𝕋𝕨𝕖𝕟𝕥𝕪-𝕊𝕚𝕩

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Als wir am Ende des Schultages wieder nachhause gingen, war die Stimmung bedrückt. Keiner von uns sagte ein Wort, schon den ganzen Tag über waren wir Gespräche aus dem Weg gegangen. Die Tatsache darüber, dass Jeongins Vater nun von seiner Sexualität Bescheid wusste und es - wie erwartet - absolut nicht gut hieß, lag uns allen schwer im Magen. Keiner von uns wusste, was wir nun tun sollten und jeder überlegte für sich selbst. Doch eine Lösung fiel niemandem ein.

Sobald wir Zuhause ankamen, wollte ich Jeongin in den Arm nehmen und mit ihm kuscheln, jedoch ging er mir aus dem Weg und steuerte sofort Jisungs Zimmer an. Perplex blieb ich stehen und schaute ihm ungläubig nach. "Gib ihm Zeit", sagte mein kleiner Bruder beruhigend und legte eine Hand auf meine Schulter. Kurz sah ich zu ihm und seufzte leise, zeigte nicht, wie sehr mein Herz seinetwegen stach. Und ich hatte auch noch die Hoffnung gehabt, dass jetzt alles wieder normal werden würde...

"Ich koche uns etwas", sagte ich zu Jisung, der daraufhin rasch nickte und Jeongin in sein Zimmer folgte. Einen Moment lang beobachtete ich das noch, bevor ich in die Küche ging und Bulgogi zubereitete. Das Lieblingsessen meines Freundes würde ihn bestimmt etwas aufmuntern. Und dann würde er auch ganz sicher mit mir reden. Zumindest hoffte ich das... zu groß war meine Angst, ihn zu verlieren. Immerhin brauchte ich Jeongin doch...

Lippenkauend stand ich in der Küche und kochte schweigend, während ich darauf horchte, ob Jisung nicht vielleicht mit Jeongin herunterkommen würde. Allerdings wurde mein Wunsch wohl nicht erhört, da es die ganze Zeit über ruhig blieb, bis das Essen schließlich fertig war. Mir entwich wieder einmal ein leises Seufzen und ich stapelte auf einem Tablett das Essen, sowie Stäbchen und zwei Schüsseln, bevor ich mich auf den Weg nach oben machte. Brav klopfte ich an Jisungs Tür an, die mir kurz darauf geöffnet wurde und vorsichtig lächelte ich meinen Bruder an.

"Ich hab euch etwas zu Essen gemacht", lächelte ich ihn an und hielt ihm das Tablett entgegen. Der Blauhaarige erwiderte es kurz und sah dann über seine Schulter zurück ins Zimmer, schien so, als würde er erst Jeongin um Erlaubnis fragen, ehe er sich wieder zu mir drehte und mir das Tablett abnahm. "Danke, Hyung", sagte er rasch und schloss dann vor meiner Nase einfach die Tür. Irritiert blinzelte ich ein paar Mal, hatte nicht damit gerechnet, so abgeschoben zu werden und blieb unbeholfen vor der Tür stehen.

Durfte ich jetzt nicht einmal mehr mit meinem Freund und meinem Bruder zusammen essen? Wobei ich Jeongin heute doch getröstet hatte, nachdem dieser Jisung von sich gestoßen hatte?

Autsch...

»Wohin willst du, Jisung?«, fragte ich verwirrt und schaute aus der Küche heraus. Der Jüngere war gerade einfach an mir vorbei gestürmt zur Tür, ohne ein Wort zu sagen und zog seine Sachen in einer Geschwindigkeit an, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Und das, obwohl ich drei Monate lang hier schon lebte.

»Zu Jeongin«, meinte er knapp und wollte schon die Tür aufreißen, doch bei dem Namen seines besten Freundes würde ich aufmerksam. Jeongin war öfters zu Besuch hier und ich mochte ihn sehr, er war niedlich und sehr liebenswürdig. Jedoch ging es ihm immer wieder schlecht und dann war er meistens bei uns hier. Ich hasste es, wenn es ihm schlecht ging, denn meiner Meinung nach hatte er das nicht verdient. Dafür hatte er ein viel zu großes Herz.

»Was ist passiert?«, wollte ich alarmiert wissen und beobachtete meinen jüngeren Bruder, der inne gehalten hatte und sich langsam zu mir drehte. In seinen Augen spiegelte sich Sorge und er seufzte einmal schwer, bevor er sich auf die Lippe biss. »Ich bin mir nicht sicher... aber heute ist sein Geburtstag, den er eigentlich mit seiner Familie verbringen wollte«, meinte er schlicht und trat nun einen Schritt aus der Tür. Er wollte sich beeilen und Jeongin nicht zu lange allein lassen.

Hätte ich in diesem Moment gewusst, dass sich Jeongin zum ersten Mal dem Tod gegenüber stellen musste, wäre ich wahrscheinlich mitgekommen.

»Seine Mutter ist aber nicht wie versprochen aufgetaucht und lässt sich nicht erreichen, deshalb macht er sich große Sorgen und braucht mich jetzt dringend. Ich bin bis heute Abend zurück. Versprochen.«

Doch Jisung kam an diesem Abend nicht zurück. Jeongin wollte ihn nicht gehen lassen... schließlich erreichte ihm noch am selben Abend die Nachricht, dass seine Mutter bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war.

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Und damit beginnt die Lesenacht. :3
Ich versuche jede halbe Stunde ein Kapitel hochzuladen, verzeiht mir, wenn ich mich etwas verspäte.
~Cookie

Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt