Ich hatte mich hinter ihn gesetzt. Konnte seine zerzausten schwarzen Haare im düsteren Licht des Klassenraumes für Verteidigung gegen die dunklen Künste schimmern sehen.
Anstatt dem stotternden Professor Quirrell zuzuhören, tuschelte er mit Ronald. Eigentlich war er generell ein Schüler, der nur wenig aufpasste. Dennoch schien er in jedem Fach ganz passabel zu sein.
In seiner Freizeit heckte er was mit Hermine und Ronald aus, flog auf dem Besen, marschierte zu Hagrid, oder ärgerte sich über Draco.
Ich hatte ihn die letzten Wochen genau beobachtet. Im Gemeinschaftsraum über mein Buch gespäht, um herauszufinden, über was er mit seinen besten Freunden sprach. Beim Essen alles um mich herum ausgeblendet, versucht den Dreien zuzuhören und mich das erste Mal gefreut, dass ich in Gryffindor war. Im Haus des Mörders meines Vaters.
Doch vielleicht hatte mir die Welt ja nur Gutes damit tun wollte, als sie mich nach Gryffindor gesteckt hatte. Weil ich jetzt mehr Möglichkeiten hatte, Potter zu beobachten. Oder vielleicht wollte sich der sprechende Hut auch rächen, vielleicht stand er auf der Seite meines Vaters.
Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit gefunden, mit dem alten Lumpen zu sprechen. Entweder schlief er, oder Dumbledore war dabei und sprach über dies und das.
Er versuchte mir den Krieg und die verschiedenen Seiten näher zu erläutern, doch bringen tat dies nichts. Ihm war bestimmt aufgefallen, dass ich mich ihm verschloss, doch er sprach immer weiter.
Albus Dumbledore wollte die Mauer zwischen ihm und mir durchbrechen, doch ich wollte stark genug sein, sie aufrecht zu erhalten.
Vielleicht war es die Angst, ich könnte durch Dumbledores gute Argumente an Vater zweifeln. Vermutlich war es das, doch das sollte so nicht sein. Ich war die Tochter des dunklen Lords. Ich sollte zu ihm stehen, egal was war.
Und genau das wollte ich auch. Ich wollte eine gute Erbin sein und ihn rächen. Und vielleicht - wenn ich stark genug sein werden würde - wollte ich seinen Plan, die Welt zu beherrschen, vollführen.
Durch Brillengläser starrten mich plötzlich blitzgrüne Augen erschrocken an. Harrys Miene verwandelte sich zu Misstrauen, als er meinen intensiven Blick auffing.
Er runzelte die Stirn, dann drehte er sich wieder langsam nach vorne als die Stunde endete. Ich drehte mich ebenso weg, packte schnell die Tasche mit meinen Büchern und dem Notizblock, welchen ich bisher nur für Zeichnungen benutzt hatte und schlenderte langsam am Tisch des Schwarzhaarigen vorbei.
Er hob gerade sein letztes Buch auf, als er den Kopf hob. Im fahlen Schein der Beleuchtung kam seine Narbe zur Sicht. Mein Herz machte kurz einen Sprung, dann rannte ich aus dem Raum.
Draußen konnte ich gerade noch stoppen, bevor ich in Crabbe gelaufen wäre. Er schaute mich schräg an, dann drängte sich Draco vor und musterte mich von oben bis unten. „Ich hab' dir noch nicht gesagt, welche Antwort mir Vater gegeben hat."
Kurz war ich verwirrt, doch dann nickte ich langsam und begriff, dass es darum ging, ob seine Familie meine Angebliche kennen würde, oder nicht. Wir hatten uns damals zu Halloween unterhalten und da war mir leider herausgerutscht, dass ich das Gefühl hätte, ihn zu kennen.
Und ja, seine weißblonden Haare, das spitze bleiche Gesicht, die grauen Augen und seine Art kam mir immer noch auffällig bekannt vor.
„Er hat mir kurz vor den Weihnachtsferien endlich geschrieben, dass ihm deine Familie wohl bekannt vorkäme, er jedoch nicht viel mit ihr zu tun hat.
Außerdem hat er erwähnt, dass es ihn stutzig macht, dass Familie Gamp wohl doch noch existieren würde, da er gedacht hat, die männliche Linie wäre schon ausgestorben." Der Slytherin hob eine seiner hellen Augenbrauen und fügte dann noch weiter hinzu: „Ihn macht es außerdem stutzig, dass ein reinblütiges Mädchen, welches auch noch stolz auf ihr Blut ist, nach Gryffindor kommt. ... Das macht es mich auch."
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
Fiksi PenggemarGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...