinliches Gespräch zu führen? Sie schloss die Augen, bettete ihren Kopf ein wenig anders auf seiner Brust und nickte.
„Leider viel zu gut", sagte sie leise und hoffte, es würde ihn nicht stören, dass sie ihn nicht sofort losließ.
„Sie sollten öfter besser schlafen... die Schatten unter Ihren Augen...", seine Stimme war besorgt.
„Das liegt leider nicht in meiner Hand.", sie strich sich über die Augen und löste ihren Arm langsam, drehte sich ein wenig von ihm herunter und strich ihre Locken nach hinten, setzte sich langsam auf.
„Ich kann Ihnen gerne ein paar Tränke für traumloses Schlafen geben...", bot er an.
„Das wäre vielleicht nicht das schlechteste...", gab sie müde zurück.
„Solange können Sie gerne hier weiterschlafen", er lachte leicht.
„Ich will Sie nicht weiter belästigen. Außerdem ist dieser Ort viel zu schön, um verschlafen zu werden...", sie versuchte sich so aus der Affäre zu ziehen, sie konnte ihm ja nicht sagen, dass diese Schlafposition äußerst bequem war und sich so vertraut anfühlte, als hätte sie nie anders geschlafen.
„Kann ich Sie etwas fragen?", er setzte sich langsam auf und musterte sie.
„Natürlich."
„Sind Sie glücklich? So wie Ihr Leben gerade verläuft? Mit Weasley?"
„Warum fragen mich das in letzter Zeit so viele Leute?", fragte sie kopfschüttelnd.
„Weil Sie nicht gerade glücklich aussehen.", meinte er.
„Und das aus dem Mund von dem Meister der Zaubertränke...", sie schnaubte, schlang ihre Arme um ihren Körper, es war plötzlich irgendwie kalt.
Aus dem Nichts hatte er eine Decke gezaubert, legte ihr den Stoff um den Rücken und die Schultern, hoffte, es würde sie aufwärmen.
„Danke", sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, seufzte dann und sah zum See, „ich weiß nicht ob ich glücklich bin. Ich dachte ich könnte nicht glücklicher sein nachdem Voldemort vernichtet war. Das war alles wofür wir je gekämpft hatten, unser aller Ziel. So viele haben ihr Leben gelassen... Ron... war er nicht immer schon in mich verliebt? Er hatte nur nie den Mut es zuzugeben...", sie zuckte mit den Schultern.
„Aber sind Sie in ihn verliebt? Lieben Sie ihn? Wollen Sie mit ihm alt werden?", auch wenn seine dunkle Stimme leise war, sie löste eine ganze Menge in Hermine aus. Das waren genau die Fragen, vor denen sie monatelang weggelaufen war.
„Warum interessiert es Sie so sehr?", sie drehte ruckartig den Kopf in seine Richtung und zog die Augen zu Schlitzen, sie war wütend, aber eigentlich nicht auf ihn, sondern auf sich. Dafür, dass er sie mit diesen einfachen Fragen ins Straucheln brachte, weil sie sich ihrer Gefühle offenbar nicht klar genug war.
„Sie haben recht, es geht mich nichts an.", er verbeugte sich leicht, stand dann schwunghaft und elegant auf und ging einige Schritte in Richtung See.

Sie seufzte, stützte den Kopf auf die Hände und verfluchte sich selbst dafür. Sie beobachtete ihn am See, überlegte ob sie sich entschuldigen sollte, aber dann hätte er sie für völlig verrückt erklärt. Er hockte sich an das Ufer und tauchte die Hand in das Wasser, schüttelte die Nässe von seinen Fingern, stand wieder auf und zog sich schnell seine Kleidung aus.
Hermine konnte ihren Augen kaum trauen, zuerst fiel das T-Shirt auf den Kies, dann öffnete er seine Hose, Hermine wandte den Blick auf, sie hörte das schwere Leder ebenfalls auf den Kies fallen, dann zog er seine Schuhe aus, sowie die Socken. Er ging mit schnellen Schritten ins Wasser und tauchte unter.
Hermine suchte mit unruhigem Blick nach ihm, als er nach einigen Sekunden immer noch nicht wiederaufgetaucht war.
Ihre Sorge war unbegründet, er tauchte in der Mitte des Sees wieder auf und strich sich die nassen Haare nach hinten. Er drehte sich im Wasser langsam zurück zu Ufer, sah sie an, sein Blick zog sie wieder in eine Trance. Er war interessiert und neugierig, wollend, eindringlich, fast schon anziehend.
„Das Wasser ist warm genug", rief er ihr entgegen.
„Soll ich etwa mitschwimmen?!", rief sie zurück.
„Wenn Sie sich trauen", er zuckte mit den Schultern, setzte dann seine Bahnen im See fort und ignorierte sie weitestgehend.
Sie gab einen trotzigen Ton von sich, „unglaublich", schüttelte den Kopf, natürlich wusste sie, dass er sie mit Absicht provozierte, um sie aus der Reserve zu locken, aber zu ihrem Leidwesen funktionierte es sehr gut.
Sie setzte ihren beleidigten Blick auf, stand auf, ballte die Hände zu Fäusten und stürmte zum Seeufer; zog ohne Umschweife ihre restliche Kluft aus, stand schnell in Unterwäsche am Ufer und ging vorsichtig in das Wasser.

Es war wirklich warm, sehr warm, wie in einer Badewanne, was ist das nur für ein Ort, fragte sie sich und schüttelte verwundert den Kopf, als sie weiter in den See lief.
Das Ufer war von Kies gesäumt, kaum im Wasser spürte sie allerdings feinen weichen Sand unter ihren Füßen, als wäre sie an einem Traumstand in der Karibik.
Das warme Wasser schwappte an ihren Bauch, auch wenn es angenehm war löste es eine leichte Gänsehaut aus, sie atmete aufgeregt ein und aus, sah zu dem Mann, der weiter unbeeindruckt seine Bahnen zog und durch das Wasser glitt.
Mit einem plötzlichen Sprung tauchte sie unter Wasser, konnte erstaunlich gut sehen, das Wasser war glasklar, sie konnte ihren ehemaligen Professor schwimmen sehen und tauchte geschockt wieder auf.
„Tragen Sie keine Hose?!", sie paddelte unruhig umher, drehte sich von ihm weg, um nicht zufällig etwas zu sehen.
„Stört es Sie?", fragte er amüsiert, schwamm langsam in ihre Richtung.
„Ein wenig... können Sie sich etwas anziehen?", sie war ein wenig peinlich berührt, dass sie dieses Gespräch mit Severus Snape führte.
„Vielleicht sollten Sie sich einfach ausziehen", hörte sie plötzlich seine Stimme viel zu nah an ihrem Ohr, als sie zu einer schwimmenden Salzsäule erstarrte lachte er leicht, „na schön...", er murmelte leise Worte, Hermine sah vorsichtig zu ihm und noch vorsichtiger durch das Wasser nach unten.
Eine schwarze Boxershorts hatte sich um seinen Körper gelegt, er schmunzelte leicht als sie in sein Gesicht sah.
„Danke", sie lächelte nervös, räusperte sich und schwamm an ihm vorbei.
„Sie wissen ja nicht, was Ihnen entgeht", stachelte er weiter, was Hermine aufschnauben ließ.
„Mir entgeht gar nichts. Ich bin mit Ronald zusammen.", sie versuchte unbeeindruckt zu klingen, was nicht so gut funktionierte, wie sie es sich erhofft hatte.
„Warum macht es Sie dann so nervös?", fragte er samten, folgte ihr langsam.
„Sie sind mein ehemaliger Professor... wäre es nicht ein wenig unangebracht, wenn wir beide nackt in einem glasklaren See schwimmen würden? Ganz allein?", ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Züge, auf eine merkwürdige Art freute es sie doch ein wenig, was ihm nicht verborgen blieb.

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt