Kapitel 25: Lehrstunden

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Als sie das Frühstück beendeten stand Severus auf, suchte nach der Salbe und kniete sich vor sie auf den Boden, um ihre Arme noch einmal einzucremen. Hermine beobachtete ihn mit einem kleinen Lächeln dabei, er sah sie an als er fertig war und konnte das aufkommende Lächeln in ihm nicht unterdrücken.
„Danke."
„Bitte", er stand auf, stellte den Tiegel auf den Tisch im Wohnzimmer und stellte sein Geschirr in die Spüle.
„Ich mach das gleich, lassen Sie es ruhig stehen.", sagte Hermine, er drehte sich zu ihr um.
„Danke für den schönen Abend und die... gemeinsame Nacht", er lachte leicht, „ich muss leider los.", sein Blick trug einen merkwürdigen Ausdruck, als wollte er gar nicht gehen.
„Gut.. ich bringe Sie noch zur Tür", meinte Hermine, stand dann auf und lief langsam mit ihr zur Eingangstür.
Sie standen beide unentschlossen davor, Hermine sah ihn mit einem leichten Hauch Wehmut an, es fühlte sich ganz unwohl an, ihn jetzt gehen zu lassen.
„Ich muss los", er sah gequält auf den Boden und öffnete die Tür, nur um dann vor Ron zu stehen, der gerade die Hand an die Klingel gelegt hatte.

„Snape? Was machen Sie denn hier?", fragte er verwundert, suchte Hermine im Flur.
„Er hat hier übernachtet falls du es wissen willst", mischte sich Hermine ein, sie hatte keine Lust auf Ron und schon gar nicht auf seine Eifersüchteleien, sie waren getrennt und er sollte sich aus ihrem Leben fern halten.
„Übernachtet?! Das... ist ja.. widerlich", Rons Abscheu manifestierte sich auf seinem Gesicht, Severus grinste, drehte sich zu Hermine und zwinkerte ihr zu, er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und raunte, „Danke für das Frühstück Hase."
Hermine musste beinahe laut loslachen und wusste nicht was witziger war, Snapes Wortwahl und sein Plan Ron zum Ausrasten zu bringen oder Rons Gesicht. Sie strich über seine Brust und nickte, verbarg ihr Lachen indem sie die Lippen aufeinander presste, als Snape sich wieder umdrehte, Ron einen süffisanten gewinnenden Blick zuwarf und sich dann in schwarzen Rauch auflöste.
„Ist das dein Ernst? Mit Snape?!", Ron war kreidebleich.
„Er ist so einfühlsam... und geschickt mit den Händen", Hermine sah ihn gespielt verträumt an, sie wollte das Spiel noch ein wenig weiterspielen.
An sich hatte sie nicht gelogen, dass seine Finger sich nur um ihre Arme gekümmert hatten, musste Ron ja nicht wissen.
„Du bist wirklich tief gesunken", giftete Ron, Hermine knallte ihm die Tür vor der Nase zu und ging mit einem dicken Grinsen im Gesicht zurück in die Küche, um aufzuräumen.

Hermine grinste weiter vor sich hin, als sie das Geschirr abspülte, ‚Danke für das Frühstück Hase', seine Stimme wollte einfach nicht aus ihrem Kopf verschwinden.
Er hatte es so ernst klingen lassen und trotzdem so, ... erotisch?, fragte ihre innere Stimme.
„Ja... irgendwie hatte es sich sehr... wollend angehört", sagte sie leise zu sich selbst.
Und Rons Gesicht... er hätte sich fast übergeben!, sagte die Stimme in ihrem Kopf entzückt, Snape hat eindeutig etwas gut bei dir für diese super Aktion.
Sie musste sich wirklich etwas Gutes für ihn überlegen, das hatte er sich verdient.
Womit könnte man ihm eine Freude machen? Zutaten und Kessel? Reagenzgläser und Phiolen? Keine schlechte Idee, er braucht doch immer so etwas, oder? Was macht er eigentlich? Er ist zumindest nicht in Hogwarts..., eine ganze Weile dachte sie darüber nach was er mit seiner Zeit anfing, was er für Verpflichtungen hatte.
Sie bemerkte gar nicht, wie sein Name ihr einfach so über die Lippen kam, „Severus Snape" und sich danach ein leichtes Lächeln auf ihre Züge legte.
Hermine konnte das Ausmaß der ganzen Situation noch gar nicht fassen, aber tief in ihrem Inneren hatte sich ein intensives und immer weiter wachsendes Gefühl eingenistet, was ihr Leben früher oder später auf den Kopf stellen sollte, wann genau das war, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Die Tage verstrichen schnell, Hermine bemerkte nur, dass es hell und dunkel wurde, alles andere verlor an Deutlichkeit.
Sie aß, wenn ihr Magen keine Ruhe mehr gab, hing ansonsten ihren Träumereien hinterher. Sie hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht, sich den Zeichenblock und den Stift geschnappt und malte. Sie zeichnete beinahe ohne Unterlass, der Stift hatte bereits Druckstellen und Hornhaut hinterlassen.
„Severus", sie sah auf, sie war so verträumt gewesen, dass sie nicht bemerkte, dass sie seinen Namen wieder gesagt hatte.
Wie lange war es her, dass sie sich gesehen hatten?
Zwei Tage?
Zwei Wochen?
Hermine wusste es nicht, sie hatte jedes Zeitgefühl vergessen.
Warum war sie so wirsch im Kopf? Sie musste unweigerlich an Luna und ihre Schlickschlupfe denken und lachte leicht. Sie beschloss, dass heute der Tag wäre, an dem sie Snape besuchen würde, wenn er sich nicht bei ihr meldete, würde sie sich bei ihm melden.
Sie schob die zahllosen Blätter zur Seite, lief schnell nach oben ins Badezimmer und stellte sich, als sie sich ausgezogen hatte, unter die Dusche. Sie duschte lange und ausgiebig, sie wollte frisch sein und gut riechen. Sie trocknete sich ab, trocknete die Haare ein wenig, band sie sich ein wenig zusammen und zog sich an.
Gut gelaunt und erfrischt lief sie wieder nach unten, schnappte sich ihre Zeichnungen und den Stift, verstaute alles in eine Tasche, zog sich eine Jacke über und verließ ihr Haus.

Sie apparierte nach Spinner's End, ging geradewegs zu seinem Haus und klopfte an die Tür.
Einige Sekunden später wurde die Tür geöffnet, Snape stand in ihr, musterte Hermine mit interessiertem Blick und schmunzelte.
„Was für eine Überraschung", er hörte sich wirklich ein wenig überrascht an und glücklich.
„Ich hätte Lust auf ein Frühstück", sagte sie grinsend.
„Dann kommen Sie einige Stunden zu früh", er lachte leicht, gab ihr den Weg frei und ließ sie ins Haus eintreten.
Nachdem er die Tür geschlossen hatte, nahm er ihr die Jacke ab, hängte sie auf und schob sie ins Wohnzimmer.
„Wo haben Sie solange gesteckt? Ich dachte schon Sie wären sauer auf mich.", fragte er, als sie sich auf die Couch gesetzt hatten.
„Sauer? Warum sollte ich sauer auf Sie sein?", sie sah ihn verwundert an.
„Wegen der Sache mit Ron", er räusperte sich.
„Ach", sie lachte, „der Frühstücksspruch... nein.. ehrlich gesagt hab ich überlegt, wie ich mich bei Ihnen dafür bedanken kann... Rons Gesicht war... unbezahlbar."
„Ich frage mich wirklich, was ihn so daran gestört hat", sagte er gespielt nachdenklich.
„Er hat Angst vor Ihnen", Hermine lachte leicht.
„Vor mir? Wer könnte denn vor mir Angst haben? Ich bin doch ein so netter Mann", er zog beide Augenbraun nach oben und sah sie unschuldig an.
„Das finde ich auch", stimmte sie zu.
„Ich habe Ihnen noch gar nichts zu trinken angeboten... was darf ich Ihnen bringen?", fragte er leise, fixierte sie mit seinem Blick.
„Ein Wasser bitte", ihre Stimme war leise, sie war verzaubert von seinen Augen.
„Wie aufregend", scherzte er, stand dann auf, ging in die Küche und holte zwei Gläser Wasser, kam wieder zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch, dieses Mal ein wenig näher zu ihr.
Hermine nahm ihm ein Glas aus der Hand und trank einen großen Schluck, er schnaubte leicht, „und wie mundet es Ihnen?"
„Das ist ein wirklich vorzüglicher edler Tropfen, der den Durst bis zum Grund löscht!", gab sie hochgestochen zurück.
Sie lachten beide zusammen, stellten dann das Wasser auf den Tisch und sahen einander an.

„Was haben Sie gemacht in der Zeit?", fragte er erneut, stützte seinen Kopf auf einer Hand ab.
„Gemalt... ich hab so viel gemalt...", sie zog die Zeichnungen aus ihrer Tasche und drückte sie ihm in die Hände.
Er besah sie sich, jede einzelne Zeichnung, war sie auch noch so klein und unbedeutend, seine Augen flogen über jede Linie, jeden Punkt, jedes Motiv.
„Sie haben wirklich Talent...", gab er ohne Umschweife zu.
„Finden Sie?", fragte sie aufgeregt.
„Ja natürlich... ich wünschte ich könnte nur halb so gut malen...", er lachte ungläubig.
„Jeder kann malen... wenn Sie möchten, kann ich es Ihnen zeigen.", bot sie freundlich an, ihre Augen glänzten.
„Ich glaube ich bin ein hoffnungsloser Fall", er winkte ab.
„10 Punkte Abzug für Slytherin", sagte sie böse, „Sie haben es noch nicht einmal versucht!"
Sie hatte recht, das wusste sie genauso gut wie er. Er seufzte leicht, sah sie noch einmal an, ihr Blick ließ eigentlich keine andere Antwort als ‚ja' zu.
„Na schön...", er ergab sich seinem Schicksal.
Hermine legte ihm den Block auf den Schoß und den Stift in die Hand, „als erstes brauchen Sie ein Motiv was Sie zeichnen möchten... vielleicht für den Anfang etwas, was still hält", sie lachte leicht, dachte an den Vogel im Park.
„Vielleicht die Gläser mit dem Wasser", sagte sie schulterzuckend.
Er fühlte sich irgendwie sehr dumm gerade, wie schwer konnte es schon sein Gläser zu malen?
Sein Ehrgeiz war geweckt, er betrachtete einen kurzen Moment das Glas und fing dann an das Objekt auf das Papier zu bringen.
Nach wenigen Minuten hielt er ihr die Zeichnung hin, sie betrachtete sie akribisch.
„Und Sie sagen Sie können nicht zeichnen... es ist perfekt.", sagte sie begeistert.

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