Teil 46 und 47

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"Wie hast du Riku eigentlich kennen gelernt?“, fragte ich neugierig. „Das war vor ca. 13 Jahren“, sagte sie und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Er trat dort mit 3 Freunden in einer kleinen Bar in Helsinki auf, spielte Gitarre und sang. Ich war an dem Abend mit ein paar Freundinnen dort und alle, inklusive mir, waren sofort hin und weg von ihm. Ich hatte schon bemerkt, dass er beim Singen immer wieder in meine Richtung schaute und mit mir flirtete. Danach kam er dann zu mir und lud mich auf einen Drink ein. Naja, seitdem sind wir unzertrennlich.“ Stolz  schwang in ihrer Stimme mit und ich nahm schnell noch einen Schluck Wein aus dem Glas, das vor mir stand. Wenn sie bloß wüsste, dachte ich, hielt mich aber an mein mir selbst gegebenes Versprechen, mich aus allem heraus zu halten und sagte nichts. Das ging mich nichts an. Allenfalls war es an Samu, seinem Freund mal ordentlich den Kopf zu waschen, weil er seine so zauberhafte Frau hinterging. „Zwei Jahre später holte Samu ihn dann in die Band“, fuhr sie fort. „Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Samu ist sehr oft bei uns, er gehört quasi zur Familie.“ Sie stockte und trank einen Schluck Wein. Ich merkte, dass ihr etwas auf dem Herzen lag. „Anna, du solltest die Gelegenheit heute Abend wirklich nutzen und mit ihm sprechen. Riku hat mir ein bisschen was erzählt und ich hoffe, du bist ihm nicht böse deswegen.“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ist schon gut.“

„Weißt du, Samu mag ein impulsiver Typ sein. Er ist halt eine kreative Seele und manchmal auch ein bisschen zerstreut. Musiker eben, ich kenne das von Riku auch. Die hängen mit dem Kopf manchmal in den Wolken.“ Sie grinste. „Aber Samu ist niemand, der mutwillig die Gefühle von anderen verletzt und schon gar nicht von Personen, die ihm nahe stehen. Das solltest du wissen.“ „Aber ich weiß doch gar nicht, ob ich ihm nahe stehe“, sagte ich ein bisschen trotzig. Ich hatte länger nichts getrunken, die letzten Tage kaum gegessen und der Wein fing an, seine Wirkung zu entfalten. „Ok, ich verrate dir jetzt etwas, auch wenn Riku und Samu mich dafür wahrscheinlich killen werden“, sagte sie ernst und schaute mich an. „Hat Samu dir erzählt, woher seine Verletzung über dem Auge stammt?“ wollte sie wissen. „Er hatte eine kleine Rangelei bei einem Konzert.“ Das hat er mir erzählt.“ Ich nickte energisch mit dem Kopf.  „Ja, das hat er DIR“, sie betonte das letzte Wort extra deutlich, „erzählt, aber das stimmt nicht. Bevor er zu dir nach Deutschland  ins Krankenhaus gekommen ist, war er bei deinem Mann zuhause und hat sich mit ihm geprügelt. Er hatte so eine Wut auf ihn, weil er dir das angetan hat. Zum Glück ist nicht noch mehr passiert. Aber ich glaube, dass du jetzt verstehst, dass du Samu wirklich etwas bedeutest, denn sonst hätte er wohl nicht so emotional reagiert.“ 

Ich bekam weiche Knie. Mir wurde schwindelig. Ich wusste nicht, was ich dem entgegnen sollte. Samu hatte Tim zusammengeschlagen und sich selbst in Gefahr gebracht, um mich zu rächen. Erst jetzt verstand ich, was ich mit meinen Unterstellungen ihm gegenüber angestellt hatte und wie enttäuscht er sein musste. Ich schaute Helen entgeistert an und Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. „Hey“, sie nahm mich in den Arm. „Nicht weinen, ich wollte nur, dass du das weißt, damit ihr beiden euch aussprecht und du nicht mit einer falschen Meinung über ihn in dieses Gespräch gehst, ok?“ Sie schaute mich warmherzig an. „Danke“ flüsterte ich heiser, mehr brachte ich nicht heraus. Wieder griff ich nach meinem Glas, damit die Tränen nicht die Oberhand gewannen, spülte sie runter und bereitete weiter gedankenversunken den Salat für das Partybuffet zu.

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt